Der Wert des Potentials
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Der Wert des Potentials

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Egal ob es um die Mitarbeiterauswahl, oder die Festlegung auf einen Kooperationspartner oder ähnliches geht. Wir konzentrieren uns häufig dabei auf Menschen, die das beste Potential mitbringen. Manchmal liegen wir damit auch richtig und die Auserwählten schaffen es im Lauf der Zeit ihr volles Potential auch zu entfalten und ihre PS auf die Straße zu bringen. Aber mehrheitlich fallen wir mit dieser Strategie auf die Schnauze.

In diesem Blickpunkt wollen wir uns über die Wertigkeit von Potential unterhalten und über die Frage, warum dieses Potential gar nicht sooo wichtig ist für die Auswahl Ihrer Mitarbeiter, Geschäftspartner und sonstigen Menschen mit denen Sie zu tun haben.

 

Der Irrglaube an ein hohes Potential

 

face-think-about-it-1554892Vielleicht haben Sie das ja auch schon mal erlebt? Sie haben da einen Dienstleister aufgetan, der wirklich alles mitbringt, was man für die Art Arbeit braucht, die Sie gerade beauftragen wollen. Jede erdenkliche Ausbildung konnte nachgewiesen werden und die besten Schulen wurden besucht. Aber leider-leider - mit der täglichen Arbeit im Alltag, da hatte es der Gute nicht so. Das war ihm irgendwie - zu gewöhnlich - oder zu strukturiert, oder aus einem sonstigen Grund nicht wirklich für ihn umsetzbar.

Oder Sie sind Unternehmer und haben Mitarbeiter oder Auszubildende für Ihre Firma ausgewählt. Die besten Noten, gute Umgangsformen, kontaktfreudig, kommunikationsstark - die neue Bewerberin hatte alles, was für den Job im Verkauf benötigt wurde. Nur leider hatte sie ein Problem damit, mit Ablehnung umzugehen. Sich jeden Tag mehr Neins als Jas abzuholen, damit muss man auch erst mal umgehen können. Das hat ihr in den ganzen Schulausbildungen niemand beigebracht. Darauf war sie nicht vorbereitet.

Auch der Bereich der Wissensvermittler ist voll von Menschen mit großem Potential. Es wurden oft mehr Ausbildungen gemacht, als auf die eigene Website passen und die Seminarleiter der entsprechenden Kurse, die der Anbieter besucht hat, klingen wie das Who-is-Who der Trainer- und Speakerszene. Der Kandidat oder die Kandidatin hat nur von den Besten gelernt, steht da zu lesen und er oder sie habe das eigene Potential ständig erweitert.

Doch die Frage sei erlaubt, ob der Besuch eines Seminars oder einer Trainerausbildung einen Mensche schon dazu qualifiziert, anderen Menschen zu helfen? In den meisten Fällen leider nicht.

 

Potential ist nicht gleich Leistung

 

Die Wissensinhalte, also das potentielle Rohmaterial, muss im Einzelfall nicht nur erworben werden, sondern auch an die Bedürfnisse des Individuums angepasst und entsprechend deren Befindlichkeiten angewandt werden. Wer hier pauschal mit dem falschen Werkzeug an ein bestimmtes Problem herangeht, richtet meist mehr Schaden an, als dass er oder sie bei der Lösung helfen könnte.

Der langen Rede kurzer Sinn - Potential zu haben ist zwar eine entscheidende Grundvoraussetzung, um etwas aus sich zu machen. Die Grundanlagen müssen schon da sein, damit man damit arbeiten kann. Jemand der völlig untalentiert ist, wird auch mit größtem Fleiß kein guter Sänger, Handwerker oder Sportler werden. Aber grundsätzlich ist Potential einfach nur ein theoretisch verfügbares Gut, eine mögliche Stärke, die aus diesem Potential erwachsen kann. Ein eventueller Diamant, der geschliffen werden kann - eine Garantie dafür, dass dies auch gelingt, gibt es allerdings nicht - und häufig verschwendet man einfach nur seine Zeit.

 

Vorgezeichnete Wege und wie man sich dabei täuschen kann

 

Ich bin schon seit vielen Jahren in der Jugendarbeit eines Fußballclubs ehrenamtlich tätig. Zeitweise als Trainer, zeitweise auf Funktionärsebene. Da hat man es täglich mit mehr oder weniger talentierten Kindern und deren Eltern zu tun. Ich durfte dabei zahlreiche Erfahrungen sammeln, was wirkliche und scheinbare Potentiale angeht, und wie unterschiedlich Menschen diese einschätzen können.

