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Auf der Suche nach Form und Struktur

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illusion-1486983Sicher sind Ihnen auch schon mal diese Tests begegnet, bei denen aus scheinbar willkürlich verteilten Strichen, Punkten und Flecken plötzlich eine Kuh oder eine andere Form sichtbar wird, nachdem sie Ihnen von jemand gezeigt wurde. Oder das Bild der alten Hexe, in dem auch das einer jungen Frau versteckt ist. Je nachdem auf was man achtet erscheint die Hexe oder die junge Frau. Sobald man diese Formen einmal entdeckt hat, sieht man sie immer wieder, wenn man das Bild betrachtet.

In diesem Blickpunkt widmen wir uns der Suche unseres Gehirns nach Form und Struktur und der Frage, welche Auswirkungen das auf unser Leben hat. Die sind nämlich keinesfalls immer ein steter Quell der Freude. Aber der Reihe nach.

Von Trugbildern und scheinbarer Realität

Bleiben wir zunächst bei den Trugbildern, die manchmal so realistisch vor unseren Augen erscheinen. Tatsächlich ist da nämlich gar nichts, wenn man es mal genauer betrachtet. All diese Wechselbilder und Formen sind nichts weiter als Punkte und Striche auf einem farblich abgegrenzten Hintergrund. Erst unser Gehirn, oder besser gesagt, unsere Vorstellungskraft bastelt daraus unterschiedliche Bilder. Wo vorher nur verworrene und verschwommene Farbenspiele waren, erscheint plötzlich eine alte und eine junge Frau, oder eben eine Kuh. Wenn wir sie einmal gesehen haben, oder sagen wir besser, wahrgenommen haben, finden wir sie immer wieder. In der Fachwelt findet dieses Phänomen in der Gestalttheorie, oder der Gestaltpsychologie seine Anwendung.

Zum Beispiel gibt es da auch dieses Bild, wo eine Vase umgeben von Delphinen gezeigt wird, oder ein Paar beim Liebesspiel, je nachdem worauf man seinen Fokus richtet. Man sagt, Kinder sehen hier ausschließlich Delphine, weil ihnen der Referenzwert zu dem Liebespaar noch fehlt. Auch das ist ein Beweis dafür, dass wir nur das wahrnehmen, was wir bereits kennen, oder zu kennen glauben. Für alles andere sind wir blind.

Unser Gehirn sieht, hört, fühlt, riecht oder spürt etwas Neues und fängt sofort mit dem Abgleich an. Es sucht etwas, das es bereits kennt und dem es das Neue zuordnen kann. Es vervollständigt dann eventuell fehlende Teile und zeigt uns das zusammengesetzte Bild, das in der Realität so gar nicht existiert. Auch dazu gibt es ein Testbild mit scheinbaren Vierecken oder Quadraten, wo in Wirklichkeit aber nur Wolken zu sehen sind, die durch freie Streifen unterbrochen sind. Die restlichen Linien, die alles zu Quadraten verbinden fügt unser Gehirn hinzu, obwohl sie gar nicht da sind. Wir sehen Quadrate wo keine sind.

Die Kunst, die richtigen Lücken zu lassen, ist die Kunst der Manipulation

Die Eigenheit des Gehirns, unvollständige Bilder zu vervollständigen, führt zu zahlreichen Irrwegen zu denen wir uns verführen lassen. Nicht nur Illusionisten und Zauberkünstler machen sich diesen Effekt zunutze, auch die Medien, Verkäufer, Politiker und andere Manipulateure wissen damit umzugehen. Wer andere Menschen geschickt steuern will, darf nicht lügen, aber er muss die Lücken in seiner Information richtig setzen, sodass unser Gehirn Zusammenhänge herstellt wo keine sind. Hinterher kann dann der Manipulateur reinen Gewissens behaupten, er habe das so nie gesagt und auch nicht so gemeint. Eine sehr praktische und weit verbreitete Strategie, nicht nur in der Politik.

reflection-in-water-1188693Diese Funktion unseres Gehirns ist eigentlich eine sehr nützliche. Sie hilft uns, Dinge die uns begegnen, schneller einzuordnen und schnell zu erkennen, ob uns durch das Unbekannte Gefahr droht, oder nicht. Zumindest in früheren Zeiten, sicherte diese Funktion unser Überleben, wenn es um Sekundenbruchteile ging. Wer schnell genug reagierte, entkam dem Säbelzahntiger, wer langsamer war, blieb auf der Strecke.

Wer dadurch zu schnell die Flucht ergriff, weil er sich täuschen ließ, verschwendete etwas zu viel Energie, aber blieb natürlich trotzdem am Leben. Wer erst hin und her überlegte, ob das Gesehene jetzt tatsächlich ein Tiger war, oder ein Schattenspiel, dessen Irrtum konnte tödlich sein.

