Grenzen und Limitierungen sind Geschichten an die wir glauben
Vieles von dem, was wir heute für selbstverständlich und unumstößlich wahrnehmen ist eine reine Imagination. Und dazu habe ich in diesem Beitrag ein paar ernst gemeinte Fragen für Sie aufbereitet. Ich muss das vorausschicken, weil Sie sie vielleicht für verrückt oder gar lächerlich halten werden, wenn Sie sich das erste mal damit beschäftigen.
Es geht um unsere Grenzen und Limitierungen und die Frage, ob sie nicht reine Einbildung sind, bzw. auf welcher Fähigkeit des Homo sapiens diese Einbildung basiert, nämlich dem Erfinden von Geschichten - Da dieses Thema zwei wichtige Teile beinhaltet, die beide relativ umfangreich sind, werde ich diese Teile auf zwei Blickpunkte verteilen - aber zunächst mal zu den Hintergründen unserer scheinbaren Grenzen und Limitierungen. Den zweiten Teil "Neue Geschichten kreieren eine neue Welt" finden Sie hier.
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Lassen Sie uns zunächst zurück an den Anfang gehen – nicht an die wahrscheinlich wirklichen Anfänge allen Seins, sondern an den Anfang dessen, was wir für das Wichtigste halten. Die Entstehung unserer Spezies, dem Homo sapiens.
Anfangs war der Mensch ein Tier unter anderen und es gab mehrere Varianten von uns. Nicht etwa so, wie wir das in der Schule noch gelernt haben, dass die einzelnen Menschenarten eine Abfolge der Evolution waren – nein, sie existierten gleichzeitig und haben sich wohl auch schon von Anfang an bekämpft.
Der Homo sapiens - ein vernünftiger, weiser Mensch?
Wir, die Homo sapiens – also der weise, vernünftige Mensch, so die freie Übersetzung – hat sich durchgesetzt. Man vermutet weil er dazu fähig war Gemeinschaften zu bilden und diese zu organisieren – die Kräfte zu bündeln, wenn Sie so wollen. Unsere Vorfahren haben diese Fähigkeit wohl gnadenlos dazu genutzt andere Arten und Artgenossen auszurotten und die eigenen Gene durchzusetzen.
Im Buch von Yuval Noah Harari „Eine kleine Geschichte der Menschheit“ beschreibt der Autor die Entwicklung vom unbedeutenden Lebewesen zur scheinbaren Krone der Schöpfung und er führt das interessanterweise, neben den anatomischen Besonderheiten unseres Gehirns, vor allem auf die Fähigkeit des Homo sapiens zurück, Geschichten zu erfinden und gemeinsam daran zu glauben.
Diese Fähigkeit ist dem Homo sapiens eigen, seit er seine Kommunikationsfähigkeit erweitern und auf diese Weise nutzen konnte. Und so hat er diese Ideen erschaffen, von denen wir heute noch viele kennen. Demokratie, Gleichberechtigung, Religion, Länder und Grenzen, Moral, der Glaube an die Wirtschaft, an Geld und an Firmen.
Bei genauer Betrachtung sind das alles Kunstgebilde, die wir geschaffen haben um uns und unsere Welt zu organisieren und zu manipulieren. Der Astronaut Alexander Gerst sagt vom All betrachtet gibt es nur die Erde. Es sind nirgends irgendwelche Grenzen zu sehen. Es gibt keine wirklichen Grenzen. Grenzen verlaufen da, wo wir sie ziehen und sie bestehen nur solange wir sie verteidigen können. Sie sind nicht wirklich da und sie haben auch meistens nicht allzu lange Bestand.
Erst die Geschichte, dann die Gemeinschaft und die Regeln
Das gilt auch für unsere mentalen Grenzen oder den moralischen, religiösen, gesellschaftlichen. Das sieht man schon daran, dass sie sich bewegen und immer wieder verschieben und verändern.
Religionen basieren größtenteils auf Geschichten, die andere irgendwann mal aufgeschrieben haben. Die Bereitschaft der Menschen diese Geschichten zu glauben, hält sie zusammen und lässt sie Regeln daraus ableiten.
