Sicherheit ist Aberglaube - Wissen ist Macht TV
Wissen-ist-Macht.TV - Für ein glückliches und erfülltes Leben

Sicherheit ist Aberglaube

[easy-social-share buttons="facebook,twitter,google,pinterest,linkedin,stumbleupon,reddit,xing,whatsapp" counters=1 counter_pos="inside" hide_names="force" fullwidth="yes"]

Der Autor und spirituelle Lehrer Deepak Chopra schreibt in einem seiner Bücher: "Diejenigen, die Sicherheit in der äußeren Welt suchen, werden ihr ein Leben lang hinterher jagen. Indem Sie diese Bindung an die Illusion der Sicherheit aufgeben - die in Wirklichkeit eine Bindung an das Bekannte ist - treten Sie ein in das Feld aller Möglichkeiten. Das ist der Ort, wo Sie wahres Glück, Überfluss und Erfüllung finden werden."

In diesem Blickpunkt geht es genau um diese Illusion der Sicherheit und um die Frage, WIE man sich denn von dieser Illusion lösen kann.

Das Leben ist entweder ein waghalsiges Abenteuer, oder gar nichts!

Um sich dem Thema weiter anzunähern, habe ich ein weiteres Zitat ausgesucht - diesmal von der taub-blinden amerikanischen Schriftstellerin Helen Keller:

"Sicherheit ist größtenteils Aberglaube.
Sie existiert weder in der Natur, noch
kann die Menschheit als Ganzes sie erfahren.
Gefahr zu vermeiden ist auf lange Sicht nicht
sicherer, als sich ihr vollständig auszusetzen.
Das Leben ist entweder ein waghalsiges Abenteuer
oder gar nichts.
Unseren Blick auf Veränderung zu richten und uns
wie freie Seelen im Angesicht des Schicksals zu benehmen
- das ist unbesiegbare Stärke."

Helen Keller lebte taub und blind von 1880 bis 1968 in einer Zeit, in der dieses Schicksal noch schwieriger zu bewältigen war, als heute. Für einen Menschen, der dermaßen isoliert von äußeren Wahrnehmungen aufwächst, gibt es den Begriff Sicherheit nicht mal als Illusion. Vielleicht kam Sie im Laufe Ihres Lebens umso klarer zu der Erkenntnis, die sie in dem vorhin genannten Zitat zum Ausdruck brachte.

Der Irrglaube, wir könnten sicher leben, oder ein Leben in totaler Sicherheit erschaffen, macht sich vor allem in Regionen dieser Welt breit, denen es verhältnismäßig gut geht. In Syrien, Afghanistan, im nahen Osten oder irgendeinem anderen Krisen- und Kriegsgebiet, würde keiner verlangen, dass irgendjemand, irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen für ihn trifft.

Du musst schon ein bisschen auf dich selbst aufpassen!

attention-1315471In der Nähe von Gibraltar besichtigten wir einmal, bei einem Ausflug, eine Art Höhlensystem am Meer, das die Natur wohl in ein Felsmassiv gegraben hatte. Man konnte darin herumklettern und immer mal wieder einen Blick nach draußen aufs Meer erhaschen. Es ging steil bergauf und in schwindelerregender Höhe ging es um die Ecke und der Weg endete direkt an einem Abgrund. Ein Schritt zu viel und man stürzt in die Tiefe.

"Da könnte man aber auch abschranken, oder zumindest ein Warnschild anbringen", sagte ich nach dem ersten Schreck zu unseren spanischen Wegbegleitern. "Warum?", fragte einer davon zurück. "Wer sollte das tun? Wir können doch auch nicht die ganze Felsenküste absperren, oder ein Schild ans Meer stellen: Achtung hier könnten Sie ertrinken. Du musst schon ein bisschen selbst auf Dich aufpassen, auch wenn Ihr Deutschen das scheinbar nicht mehr so gewohnt seid." Mit einem Grinsen drehte er sich um und machte sich an den Abstieg.

