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Wertschätzung für das was ist

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Als ich neulich beim Spaziergang mit meinem Hund durch die Gegend lief, fiel mein Blick auf eine weggeworfene Tüte eines Fastfood-Restaurants. Das goldene M lugte unübersehbar aus der Wiese neben der Straße. Irgendein Ignorant oder irgendeine Ignorantin hatte sie wohl aus dem Auto geworfen. Eine bequeme und durchaus verbreitete Art der Müllentsorgung. Aber mir geht es heute gar nicht mal nur um die Umweltverschmutzung, sondern um die Wertschätzung, die wir dem Wohlstand entgegen bringen, in dem wir leben.

Diesen Blickpunkt möchte ich deshalb dem offensichtlichen Verlust des Bewusstseins für das was ist, und was wir haben, widmen. Und natürlich der Frage, warum das scheinbar mit jeder Generation schlimmer wird.

Die langsame Gewöhnung an scheinbar normale Verhaltensweisen

waste-1-1495816Den zunehmenden Abfall am Rande der Straßen, aber auch an Waldrändern hatte ich schon öfter bemerkt. Ganze Wohnungsausstattungen, alte Reifen und Waschmaschinen werden da entsorgt, oder Bauschutt einfach in den Wald gekippt. Hier im ländlichen Raum scheinen manche Menschen der Meinung zu sein, bei der relativ großen Fläche würde das nicht ins Gewicht fallen.

Irgendwie beginnt man mit der Zeit das alles als normal zu betrachten. Man nimmt es noch kopfschüttelnd zur Kenntnis, aber größere Gefühlsregungen löst es nicht mehr aus. Warum ich an diesem Morgen trotzdem beschloss diesen Überrest unserer Wohlstandsgesellschaft näher in Augenschein zu nehmen weiß ich auch nicht mehr. Vielleicht war es genau dieses Gefühl der Selbstverständlichkeit, mit der ich bereit war diese Verschwendung und vielfache Schädigung hinzunehmen, das mir Angst gemacht hat.

Sie werden wahrscheinlich berechtigterweise denken, dass wir insgesamt größere Probleme haben, als eine weggeworfene Tüte eines Fastfood-Restaurants, aber genau darin liegt die Gefahr. Es gibt Schlimmeres und wir nehmen die Details um uns herum nur noch als zu vernachlässigende Entwicklungen wahr. Ist ja nicht so tragisch, oder?

Jede große Katastrophe hat ihre kleinen Ursachen

Tatsächlich hat jede große Katastrophe ihre Ursache in den Details, die ihr vorausgegangen sind. Entscheidungen, die getroffen oder nicht getroffen wurden. Maßnahmen, die ergriffen, oder nicht ergriffen wurden. Trends, denen entgegengewirkt wurde, oder eben nicht. Der heilige Konsum und der allmächtige Glaube an das Wirtschaftswachstum, das scheinbar keiner mehr hinterfragt. Das alles sind Ursachen, die wir alle gemeinsam setzen. Über die Auswirkungen, die uns dann immer mal wieder auf die Füße fallen, reiben wir uns dann völlig verwundert die Augen, weil wir die Gesamtzusammenhänge nicht mehr im Blick haben.

Aber zurück zur Tüte. Eine halbvolle Schale Pommes und ein angebissener Hamburger waren noch darin. Sie stammten wahrscheinlich von ein paar Nachtschwärmern, die noch schnell auf dem Heimweg beim Drive-In vorbei gefahren sind, ein paar Bissen genommen haben und dann weg damit. Keine große Sache. So ist das halt heute. Es gibt Schlimmeres.

Möglicherweise führt der Überfluss dazu, dass wir nicht mehr zu schätzen wissen, was es bedeutet, jeden Tag mehr als genug Essen und Trinken auf dem Tisch zu haben. Was es heißt als Kind und Jugendlicher im Prinzip alles in Griffweite zu haben, was das Herz begehrt.