Die Idee der gleichen Rechte für alle und dass die Gemeinschaft herrschen solle und nicht Einzelne ist auch so eine Geschichte. Könnten wir uns diese Geschichte nicht erzählen, wären wir noch organisiert wie alle Herden in unserer Welt – in klaren Hierarchien, die nicht in Frage gestellt werden können. Teilweise gibt es ja auch diese Idee immer noch und sie wird in Monarchien und Diktaturen noch gelebt.
Zeitgeschichtlich ist es auch gerade mal einen Wimpernschlag her, da konnte man nur selbst, als Person, Geschäfte betreiben und musste dafür persönlich grade stehen. Heute hat man sich darauf geeinigt, dass es so etwas wie Firmen und Körperschaften gibt, die rechtlich und wirtschaftlich so handeln dürfen als wären es Personen.
Aber tatsächlich gibt es weder General Motors noch Mercedes Benz oder Coca-Cola als Person, oder als etwas real Existierendes. Genauso wenig wie die CDU, SPD, AFD oder die katholische Kirche oder andere Religionen. Es handelt sich durchweg um Ideen, um Geschichten, die wir uns erzählen und an die wir bereit sind zu glauben.
Überprüfen Sie das für sich selbst. Nehmen Sie ein beliebiges Unternehmen und untersuchen Sie dieses in irgendeiner Form zu greifen. Sie werden immer nur Menschen finden, die dieses Kunstgebilde im Ernstfall vertreten und für es sprechen und handeln.
Die Illusion des Geldes - Wertspeicher, Handelserleichterung oder Gefahr?
Das gilt auch für die Idee des Geldes und anderer Erfindungen. Wir haben uns irgendwann die Geschichte erzählt, dass ein Gutschein, den gleichen Wert hat, wie ein Edelmetall, oder wie ein bestimmtes anderes Handelsgut. Das hat uns den Tauschhandel erleichtert, eine Art künstlicher Wertspeicher, solange alle bereit sind an die Illusion zu glauben.
Heute hat sich diese Illusion selbständig gemacht und die Macht an sich gerissen. Die Idee, die uns helfen sollte, frisst uns auf. Die Geschichte, die wir uns erzählen ist so stark geworden, dass nur noch sehr wenige Menschen daran zweifeln, dass man Geld braucht um zu leben. Das alleine zeigt die Macht dieser Geschichten und Ideen, die den Homo sapiens steuern und beherrschen.
Heute können Sie diese Art Geschichten, und viele mehr, in großer Masse im Internet mitverfolgen. Die Geschichte von der Verschwörung gegen die Menschheit, gegen die traditionellen Geschichten von Menschenrechten und klassischen Hierarchien. Die Geschichten von Kapitalismus, Sozialismus, Kommunismus und Anarchie an die wir glauben und die wir mit Zähnen und Klauen verteidigen wenn es sein muss, genau wie unseren religiösen Glauben, der natürlich der einzig wahre ist.
Bei genauer Betrachtung sind das alles Geschichten, die wir uns erzählen und an denen wir uns festhalten. Ich gehe nicht soweit zu sagen, dass es keine Grenzen und Limitierungen gibt. Unser Körper unterliegt den Naturgesetzen und er muss sich oft den Geschichten beugen, die zum Gesetz erklärt werden – ansonsten muss er mit Nachteilen oder Bestrafung rechnen bis hin zum Mord.
Last but not least gilt das auch im Kleinen – was ist Ihre Geschichte, die Sie sich über sich selbst erzählen? Was sind Sie bereit zu glauben, was Sie können oder nicht können? Was erzählen Sie sich den ganzen Tag, wo Ihre Grenzen liegen und wie oft haben Sie diese schon erweitert und überschritten? Zeigt nicht diese Tatsache alleine schon, dass da keine oder zumindest weniger Grenzen sind, als Sie sich einreden?
Sie entspringen unserer Vorstellungskraft - den Geschichten, die wir erfunden haben und an die wir glauben. Aber das gibt auch Hoffnung. Wir können diesen Umstand, diese Fähigkeit auch für uns selbst, unsere Gemeinschaft und das große Ganze positiv nutzen. Mehr dazu im zweiten Teil dieses Beitrags - Neue Geschichten kreieren eine neue Welt!
Alles Gute und
bis bald
Ihr
Gerd Ziegler