Ich wollte noch protestieren, besann mich aber eines Besseren. Die kleine Spitze traf mitten ins Schwarze. Schon die Kinder in den westlichen Industriestaaten bekommen von klein auf vermittelt, dass andere dafür verantwortlich sind, dass es ihnen gut geht und dass ihnen nichts passiert. Wehe da hat mal ein Elternteil nicht richtig auf die lieben Kleinen aufgepasst und das Kind hat sich verletzt, weil es hingefallen oder vom Fahrrad gestürzt ist. Und wenn es sich außerhalb der eigenen Familie aufhält, dann muss da natürlich noch verstärkt eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung da sein und die Betreuerinnen und Betreuer sehen sich bitteren Vorwürfen ausgesetzt, wenn dann doch mal etwas passiert. In den USA geht das mittlerweile soweit, dass Eltern, die ihre Kinder alleine in die Schule laufen lassen, wegen Vernachlässigung angezeigt, zumindest aber angegangen werden.

Glauben Sie ernsthaft aus solchen Kindern werden mal Erwachsene, die für sich und ihr Leben Verantwortung übernehmen?

Sicherheit scheint das oberste Gebot der Stunde zu sein. Ob ein Kind glücklich ist und sich frei entwickeln kann ist nice-to-have. Sicher muss es dabei auf jeden Fall sein. Leider geht der Wunsch sich frei zu entwickeln mit der totalen Sicherheit so gar nicht zusammen. Entwicklung heißt nämlich Fehler machen, hinfallen, sich eine blutige Nase holen, sich blamieren, sich dem Spott und der Schadenfreude der Anderen auszusetzen und manchmal führt es auch dazu, dass wir seelisch und körperlich verletzt werden. Das nennt man Lebenserfahrung und es ist wichtig auf dem Weg zu dem Menschen, der wir werden können.

Die Vollkasko-Mentalität der Menschen scheint sich immer weiter zu verbreiten

Zugegeben, nur wenige von diesen Erfahrungen sind schön und es geschieht aus bester Absicht, wenn Eltern ihre Kinder davor bewahren wollen. Einen wirklichen Gefallen tut man aber niemand, den man so in Watte packt.

Selbstverständlich geht es nicht darum, Kindern gar keine Grenzen aufzuzeigen, oder gar völlig ohne Sicherungsmaßnahmen komplett sich selbst zu überlassen, wenn sie aus Unwissenheit Leib und Leben in Gefahr bringen. Es geht darum, sich mit dem Behüten auf das Notwendige zu beschränken und Kinder Erfahrungen sammeln lassen. Ein aufgeschürftes Knie verheilt wieder, seelische Unfreiheit und Unselbständigkeit werden dagegen fast immer zu lebenslangen Begleitern.

Der oder die Erwachsene sucht dann auch später immer wieder Verantwortliche, die man zur Rechenschaft ziehen kann, wenn das eigene Leben nicht so läuft, wie man das gerne hätte. Hören und schauen Sie doch heute einfach mal genauer hin, was die Menschen so von sich geben:

"Die Regierung sorgt immer nur für die anderen."
"Frau Merkel schickt überall in der Welt Geld hin, nur zu mir nicht."
"Natürlich habe ich einen Fehler gemacht, aber es hat mir ja auch niemand
gesagt, dass ich das nicht so machen darf."
"Natürlich gibt es viele Möglichkeiten, aber wegen meiner Krankheit und dem fehlenden Uni-Abschluss und weil ich doch jetzt Kinder habe und überhaupt ganz wenig Zeit und weil das Geld hinten und vorne fehlt - deswegen kann ich diese Möglichkeiten natürlich nicht nutzen."

Sicher kennen Sie Menschen, die Ihnen ohne großes Nachdenken zig gute Gründe nennen können, warum sie jetzt gerade, keine positiven Veränderungen in ihrem Leben herbeiführen können. Vielleicht finden Sie ja den ein oder anderen Ansatz davon auch bei sich selbst. Mir ging es jedenfalls so - und ich bin auch heute noch nicht gänzlich frei davon.

Auch ich ertappe mich heute noch dabei, dass ich immer noch mehr Details wissen will, bevor ich etwas Neues ausprobiere, um ja sicher zu gehen, dass alles gut geht und ich keine bösen Überraschungen erlebe. Und es kommt durchaus auch bei mir vor, dass ich, wenn dann doch etwas passiert, ich fieberhaft überlege, wer jetzt daran die Schuld trägt. Das ist, bis zu einem gewissen Grad, einfach menschlich und hat eben bis zu diesem gewissen Grad auch seine Berechtigung.