Das ist keineswegs als Vorwurf an diese Generation gedacht, denn schon meine Altersgruppe hat wirklichen Hunger aus der Not heraus nie kennengelernt - maximal kennen wir wirkliche Hungergefühle von Diäten. Und wer will es den Eltern verdenken, dass es dem Nachwuchs noch besser gehen soll und sie alles dafür tun. Das ist soweit nachvollziehbar.

Bewusstloser Konsum

Der Blick, was alles passieren und gegeben sein muss, damit wir praktisch unbegrenzt konsumieren können, was immer wir wollen, geht mittlerweile fast komplett verloren. Für das Stückchen Fleisch in der Tüte wurden Tiere, in wenig ansprechenden Verhältnissen, gehalten und getötet. Für Brot und Kartoffeln haben Menschen das ganze Jahr gearbeitet, um oft relativ überschaubare Löhne dafür zu erhalten. Der Boden musste die Saat aufnehmen, der Regen und die Sonne alles wachsen und gedeihen lassen. Nach der Ernte wurde alles verarbeitet und ausgeliefert, im Restaurant zubereitet und von den Mitarbeitern zu später oder früher Stunde bereitgestellt.

food-1570622All das, damit der Käufer oder die Käuferin ein zwei Bissen davon nimmt und es dann achtlos wegwirft, ohne überhaupt auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, was er oder sie da aus dem Fenster wirft.

Möglicherweise halten Sie diese Gedanken für überzogen und es ist tatsächlich halb so wild. Schließlich hatten Jugendliche zu allen Zeiten Probleme damit, richtig einzuschätzen, was sie eigentlich haben. Ich selbst und meine Generation waren da auch keine wirkliche Ausnahme. Aber vielleicht hängt diese fortschreitende Entwicklung des gedankenlosen Konsums, des bewusstlosen Verbrauchs billiger, ständig verfügbarer Güter, auch mit den sonstigen Vorgängen in dieser Welt zusammen.

Achtloser Verbrauch macht auch vor dem Wissen nicht halt

Ständig verfügbares Wissen und Halbwissen verleitet zum Beispiel ebenfalls dazu, dass sich die Menschen nicht mehr kritisch mit dem Dargebotenen auseinandersetzen, sondern sich nur noch ihre eigenen Glaubenssätze und Überzeugungen bestätigen lassen. Schließlich findet man selbst für die abstrusesten Geschichten irgendwelche scheinbaren Beweise, seien sie noch so weit hergeholt. Aber geglaubt wird, was der eigenen Überzeugung entspricht. Wer zu anderen Erkenntnissen kommt ist entweder ein dummes Schlafschaf oder gehört zur weltweiten Verschwörung dazu.

Umgekehrt wird jeder, der die öffentlich dargebotene, politisch korrekte Darstellung in Frage stellt, sofort als Extremist und Feind der Demokratie eingestuft. Als wäre keine sachliche Auseinandersetzung mit den Herausforderungen unserer Zeit mehr möglich. Da wird die Kanzlerin mal als Muslima dargestellt, dann will sie wohl mit HIlfe der Moslems das Abendland erschüttern oder Deutschland zerstören, im Auftrag des internationalen Judentums, oder wahlweise der Bilderberger oder dann doch wieder der Amerikaner, oder allen zusammen. Man ist da wenig wählerisch.

Im anderen Extrem lassen sich gutgläubige Bürger auch die offensichtlichsten, einseitigen Darstellungen von den Medien unterjubeln, im Glauben, die da oben werden schon alles in ihrem Sinne regeln. Dass hier von allen Seiten Manipulation betrieben wird, welche die Menschen zu einem bestimmten, erwünschten Verhalten hinführt wird vielleicht geahnt, aber einfach ausgeblendet. Es kann nicht sein, was nicht sein darf.

Wissen, oder sagen wir besser, Informationen stehen in Hüle und Fülle zur Verfügung. Manches ist politisch gestreut und frei erfunden. Anderes hat durchaus wahre Elemente und das Nächste stimmt einfach. Alles zu hinterfragen und gegenüber zu stellen würde helfen, wenigstens einigermaßen Klarheit zu bewahren, aber das würde mehr erfordern, als einfach nur die Bestätigung der eigenen Überzeugungen in diesen Informationen zu suchen.

