Dienst nach Vorschrift
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Die Statistik besagt, dass 70 % der Arbeitnehmer in den Industriestaaten, vor allem auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz, bereits innerlich gekündigt haben. Das bedeutet, sie würden lieber heute als morgen aufhören zu arbeiten, wenn sie das Geld nicht bräuchten, das sie für ihre Arbeit bekommen.
In diesem Blickpunkt werden wir uns ein wenig über den Sinn und Unsinn unterhalten, der sich aus der scheinbaren Pflicht ergibt, ausschließlich für Geld zu arbeiten und auch über die Frage, warum so viele Menschen genau das tun.
Der Ernst des Lebens und die Aussichten auf eine freudvolle Zukunft
Schon als Kind wird uns erzählt, jetzt ginge bald der Ernst des Lebens los und die Zeit des Spielens sei dann endgültig vorbei. Pflichterfüllung hieße dann das Zauberwort und schon die Lehrjahre seien keine Herrenjahre - vielmehr müsse man da lernen, dass man nicht alles haben kann, sich in sein Schicksal fügen muss und gefälligst seine Pflicht zu erfüllen habe. Was für coole Aussichten auf ein glückliches und erfülltes Leben, finden Sie nicht?
Dabei ist der Denkansatz ja gar nicht komplett falsch. Selbstverständlich muss man im Laufe des erwachsen werdens auch lernen mit unangenehmen Aufgaben umzugehen und dass man sich nicht nur die Rosinen rauspicken kann, sondern auch mal die ein oder andere Kröte schlucken muss um weiter zu kommen. Das gehört zum Leben einfach dazu. Das heißt aber nicht, dass das ganze Leben daraus bestehen muss. Es heißt auch nicht, dass Arbeit nicht Spaß, Spannung und Spiel bieten kann. Ganz im Gegenteil.
Das, womit Sie sich den Großteil Ihrer Tage beschäftigen, sollte Sie erfüllen und glücklich machen. Es sollte Ihren Grundbedürfnissen, Ihren Talenten, Träumen und Ihren Neigungen entsprechen. Es sollte etwas sein, mit dem Sie einen Beitrag zum großen Ganzen leisten können, das Ihrer Bestimmung gerecht wird und anderen und Ihnen selbst von Nutzen ist.
Nicht der Ruhm bestimmt den Wert
Das bedeutet nicht, dass jeder gleich die Welt retten, Milliardär werden oder ein großer Sport- oder Musikstar werden muss. Es geht vielmehr darum, einen Sinn in dem zu finden was man tut und seine Talente und Neigungen darin ausleben zu können.
Ich möchte die Frage von vorhin an Sie weiterreichen: Wenn Sie das Geld nicht bräuchten, zum Beispiel weil Sie 10 Millionen Euro im Lotto gewonnen haben, oder sonst wie unabhängig geworden sind - würden Sie Ihre jetzige Arbeit weiter machen? Wenn ja, herzlichen Glückwunsch. Wenn nein, dann gestatten Sie mir eine weitere Frage:
"Warum verkaufen Sie Ihre Lebenszeit, statt sie zu nutzen?"
Ich weiß, das klingt etwas provozierend und wenn Sie eine andere Lösung kennen würden, würden Sie nicht einem ungeliebten Job nachgehen. Ich meine das auch gar nicht als Vorwurf, sondern als Denkanstoß.
Tatsächlich ist der aktuelle Job meistens gar nicht komplett unerträglich. Vielmehr könnte es womöglich noch schlimmer kommen und wahrscheinlich liegt hier der Hauptgrund, warum so viele Menschen in ihrer Situation verharren, obwohl sie viel lieber etwas ganz anderes machen würden. Wer weiß aber schon, wo so eine Veränderung hinführen wird? Es gibt schließlich keine Erfolgsgarantie und was wenn alles schief geht und man auch noch das Wenige verliert, was man hat? So ist man wenigstens materiell einigermaßen versorgt.
Freedom is just another word for nothing left to loose, sang schon Janis Joplin - Freiheit ist nur ein anderes Wort für "Nichts mehr zu verlieren zu haben." Wer nichts mehr zu verlieren hat kann frei agieren. Man kann schließlich nicht vom Boden fallen. Aber solange man Angst hat davor, das was man hat zu verlieren, so lange neigt man dazu in seiner Situation zu verharren. Man verrichtet seinen Dienst nach Vorschrift, tut das, was von einem verlangt wird, erfüllt seine Pflicht und verlagert die Träume und deren Erfüllung in die Freizeit, sofern Familie und andere Verpflichtungen einem noch Zeit dafür lassen.
Eine unheimliche Verschwendung von Ressourcen
Was tatsächlich in Menschen steckt und welche Ressourcen da verschenkt werden, zeigt sich oft in der Freizeit dieser Menschen. Da bauen sie ganze Organisationen auf, leiten Sportmannschaften oder ganze Vereine, sind kreative Künstler, machen Musik, schreiben Bücher, komponieren Musikstücke und erfinden bahnbrechende Lösungen für alltägliche Probleme und vieles mehr. Wenn diese Angst nicht wäre und diese Menschen sich aus der Deckung wagen würden, was könnten sie selbst und die Gesellschaft als Ganzes erreichen?
Wenn man sich mit dem beschäftigt was man gerne tut und einer Aufgabe nachgeht, die Erfüllung und Wachstum mit sich bringt, dann können und müssen die Ressourcen erschlossen werden, die einem zur Verfügung stehen. Dann muss sich der Mensch nach der Decke strecken, er muss wachsen, sich entwickeln und neue Dinge dazu lernen, die ihm Freude bereiten. Er kann sein volles Potential entfalten und es für eine Aufgabe nutzen, die größer ist, als er selbst.
Wie schon gesagt - es geht nicht darum, dass dabei jeder ein Superstar und reich und berühmt werden muss, aber es macht einen großen Unterschied, ob Sie einfach Steine aufeinander setzen, oder ob Sie an einer Kathedrale bauen, um mal ein bekanntes Beispiel aus einer Motivationsgeschichte zu benutzen.
Wenn Sie die Arbeit als Maurer, Gärtner, Maler oder Kaufmann erfüllt und glücklich macht, lassen Sie sich bitte auf keinen Fall einreden, das sei nichts Besonderes oder nicht genug. Sie müssen nicht Star-Architekt werden um wertvolle Arbeit abzuliefern. Nur mit Architekten würde kein einziges Projekt tatsächlich umgesetzt. Wenn Sie aber gerne Architekt wären und viel lieber Häuser entwerfen würden, statt welche zu bauen, dann bleiben Sie nicht nur deshalb Maurer, weil Sie sich einmal so entschieden haben und es schließlich schlimmer sein könnte.
Das volle Potential entfalten
Ich habe keine Ahnung, ob wir mehrmals leben, oder nur einmal. Das überlasse ich Ihrem Glauben. Ich weiß aber, dass wir hier auf dieser Welt, in unserem Umfeld in dem wir gerade leben, die Möglichkeit haben, unser volles Potential zu entfalten und auszuleben, zu wachsen und uns zu entwickeln. Egal wo wir gerade stehen, egal was bisher war. So lange Sie atmen und denken können, können Sie Ihr Leben auch verändern.
Wohin Sie Ihr Weg dabei führen wird, weiß ich nicht. Welches Ziel Sie dabei verfolgen, ebenfalls nicht, aber dass Sie es spüren werden, wenn Sie auf dem Weg sind, das kann ich Ihnen versprechen. Legen Sie Ihre Ängste ab und laufen Sie los. Sie brauchen ja nicht gleich Hals über Kopf alles aufgeben, was Sie erreicht oder aufgebaut haben. Sie können in Ruhe recherchieren und einen sanften Übergang aufbauen. Sie können mit Menschen reden, die bereits so leben, wie Sie leben möchten, oder bereits das tun, was Sie tun möchten. Sie können Dinge neben Ihrem jetzigen Job beginnen und austesten, bis sich der Erfolg einstellt. Es gibt Myriaden von Möglichkeiten, die das Leben für Sie bereit hält. Wenn Sie sich von Ihrer Angst befreit haben, werden Sie sie sehen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei, Schritt für Schritt voran zu gehen und den Dienst nach Vorschrift aus Ihrem Leben zu verbannen. Sie haben ein spannendes, erfüllendes und glückliches Leben verdient - sie bekommen es aber nicht einfach so geschenkt. Holen Sie es sich.
Alles Gute und
bis bald
Ihr
Gerd Ziegler