Die Gierschranke und die Angstschranke
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Menschen seien, im Gegensatz zum Tier, vernünftige Wesen, sagt man. Sie unterscheiden sich von anderen Arten dadurch, dass sie auf der Basis von Logik und Verstand Entscheidungen treffen und so ihr Leben selbst steuern und zu Glück und Wohlstand führen können. Soweit die Theorie. In vielen Fällen trifft sie sogar zu, schließlich haben wir zumindest rein technisch/materielle große Fortschritte erzielt.
Wenn man mal einen Blick auf unsere Welt wirft, und darauf, wie sie sich verändert hat, seit wir Menschen sie bevölkern, kann das oben Gesagte aber nicht zu hundert Prozent stimmen. Wir wissen im Grunde, was diesem Planeten, auf dem wir leben schadet, was Mensch und Tier schadet und was uns selbst, als Individuum schadet. Viele dieser Dinge tun wir trotzdem. Welches vernünftige Wesen würde das tun?
Liebe, Anerkennung und Respekt
Wir wollen eigentlich geliebt werden, Anerkennung, Respekt und auch hin und wieder ein wenig Bewunderung abbekommen, handeln aber nicht so, als dass wir auch nur in die Nähe von Anerkennung und Bewunderung kommen, von Liebe ganz zu schweigen.
Wir wollen Krieg darum führen, dass wir in Frieden leben können, wir akzeptieren starke Einschränkungen, um unsere Freiheit zu bewahren und wir spenden Millionen für hungernde Kinder, die ohne unser unethisches Verhalten gar nicht hungern müssten. Bei der Behauptung wir wären die Krone der Schöpfung kann es sich wohl doch nur um einen Marketing-Gag der Kirche handeln, oder? Wenn Gott uns nach seinem Bilde geschaffen haben sollte, würde das einiges erklären, was nicht so ganz funktioniert. Aber vermutlich war es und ist es eher anders herum – der Mensch schafft sich Gott nach seinem Bilde – meist so, wie er ihn gerade braucht – für seine eigenen Zwecke, versteht sich.
Warum das alles so angelegt ist, warum diese Welt so ist, wie sie ist, weiß ich natürlich auch nicht. Aber warum wir Menschen nicht vernünftig handeln, lässt sich aus verschiedenen Beobachtungen ableiten. Vielleicht haben wir nicht nur die bekannte Blut-Hirn-Schranke in uns, die das Hirn vor Krankheitserregern, Toxinen und Botenstoffen im Blut schützt. Möglicherweise haben wir auch eine Gierschranke und eine Angstschranke, die in bestimmten Situationen heruntergelassen wird und den Zufluss von vernünftigen Gedanken verhindert.
Die Schranke senkt sich …
Man kann das in unterschiedlichsten Situationen, im großen Weltgeschehen, genau wie bei einem Nachbarschaftsstreit beobachten, wenn Menschen Angst haben oder gierig werden, geht die Schranke runter. Viele Manipulateure zu allen Zeiten haben sich dieses Wissen zu Nutze gemacht. Es wird alles getan um die mal mehr, mal weniger reale Angst vor Terrorismus, Krankheit, Krieg, Tod, vor dem Fremden und vielem mehr zu verstärken und notfalls künstlich aufzubauen.
Oft genügt schon Verunsicherung um Menschen beim Gewohnten verharren zu lassen – es könnte ja noch schlimmer kommen – oder sie in eine bestimmte Richtung zu drängen. Genauso ist es bei dem anderen Extrem, der Gier. Schon seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar seit Jahrhunderten machen sich Trickbetrüger aller Couleur diesen Wesenszug zu Nutze. Trotzdem rennen Menschen immer wieder sehenden Auges in ihr Verderben, geben ihren Abzockern alles Ersparte und werfen sogar noch weiteres, oft geliehenes Geld hinterher, um ja beim großen Reibach nicht ausgeschlossen zu sein.
… und manchmal bleibt sie ganz unten
Die Gierschranke und die Angstschranke lässt uns Dinge tun, die manchmal einfach nur peinlich, manchmal aber auch grausam, erbarmungslos, rücksichtslos und herzlos sind. Und manchmal übernimmt die Gier auch ganz das Regiment. Die Gierschranke bleibt dauerhaft gesenkt und die Vernunft und die Intelligenz werden der Gier und der Angst untergeordnet und für deren Zwecke eingesetzt. Zum Beispiel für immer effektivere Massenvernichtungswaffen, für immer produktivere Tierhaltung und hochprofitable Produktionsstätten. Es herrscht die Maxime der maximalen Bereicherung und der Schaffung scheinbarer Sicherheit. Alles was uns bedrohen könnte muss ausgerottet werden, alles was unseren persönlichen Gewinn steigert (und wenn es nur der Lustgewinn ist), darf gemacht werden, alles was dem Menschen nutzt, darf anderen Wesen und der Welt ansich angetan werden.