Die Wertschätzung und Bewahrung der freien Informationswahl und deren Nutzung könnte dazu beitragen, das Informationspuzzle wenigstens etwas erkennbarer zusammenzusetzen. Aber auch hier verfahren Viele mittlerweile nach dem Prinzip Ex und Hopp.

Freundschaften werden mehr konsumiert als gepflegt

Wie sieht es mit der Wertschätzung für Ihre Freunde und Ihre Familie aus? Viel zu oft nutzen wir diese, um unsere Probleme und Sorgen bei ihnen abzuladen und merken gar nicht, dass sie selbst auch welche haben?

friends-1439264Auch hier konsumieren wir oft einseitig, wenn Sie so wollen. Wir neigen dazu alles mitzunehmen und zu “nutzen”, was uns zur Verfügung steht. Dagegen ist ja auch grundsätzlich nichts einzuwenden, wenn man das nicht als Einbahnstraße versteht und vergisst, was das alles wert ist.

Ein guter Freund, eine gute Freundin, die für uns da ist und vielleicht nicht nur zuhört, sondern auch hinhört und uns Halt gibt, das ist mit Geld nicht zu bezahlen. Sind Sie so ein guter Freund, oder eine solch gute Freundin? Oder falls Sie eine solche Freundschaft genießen dürfen, wann haben Sie das zuletzt bewusst und dankend wahrgenommen?

Vielleicht ist es tatsächlich so, dass wir etwas immer erst verlieren müssen, um es wertzuschätzen. Falls Sie beispielsweise gesund sind - wann haben Sie sich das letzte Mal ehrlich darüber gefreut, dass sie sich frei, ohne Hilfsmittel, bewegen können? Oder dass Sie frei atmen können? Einen Spaziergang genießen können? Sport treiben können? Ihre Hände uneingeschränkt nutzen können und vieles mehr … Wann haben Sie sich das letzte Mal wirklich und aufrichtig vor Augen geführt, was alles gut ist in Ihrem Leben?

Selbst wenn es Ihnen gerade nicht so gut geht, weil Sie vielleicht Geld-, Beziehungs- oder Gesundheitsprobleme haben, haben Sie mit Sicherheit trotzdem Dinge und Umstände für die Sie dankbar sein können. Sich das bewusst zu machen hilft Ihnen schon mal dabei Ihre Perspektive zu verändern und Bewusstsein dafür zu schaffen, was man hat und ist, im Gegensatz zu dem, was einem fehlt.

Sich die guten Dinge bewusst zu machen heißt nicht, die Schlechten zu verdrängen

Das hat nichts mit der rosaroten Brille zu tun, oder damit, alles schön zu färben. Selbstverständlich muss man sich um seine Probleme und deren Ursachen kümmern und Sie müssen auch nicht so tun, als wäre alles in Ordnung, wenn das nicht stimmt. Es geht vielmehr darum, darüber hinaus nicht zu vergessen, dass es eben selbst in dunkelsten Zeiten kleine Lichtquellen gibt, an denen wir uns aufrichten und ausrichten können.

Die bewusste Wahrnehmung ist allerdings die Voraussetzung dafür, egal ob es sich um Ihr Essen handelt, ihre Finanzen, die große Politik, Ihre Gesundheit oder was auch immer. Versuchen Sie doch mal wieder bewusst wertzuschätzen, was alles passieren und funktionieren muss, damit Sie täglich im Warmen, im Trockenen und wohlgenährt aufwachen, zur Wasserflasche greifen können und sauberes Wasser trinken können, ohne sich auch nur aus dem Bett zu bewegen. Von der warmen Dusche, der kuscheligen Heizung und dem reichlich gedeckten Frühstückstisch mal ganz abgesehen.

Wenn Ihnen das gelingt, dann werden Sie einen neuen Umgang mit den Dingen entwickeln, die Sie umgeben und die selbstverständlich geworden sind. Es dürfte Ihnen danach zumindest sehr schwer fallen, Essen einfach achtlos aus dem Autofenster zu werfen und Informationen einfach achtlos zu konsumieren.