Schließlich würde es nicht allzu lange gut gehen, sich ohne jede Sicherungsmaßnahme in jedes Abenteuer und in jedes neue Geschäft zu stürzen. Ebenfalls sollte man, im Schadensfall auch die Fakten untersuchen um ein klares Bild zu erhalten - aber die Verantwortung was in meinem Leben passiert und die Ursache dafür, die liegt immer bei mir selbst.

Sicherheit setzt Bekanntes voraus - Wachstum und Entwicklung entsteht aber nur durch den Vorstoß ins Unbekannte

safety-1316981Dass mein Leben so ist, wie es jetzt ist, hat seine Ursache in den Entscheidungen, die ich getroffen habe. Es ist keine Frage, dass ich natürlich auch äußeren Einflüssen ausgesetzt bin und mir Dinge passieren können, die mein weiteres Leben beeinflussen, aber spätestens bei der Frage, wie ich mit diesen Ereignissen umgehe und was ich daraus mache, liegt die Verantwortung wieder bei mir. Auf die Klage "Keiner hilft mir", gibt es nur eine Antwort. "Hast Du schon bemerkt, dass das Dich selbst mit einschließt?"

Wir haben ein starkes Bedürfnis für Sicherheit. Wenn wir eine Reise antreten, möchten wir nicht nur gerne wissen, wo es hingeht, wie lange es dauern wird, sondern auch was uns unterwegs erwarten wird, welche Gefahren lauern und wie wir diesen begegnen können. Bei einer Veränderungsreise des Denkens und Handelns ist das ganz genauso, wenn nicht sogar noch schlimmer.

Unsicherheit, was den Ausgang und die Route einer solchen Reise angeht, fühlt sich unangenehm und manchmal sogar bedrohlich an. Aber sie erfüllt uns auch, weil sie unserem Leben Spannung verleiht, weil wir an solchen unvorhersehbaren Aufgaben wachsen und uns entwickeln können. Wir reifen nicht zuletzt an den Fehlern, die wir dabei machen und an den Blessuren, die wir davon tragen. Ein glückliches und erfülltes Leben verläuft keineswegs ohne Hindernisse und ohne Rückschläge, aber die Herausforderungen, die uns so ein Leben stellt, lassen uns erblühen und aufgehen, wie ein Samen, der sich durch die Erde ans Sonnenlicht gekämpft hat.

Wer lernt loszulassen und sich das nötige Urvertrauen zulegt, dass alles sich fügen wird, der kann die entsprechende Spontanität nutzen und unerwartete Gelegenheiten ergreifen, weil diese eben nicht planbar sind. Man weiß ja zu Beginn der Reise noch gar nicht, dass sich diese Möglichkeiten ergeben werden. In der Realität gibt es keine sicheren Wege und auch keine Vollkasko-Versicherung für das eigene Leben. Wir wissen nicht, wo uns das Schicksal hinführen wird, egal wie gründlich wir planen.

Wenn es Ihnen gelingt, Ihren Wunsch nach Sicherheit etwas zu lockern und sich der Unsicherheit öffnen, dann verschieben Sie damit Ihre selbst geschaffenen Limitierungen. Sie erweitern Ihre Grenzen und wer weiß - vielleicht gelingt es Ihnen eines Tages, diese ganz aufzulösen. Eine ganz neue Welt voller Möglichkeiten wird Sie dann erwarten. Auch dort wird Ihnen nicht alles auf dem Silbertablett serviert werden, aber Sie werden wissen, wie Sie das bekommen, was Sie wirklich haben, sein oder tun wollen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Verlassen des Bekannten, wenigstens ab und zu und Schritt für Schritt. Gehen Sie, wenn Sie wollen langsam voran, aber bewegen Sie sich Richtung Unbekanntem, Richtung Unsicherheit - neugierig und mit einem offenen Geist im Vertrauen, dass sich alles fügen wird, egal welchen Umweg Sie dabei gehen müssen.

Alles Gute und
bis bald
Ihr
Gerd Ziegler

Comments

  • Christina Partuschke
    März 2, 2016

    Toller, hilfreicher Artikel! Danke!

    • März 2, 2016

      Hallo Frau Partuschke,
      sehr gerne und danke fürs Feedback.
      Alles Gute,
      Gerd Ziegler

Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert