Die Kunst rechtzeitig aufzuhören
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Zwei Dinge sind für unsere Arbeit nötig:
Unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft,
etwas, in das man viel Zeit und Arbeit gesteckt hat,
wieder wegzuwerfen.
Albert Einstein
Wegwerfen muss man nicht gleich alles, aber es kommt trotzdem immer wieder vor, dass wir uns unnötig lange mit Dingen beschäftigen, die eigentlich schon lange gescheitert sind.
In diesem Blickpunkt geht es um die Fähigkeit ein Vorhaben rechtzeitig wieder aufzugeben und um die Frage, warum das vielgerühmte “Never-ever-give-up” nicht immer eine Erfolgsstrategie ist. Auch wir hier bei Wissen-ist-Macht.tv haben da so unsere Erfahrungen gemacht - aber dazu später mehr.
Niemals aufgeben - ein sicherer Weg zum Erfolg. Wirklich?
Entscheiden Sie sich, was Sie haben, werden oder sein wollen und dann geben Sie einfach nicht auf, bevor Sie Ihre Ziele erreicht haben. Zugegeben, das klingt vernünftig, und in vielen Fällen ist das sogar ein guter Rat. Allerdings nicht in allen Fällen. Tatsächlich ist es manchmal wesentlich erfolgversprechender rechtzeitig die Reißleine zu ziehen, anstatt mit dem Kopf gegen die immer gleiche Mauer zu rennen, in der Hoffnung man käme mit dem Kopf durch die Wand.
Es mag ab und zu gut gehen, aber in der Regel holt man sich dabei lediglich eine blutige Nase oder schlimmeres und nur sehr selten gibt die Mauer nach. Viel zu viele Menschen rennen, angefeuert vom Mythos des unbändigen Willens, immer wieder in die falsche Richtung und wundern sich, warum sich der Erfolg, trotz größtmöglicher Anstrengungen, einfach nicht einstellen will.
Das Durchhaltevermögen an der falschen Stelle ist schon so manchem zum Verhängnis geworden. Es gibt zahlreiche Beispiele. Untalentierte Sänger, die einfach nicht in Erwägung ziehen, dass die vernichtenden Urteile über Ihre Sangeskunst, einfach nur die Wahrheit sein könnten. Der Geschäftsmann, der zum x-ten Male den gleichen Versuch startet, um erfolgreich zu werden.
Menschen, die denken, wenn ein bestimmtes Vorbild das schafft, dann können sie das auch schaffen. Dass der oder diejenige ganz andere Voraussetzungen mitgebracht hat, ein ganz anderes Standing hat, und vielleicht schon 10 Jahre lang diesen Erfolg mühsam aufgebaut hat, blenden diese Leute einfach mal aus.
Rückschläge sind manchmal auch Wegweiser
Rückschläge sind ein Test des Schicksals. Es wird geprüft, ob du es wirklich ernst meinst mit deinem Vorhaben. Auch diese Aussage haben Sie vielleicht schon mal gehört. Ja, vielleicht. Sicher werden einem die wenigsten Wünsche schon beim ersten Versuch erfüllt, das ist mal sicher. Deshalb ist es natürlich wichtig, sich nicht beim geringsten Gegenwind zurücktreiben zu lassen.
Aber wenn es immer und immer wieder Rückschläge gibt, sollte man zumindest mal innehalten und hinterfragen, ob man wirklich auf dem richtigen Weg ist. Also ob der Weg, den man eingeschlagen hat wirklich zum gewünschten Ziel führt, oder ob das Ziel tatsächlich das eigene ist. Manchmal vergisst man bei der Zielsetzung, den Weg in die Überlegungen einzubeziehen. Manchmal verkalkuliert man sich beim Preis, den man bezahlen muss. Vieles ist möglich. Einfach zu sagen, gib einfach nicht auf taugt als pauschaler Rat leider gar nichts.
Ein Bekannter von mir hatte zum Beispiel immer den Traum, sich in seinem Beruf selbstständig zu machen. Er ist leidenschaftlicher Koch und er ist gut in dem was er tut und er war überzeugt davon, dass er das mindestens genauso gut hinkriegen würde, wie sein Chef.
Tatsächlich war er ein sehr guter Koch, aber er war ein miserabler Geschäftsführer. Von der Kundengewinnung wollte er nichts wissen, eine präzise Kalkulation war ihm lästig und der Umgang mit den Mitarbeitern war ihm schnell lästig.
Er hätte sehr gerne ein florierendes Restaurant geleitet, aber er war nicht bereit das nötige Tagesgeschäft dafür zu erledigen. Sein eigener Herr zu sein, heißt nicht, dass man jetzt tun kann, was man will - ganz im Gegenteil. Es bedeutet, zumindest im Kleinbetrieb, alle anfallenden Aufgaben erledigen zu MÜSSEN, oder zumindest verantwortlich dafür zu sorgen, dass sie erledigt werden.
Es kam wie es kommen musste. Nach dem Verlust zahlreicher Nervenstränge und viele verlorene Euros später, kam mein Bekannter zu der Erkenntnis, dass er sehr gut aufgehoben ist - in einem Restaurant, das von jemand anderem geleitet wird. Er hat sich etwas gesucht mit mehr gestalterischer Freiheit, als bei seinem alten Chef, aber ohne die Verpflichtungen der Selbständigkeit.
Wäre er weiter dem Mythos des Nicht-Aufgebens gefolgt, wäre er heute mit Sicherheit ruiniert.
Aufgeben oder Durchhalten - was richtig ist zeigt sich oft erst hinterher
Dem gegenüber stehen natürlich zahlreiche Fälle, wo der oder die Betroffene viel zu früh die Flinte ins Korn geworfen hat. Da es sich nach dem Aufgeben eines Vorhabens nicht mehr zuverlässig sagen lässt, ob weitere Bemühungen vielleicht zum Erfolg geführt hätten, bleibt es eine reine Schätzung, wie viele erfolgversprechende Projekte nie zustande kamen, weil der Ideengeber zu früh aufgab. Man weiß es nicht.
Zu erkennen, wann es Zeit ist, ein Vorhaben zu stoppen, oder ob es sinnvoll ist, weiter zu machen - das ist eine der schwersten Aufgaben, die Ihnen bevorstehen, wenn Sie ein größeres Projekt angehen. Die Grenze ist fließend und ein zuverlässiges Ergebnis erhalten Sie nur, wenn Sie bis zum bitteren Ende durchhalten - egal ob da dann der Erfolg oder der persönliche Ruin steht.
Deshalb müssen Sie mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten und mit Ihrem Gefühl. Das mag sich zunächst widersprechen, aber meistens ergänzen sich diese beiden Werkzeuge ganz gut, wenn man sie richtig einsetzt.
In diesem Fall kommen die Zahlen und Ergebnisse vor dem Gefühl. Analysieren Sie also in aller Sachlichkeit, ob Sie Ihrem Traum oder Ihrem Ziel näher kommen, ob die Ergebnisse Ihnen sagen, dass Sie auf dem richtigen Weg sind, ob es sich positiv entwickelt, oder ob sie sich eher rückwärts bewegen.
Danach fragen Sie sich, ob Sie sich heute glücklicher, zuversichtlicher und erfüllter fühlen, als vor dem Start und last but not least, ob Sie sich noch wohl fühlen, auf dem Weg, den Sie tagtäglich gehen müssen, auf dem Weg zu Ihrem Ziel.
Ob Sie schon viel investiert haben darf keine Rolle spielen
Wie lange Sie schon an etwas arbeiten und wieviel Mühe, Zeit und Geld Sie bereits investiert haben, darf in Ihren Überlegungen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Es bringt nichts etwas mit aller Gewalt zu Ende bringen zu wollen, nur weil man schon so viel investiert hat. Im Normalfall macht man es dadurch nur noch schlimmer, je länger man sich auf diese Weise zu etwas zwingt, was man eigentlich gar nicht mehr will, oder das eigentlich gar nicht geht - jedenfalls nicht für einen selbst.
Es gibt keine feste Regel, wann man aufgeben sollte und wann man durchhalten muss. Es ist eine Mischung aus sachlicher Analyse und dem Gefühl, ob der Weg noch stimmt und ob der Preis angemessen ist, den Sie für die Zielerreichung zahlen müssten.
150 Versuche bis zum Ende
Bis vor einiger Zeit erschienen noch regelmäßige Folgen des Traumleben-Podcast hier auf Wissen-ist-Macht.tv. Die Produktion dieser Sendungen hat viel Mühe und Arbeit gekostet und es hat auch Spaß gemacht - aber sie waren nicht wirklich erfolgreich. Zu wenige regelmäßige Zuhörer und vor allem kein nennenswertes Wachstum. Dafür relativ hohe Kosten für die Erstellung und viel Aufwand, bis alles online und in die Abläufe gebracht war.
Zuletzt kam noch der Versuch die Dienstleistung rund um den Podcast auszulagern, also das Fertigstellen, Einstellen und veröffentlichen des Podcasts von einem Dienstleister erledigen zu lassen - was uns eine Menge Arbeit abgenommen hat und auch sehr gut funktioniert hat - aber letztlich half alles nichts - wenn man ein totes Pferd reitet, hilft nur absteigen … Und genau das haben wir dann nach über 150 Folgen auch gemacht.
Auch wir haben diese vorhin beschriebene Vorgehensweise angewandt - wir haben in aller Sachlichkeit beobachtet und analysiert und das Gefühl befragt, ob der Weg noch der Richtige ist. Gerade wenn einem etwas Spaß macht ist die Gefahr ja groß, dass man sich die Realität schön färbt. Und wenn man etwas nur als Hobby macht, spielt es auch keine Rolle, aber wenn es Teil einer beruflichen Tätigkeit ist, muss so ein Bereich auch seine Aufgabe erfüllen …
Prüfen Sie immer wieder neu, ob der Weg noch Ihrer ist
Den Zeitpunkt mit etwas aufzuhören kann man auf vielfältige Art und Weise verpassen. Es gibt Menschen, die setzen eine ansich erfolgreiche Karriere zu lange fort. Manche hängen zu lange an einem Amt oder einer Position, andere verfolgen zu lange den falschen Weg, oder rennen gleich komplett in die falsche Richtung. Durchhalten verschlimmert in diesen Situationen die Lage und verlängert das Leiden unnötig.