Für alles was geschieht, haben wir gemeinsam die Ursachen gesetzt - zumindest einen Teil davon. In der gleichen Weise können wir heute die Ursachen für eine Verbesserung in der Zukunft setzen, auch und gerade wenn die Auswirkungen sich vielleicht erst viel später zeigen werden. Persönliche Freiheit bringt nunmal auch persönliche Verantwortung für das eigene Verhalten mit sich.

Wir sind alle nicht perfekt - deshalb möchte ich diesen Beitrag auch weder mit erhobenem Zeigefinger verstanden wissen, noch von einer überlegenen moralischen Ebene herab schreiben. Ich mache genauso viele Fehler und ich sitze genauso oft Irrtümern auf, wie die meisten anderen Menschen auch.

Es macht aber einen Unterschied, ob ich mir dessen bewusst bin und ob ich deshalb versuche bewusster zu leben, oder ob ich eben alles achtlos so hinnehme, wie es nunmal eben zu sein scheint.

Bleiben Sie wach. Sie müssen nicht perfekt werden und können es auch gar nicht, aber seien Sie sich der Tatsache bewusst, dass es allen anderen genauso geht, egal wie überzeugend sie auftreten. Machen Sie sich bewusst, dass Sie auch mal falsch liegen können und achten Sie bewusst auf die wunderbaren Dinge, die Sie umgeben und die Ihnen zur Verfügung stehen. Schätzen Sie den Wert, die diese wertvollen Menschen und Dinge für Sie haben. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung und ein guter Anfang für positive Veränderungen in der Zukunft.

Alles Gute auf Ihrem Weg und
bis bald
Ihr
Gerd Ziegler

Comments

  • Luciano
    September 6, 2016

    Gerd danke für die Denkvorarbeit die Ihr leistet.
    Freundliche Grüsse
    Luciano

    • September 6, 2016

      Hallo Luciano,

      vielen Dank für Ihr Feedback. Hat mich sehr gefreut.
      Alles Gute und
      viele Grüße

      Gerd Ziegler

  • September 6, 2016

    Hallo Herr Ziegler,

    vielen Dank für diesen berührenden Artikel, der mir sehr aus der Seele spricht ohne meine Inspiration zu versäumen!

    Auch Wertschätzung ist Macht. Denn sie hat die Macht unsere Welt zu heilen!

    Dankeschön und herzliche Grüße
    Tanja M. Falge

    • September 6, 2016

      Hallo Frau Falge,

      sehr gerne. Danke für die Rückmeldung.
      Das mit der heilenden Wirkung der Wertschätzung stelle ich auch fest. Sie tut nicht nur demjenigen gut, dem man sie entgegen bringt, sondern auch man selbst fokussiert sich dadurch mehr auf das Positive, das einem begegnet.

      Alles Gute und
      viele Grüße
      Gerd Ziegler

  • September 11, 2016

    Lieber Herr Ziegler,

    Sie sprechen mir aus der Seele. Vielen Dank für diesen Artikel und insgesamt für Ihre Arbeit, die ich sehr schätze.

    Von Herzen Grüsse,
    Alexandra Hannemann

    • September 11, 2016

      Hallo Frau Hannemann,

      sehr gerne und danke für die Rückmeldung.
      Das freut mich sehr.

      Alles Gute und
      viele Grüße

      Gerd Ziegler

  • Silvia Grubich
    September 13, 2016

    Hallo Herr Ziegler,
    ein sehr wert-voller Artikel, dem ich aus ganzem Herzen beipflichte. Danke.
    Liebe Grüße Silvia Grubich

    • September 13, 2016

      Hallo Frau Grubich,

      danke für den wert-vollen Kommentar. Freut mich, wenn wir unsere Gedanken zu diesen Themen teilen können. Das gehört zu den Dingen, die sich vermehren, wenn man sie teilt 😉

      Alles Gute weiterhin und
      viele Grüße
      Gerd Ziegler

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