Das kommt selten so deutlich zum Vorschein, wie in dem folgenden Fall, aber es kommt in der ein oder anderen Weise immer wieder vor. Nicht nur in der Freizeit und im Sport, sondern in allen Bereichen des Lebens.

Ich war damals Jugendtrainer in einem kleinen Dorfverein und im Bereich der E- und D-Jugend - das ist das Alter zwischen 9 bis 12 Jahre - waren einige talentierte Jungs dabei. Vor allem einer - nennen wir ihn hier Jürgen - stach hervor und stellte in seiner Altersgruppe alle in den Schatten. Wir förderten ihn nach Kräften, gingen mit ihm auf Sichtungslehrgänge des Verbands, er durfte in Auswahlmannschaften spielen usw.

Ein anderer Spieler - er soll hier an der Stelle Klaus heißen - trat zu dieser Zeit überhaupt nicht groß in Erscheinung. Er war eher ein Mitläufer, was den Sport anging. Er war nicht untalentiert, aber eher unterer Durchschnitt. Ein ordentlicher Fußballer, aber keiner, von dem man in der Zukunft große Ergebnisse erwartet. Egal wen man zu dieser Zeit befragt hat, der Weg der beiden zeigte, für alle gut ersichtlich, fußballerisch in völlig unterschiedliche Richtungen.

1208712_76639857Und tatsächlich kam es auch so. Die beiden entwickelten sich komplett unterschiedlich, aber eben nicht wie wir das erwartet hatten. Das große Talent Jürgen fing eines Tages damit an, Starallüren an den Tag zu legen, angefeuert von seinen Eltern, die der Meinung waren, ihr Sohn hätte langsam was Besseres verdient und wäre in der Mannschaft mit seinen Freunden unterfordert, weil die anderen nun mal nicht mit ihm mithalten konnten. Sein Trainer gab sich zusätzlich der Verlockung des schnellen Erfolgs hin, und gab die Strategie aus, alle Bälle so schnell wie möglich auf Jürgen zu spielen, der würde sich schon durchsetzen und die Tore machen. Alle anderen wurden zum Zuträger degradiert. Eine Zeit lang ging die Rechnung sogar auf und die Mannschaft gewann durch diese Taktik.

Klaus hingegen arbeitete in aller Stille an seinen fußballerischen Fähigkeiten und entwickelte diese immer weiter. Sein Talent würde nicht für ganz nach oben reichen, das wusste er, aber das störte ihn nicht. Er hatte Freude und Spaß am Spiel und den nötigen Ehrgeiz um, im Rahmen seiner Möglichkeiten, immer ein bisschen besser zu werden. Und er brachte seine Fähigkeiten in die Mannschaft ein - er war ein Teamplayer und konnte auf die veränderten Bedingungen in seiner Mannschaft eingehen, je nachdem wer mit ihm spielte.
War es ein schwächerer Spieler, spielte er ihm weniger riskante Pässe zu, als einem der schon mehr mit dem Ball anfangen konnte. Eine Fähigkeit, die in den unteren Klassen nur sehr selten erkannt wird - Spielverständnis. Wir waren da leider keine Ausnahme.

Es kam, wie es kommen musste. Als die Gegner stärker wurden und, im fortschreitenden Alter, auch körperlich immer robuster gespielt wurde, kam das Talent Jürgen schnell an seine Grenzen. Alleingänge und Dribblings übers ganze Feld waren plötzlich nicht mehr möglich. Sein Vorsprung schmolz zusehends dahin.

Hier wäre noch Zeit gewesen, das Ruder umzulegen und gegenzusteuern - aber wir Menschen ticken da leider etwas anders. Jürgen auch. Natürlich war er und sein bisheriges Verhalten nicht schuld daran, dass er fußballerisch immer mehr Rückschritte machte, oder zumindest in seiner Entwicklung stehen blieb. Es waren die Trainer, seine Mitspieler, der Schiedsrichter, der Verein und gerne auch mal die schlechten Platzverhältnisse, die dafür verantwortlich waren.

 

Das Talent war vom Durchschnitt mehrfach überrundet worden

 

Irgendwann ergab sich Jürgen in sein Schicksal. Er spielte in seiner Aktivenzeit in der zweiten Mannschaft des Dorfvereins in der untersten Klasse. Was ansich natürlich keine Schande ist, nur eben lange nicht das, was er mit seinem Potential hätte erreichen können.