Immer mal wieder innehalten und sich ehrlich fragen, ob die Ziele noch die richtigen sind und ob der Weg noch der Ihre ist - das ist sicher mühsamer, als einfach alles beim Alten zu belassen, aber die einzig sichere Vorgehensweise, um dauerhaft Erfüllung zu finden. Schließlich verändern wir uns mit der Zeit und damit meist auch unsere Prioritäten. Manchmal merken wir auf dem Weg zum Ziel, dass wir eigentlich etwas ganz anderes erreichen wollen, als das Ziel selbst. Es gibt viele Gründe und Situationen, in denen Aufgeben oder Umdenken, die wesentlich intelligentere Option ist. Lassen Sie sich also von den zahlreichen Durchhalteparolen nur dann inspirieren, wenn Sie sicher sind, auf Ihrem Weg zu sein.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und die ein gutes Gespür dafür. Lassen Sie es sich gut gehen und trainieren Sie Ihren Blick für die Situation. Vertrauen Sie Ihrem Urteil im konkreten Fall, anstatt irgendwelchen Pauschalregeln, die Ihnen sagen, was Sie wann tun sollten. Sie sind der Regisseur in Ihrem Leben. Sie bestimmen und Sie tragen die Verantwortung. Niemand kann und wird Ihnen das abnehmen, außer um Sie für seine Zwecke einzuspannen.
Alles Gute und
bis bald
Ihr
Gerd Ziegler
Hallo Gerd,
mit großem Bedauern habe ich vom Ende der Sendungen “Vom Traum zum Ziel” gelesen – aber ich kann die Entscheidung nachvollziehen.
Ich habe die Sendungen immer sehr gern geschaut, Sie Gerd kamen immer so ehrlich rüber. Auch die Interviewpartner fand ich überwiegend angenehm und bereichernd.
Vielleicht ergibt sich aus dem Gemachten etwas Neues – man weiß nie.
Herzlichen Dank für die entstandenen Sendungen, ich fand sie gelungen.
Viele Grüße
Mandy
Hallo Mandy,
vielen Dank für die Rückmeldung. Tatsächlich arbeiten wir gerade an einer weniger aufwändigeren Umsetzung der Interviewserie – zum Beispiel per Skype o. ä. – wir werden das mal testen und wenn es genauso gut angenommen wird, wird es auch wieder Interviews und evtl. auch wieder Podcasts und andere Videobeiträge geben. Schau mer mal was sich ergibt. 😉
Alles Gute und
viele Grüße
Gerd Ziegler
Hallo Gerd,
nachdem ich mehrere Sendungen gesehen habe und auch den einen oder anderen Podcast mir angehört habe bin ich nun etwas verwundert über die im Unterton doch eher ernüchternden Botschaften aus diesem Artikel. Vorher hieß es noch, “egal was andere Raten oder dazu sagen, gehe Deinen Weg wenn Du ein Ziel bzw. Traum hast. Und nun klingt unterschwellig mit das es eh kein Sinn hat und man lieber wieder zurück gehen soll weil man sonst Schiffbruch erleiden kann.
Liebe Grüße
Stefan
Hallo Stefan,
tut mir leid, wenn das so rüberkam. So war es nämlich nicht gemeint. Wer sein Ziel/seinen Traum hat, den dürfen gelegentliche Rückschläge und Hindernisse nicht abhalten. Aber manchmal verrennt man sich in den falschen Weg, und manchmal stellt man fest, dass das scheinbare Ziel, gar nicht das eigene war, sondern ein ganz anderes Bedürfnis dahinter steckt, das anderweitig viel besser zu erreichen ist.
In einem solchen Fall stur immer weiter zu versuchen mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen verursacht höchstens Kopfschmerzen, aber keine Erfüllung. Deshalb ist es gut, immer mal wieder zu reflektieren, was man tut und ob es noch der eigene Weg ist – und wenn nicht, sich auch rechtzeitig neu auszurichten.
Der Weg sollte schon Erfüllung bringen, das ist ein gutes Indiz für die richtige Richtung.
Alles Gute und
viele Grüße
Gerd
Lieber Gerd,
auch ich habe immer sehr gerne Eure Sendung gesehen. Eines Tages wollte ich auch gerne mal dabei sein, doch es hat jetzt doch nicht geklappt. Ich bin noch nicht soweit, dass ich mich Deinen Fragen stellen kann. Es dauert noch etwas.
Ich hoffe, ich sehe Dich bald wieder – wo auch immer.
Ganz liebe Grüße aus Solingen schickt Dir
Annette
Hallo Annette,
dankeschön. Es ist nicht geplant die Interviews ganz einzustellen. Wir müssen nur eine, zumindest zusätzlich, günstigere Variante der Durchführung finden. Daran arbeiten wir gerade. Es ist also noch Gelegenheit etwas gemeinsam zu erstellen, wenn die Zeit reif ist.
Alles Gute und
viele Grüße
Gerd