Die Gierschranke und die Angstschranke kommen hier in einem harmonischen Zusammenspiel zum Einsatz und ihr Einsatz wird oft noch nicht einmal mehr hinterfragt. Viel zu sehr haben wir uns schon an ihre Existenz als Teil unseres Lebens gewöhnt.
Ein freies und unabhängiges Leben
Wer aber tatsächlich frei und unabhängig ein Leben nach den eigenen Vorstellungen leben will, muss diese beiden Schranken beherrschen, nicht jedoch sie abmontieren. Angst und Gier sind zwei Teile von uns, die beide ihren Sinn haben. Im konkreten Gefahrenfall hilft uns die Angstschranke schnell und angemessen zu reagieren – das ist lebenswichtig. Und ein bisschen “Gier” in Form von Streben nach Verbesserung ist ebenfalls Grundlage eines glücklichen, sich entwickelnden Lebens.
Wir müssen nur darauf achten, dass wir diese beiden Extreme im richtigen Maß für uns nutzen, sie zu unserem Diener machen, und nicht zu unserem Herrn aufsteigen lassen. Auch und gerade wenn uns Kirche, Schulen, Regierungen und sonstige Menschen, die an “Untertanen” interessiert sind, etwas anderes einreden wollen.
Wenn also die nächste Grippewelle anrollt, egal ob es diesmal die Hühner-, Vogel-, Schweine- oder Eichhörnchengrippe ist, achten Sie einfach mal darauf, wann die Schranke runtergeht. Und wenn Ihnen nächstes Mal das Geschäft Ihres Lebens angeboten wird, mit 1000 Prozent Gewinn ohne Risiko, dann achten Sie darauf, wann Sie das Angebot einfach nutzen MÜSSEN – das ist der Zeitpunkt, wenn die Schranke runtergeht. Oder wenn der nächste Terroranschlag droht – es gibt ja wirklich welche – achten Sie darauf, wann die Schranke runtergeht und achten Sie darauf, was gleichzeitig noch passiert. Welches Gesetz soll durchgeboxt werden, von welcher Krise soll abgelenkt werden usw.?
Es liegt in unseren Genen – Der richtige Umgang mit Angst und Gier
Nicht dass wir uns falsch verstehen – diese Reflexe sind angeboren – sie lassen sich nicht verbieten und wir können sie auch nicht abstellen. Bei uns allen gehen diese Schranken immer mal wieder runter. Wichtig ist es, in Zukunft zu erkennen, wenn es wieder soweit ist und nicht zu handeln, während die Schranke unten ist. Echte Gefahrensituationen ausgenommen, versteht sich. Handeln Sie im Zweifelsfall nicht.
Vielleicht verpassen Sie dadurch tatsächlich mal ein gutes Geschäft. Möglicherweise stellt sich im ein oder anderen Fall heraus, dass die Angst durchaus berechtigt war. Aber in der Mehrzahl aller Fälle, wird dieses Verhalten Sie vor Schaden bewahren. Ein wirklich gutes Geschäft ist selten so dringlich, dass man nicht noch einmal dazu weiter recherchieren kann, und selbst wenn man eines mal verpasst, bieten sich täglich neue Chancen. Dringlich macht es meist der Verkäufer, aber nicht zu Ihrem Wohle, sondern zu seinem.
Mit ein bisschen Übung, kommen wir dann möglicherweise eines Tages soweit, dass wir angstfreie und gierfreie Entscheidungen treffen, und dann werden wir uns von niemand mehr einreden lassen, dass wir alle in Unfreiheit, sterbenskrank und ohne Arbeit dastehen, wenn wir verantwortungsvoll und fürsorglich mit Mensch, Tier und Umwelt umgehen. Möglicherweise sollen wir uns die Erde nämlich nicht untertan machen, um ins Paradies zu kommen, sondern ein Paradies aus ihr machen um dort zu leben. Wäre doch zumindest ein schönes und lohenswertes Ziel, oder?
Bis bald
Ihr
Gerd Ziegler
Vielen Dank für diesen wunderbaren Text, der beweist, dass langsam aber sicher die Verknüpfung von Glück und verantwortungsvollem, schöpferischem Handeln in der Gesellschaft Beachtung findet. Alles Andere kann auch auf Dauer nicht funktionieren…