Klaus trat bis zur A-Jugend - der Vorstufe zum Erwachsenenbereich - immer noch nicht groß in Erscheinung. Er war ein guter Fußballer geworden, aber immer noch kein Superstar. Aber dann, in der letzten Halbserie seiner Jugendzeit, explodierte seine Leistung, für die meisten völlig überraschend. Er schoss mit Abstand die meisten Tore seiner Liga und hatte fast genauso oft andere in Szene gesetzt, die dann vollendeten. Nach zwei Jahren im Erwachsenenfußball, war er, mit 20 Jahren der umworbenste Spieler unserer Region. Auch höherklassige Vereine setzten alle Hebel in Bewegung um ihn für sich zu gewinnen. Nach Jürgen hat niemand mehr gefragt.

Ich hoffe, ich habe Sie mit dieser Geschichte aus dem Fußball nicht gelangweilt, aber sie hat nicht wirklich etwas mit Sport zu tun, sondern ist auf alle Bereiche unseres Lebens übertragbar. Wie oft haben wir Menschen mit einem Riesenpotential vor uns, die ihr Leistungsvermögen nicht abrufen können, weil ihnen ein wichtiges Element im menschnlichen Bereich fehlt, oder weil sie sich selbst im Weg stehen, oder was auch immer die Gründe sein mögen, warum sie ihr Potential nicht zur Entfaltung bringen können.

Und wie oft haben wir Menschen erlebt, die eher unterschätzt von allen, in aller Stille reifen konnten, und voller Selbstvertrauen an sich arbeiteten, mit einem klaren Ziel vor Augen. Wie aus dem Nichts haben diese Menschen, scheinbar plötzlich und oft überraschend für alle, Erfolg in ihrem Bereich.

 

An Widerständen wächst die Kraft

 

on-target-1467789Lassen Sie sich also vom Potential eines Menschen nicht blenden, auch nicht von Ihrem eigenen. Potential heißt einfach Möglichkeit. Sie haben da Talente und Fähigkeiten von Ihrem Schöpfer mitbekommen, aus denen mal etwas entstehen kann. Die Kompetenz diese Fähigkeiten auch richtig einzusetzen und weiterzuentwickeln, der Umgang mit nicht vorhandenen Widerständen am Anfang, das nötige Durchhaltevermögen, die soziale Kompetenz im Umgang mit weniger Talentierten - all das sind ganz andere Themen, von denen Ihr Erfolg aber ebenso abhängt, wie von Ihrem Talent.

Haben Sie, bei dem Beispiel der beiden Fußballer, den Wert der Widerstände und Hindernisse erkannt? Talente haben in jungen Jahren eher selten mit Widerständen zu kämpfen. Wo andere sich fast die Finger brechen, um dem Klavier die richtigen Töne zu entlocken, empfindet es das talentierte Kind als mühelos beidhändig zu spielen. Wo andere Mühe haben, einen Ball am Fuß zu halten, marschieren die Talente durch die Gegner, wie durch Statisten.

Aus diesem scheinbaren Vorteil, wird schnell ein dramatischer Nachteil, weil wir Menschen eben gerne den bequemen Weg gehen. "Solange ich schon ohne Training und ohne Arbeit an mir selbst, besser bin als andere - warum soll ich mich anstrengen?"

Eine verlockende Frage, nicht wahr? Sobald Sie ihr nachgeben, fängt allerdings Ihr Abstieg auch schon an. Diese Frage ist so gefährlich, eben weil sie so verlockend logisch und berechtigt erscheint. Langfristig führt sie aber zu Stillstand und Rückschritt bis hin zum Untergang, auch das kann man immer wieder verfolgen.

Ruhen Sie sich also nicht auf Ihrem Potential aus und bewerten Sie andere nicht nur auf Basis ihres Potentials. Fast immer können Sie mit einem Menschen, der durchschnittlich talentiert ist, aber den Willen zur Weiterentwicklung mitbringt, mehr anfangen, als mit einem hochtalentierten Menschen, der weiß dass er schon gut ist und es nicht erst werden muss.

Ich wünsche Ihnen einen kühlen Kopf bei der Analyse Ihres Potentials, einen klaren Kopf bei der Entscheidung, was Sie aus diesem Potential machen wollen und ein heißes Herz bei der Entwicklung dieses Potentials auf dem Weg zu Ihrem Traumleben.

Alles Gute dafür und
bis bald
Ihr
Gerd Ziegler

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