Heute sind wir derlei täglichen Gefahren nur noch selten ausgesetzt, aber die Funktion unseres Gehirns blieb uns erhalten und lockt uns in zahlreiche Fallen. Schon während wir noch unser Weltbild fertig basteln, fängt unser Gehirn damit an, scheinbar feststehende Überzeugungen zu verfestigen. Jeder noch so vage Hinweis, scheint plötzlich das eigene Bild zu bestätigen und dessen Wahrheitsgehalt zu beweisen.

Bruchstückhafte Informationen, die definitiv nur einen Teil des großen Ganzen zeigen, fügen sich plötzlich auf magische Weise, wie ein Puzzle, zu einem klaren Bild zusammen. Wir sehen die Quadrate klar und deutlich vor uns. Und wir glauben ja bekanntlich nur, was wir mit eigenen Augen sehen, oder?

Selbst konstruierte Weltbilder ersetzen die Realität

Unser Gehirn ist ständig auf der Suche nach Form und Struktur. Und wenn da keine ist, dann bauen wir uns Hilfslinien, um das bruchstückhafte Bild zusammenzufügen. Einzelne Stellen, wo die Puzzleteile offensichtlich nicht so recht passen wollen, werden großzügig ausgeblendet. Sie würden unsere wunderbare Komposition nur stören und uns das Leben unnötig schwer machen.

Wer noch einen Schritt weiter gehen will, der findet dieses Spiel mit Form und Struktur auch im großen Ganzen. Unsere ganze Welt ist ein ständiger Wandel von Form, Struktur, Zusammensetzung und Verfall. Dieses Spiel der Formen, wer immer es auch spielt, ist im normalen Zeitrhythmus, in unserer normalen Zeitwahrnehmung nicht erkennbar. Könnten wir einen Zeitraffer einsetzen, der die Jahrzehnte in einigen wenigen Sekunden durchlaufen ließe, würde der ständige Wechsel der Formen sichtbar. Könnte man eine gigantische Kamera beim Leben auf dieser Erde, und vielleicht im ganzen Universum, mitlaufen lassen, und mit vielfacher Geschwindigkeit abspielen, würde der Eindruck entstehen, jemand oder etwas schlüpft hier ständig in neue Rollen. So beschreibt es jedenfalls Eckart Tolle in seinem Buch "Jetzt".

Möglicherweise ist das weit hergeholt und ebenfalls ein Trugschluss, dem wir aufsitzen. Eine Art Wunschgedanke, der bei uns auf fruchtbaren Boden fällt, und den uns unser Gehirn bestätigt, weil wir es uns bruchstückhaft vorstellen können.

Seit klar ist, dass alles auf dieser Welt aus den gleichen Elementarteilchen besteht, und sich immer wieder neue Erscheinungsformen daraus zusammensetzen und wieder in diese Einzelteile zerfallen - seither können wir uns zumindest vage vorstellen, dass es nichts wirklich Feststehendes, keine wirkliche Materie gibt. Manche sehen darin den Beweis ewigen Lebens, andere sehen das Universum im Schöpfungsprozess, und wieder andere leiten daraus, die Fähigkeit des Menschen ab, sich seine Welt selbst zu erschaffen.

Vielleicht ist es Zufall, wie sich diese Teilchen immer wieder neu zusammenfinden und mit der Zeit wieder auflösen, vielleicht auch nicht. Vielleicht sind die Naturgesetze einfach so entstanden - sie hätten sich dann sozusagen zufällig so ergeben, weil die gleichmäßige Ordnung der Moleküle durcheinander gebracht wurde. Vielleicht steckt aber auch eine ordnende Absicht dahinter, die damit einen übergeordneten Plan verfolgt.

Je nachdem, wie spirituell Sie veranlagt sind, oder wie praktisch orientiert Sie ausgerichtet sind, erscheinen Ihnen diese Theorien als pure Spinnerei, oder als Erleuchtung. Egal was Sie glauben, Ihr Gehirn sorgt mit Hilfe Ihrer gefilterten Wahrnehmung für die entsprechenden Beweise.

Warum sich unsere Vorurteile so oft bestätigen und nur mühsam wieder zerschlagen

colourful-squares-texture-1145483Wir brauchen uns allerdings nicht auf die großen philosophischen Fragen beschränken, ob es jetzt einen Gott, oder eine göttliche Kraft gibt oder nicht. Auch unsere tagtäglichen Herausforderungen werden von unserer Wahrnehmung beeinflusst. Nicht umsonst verfestigen sich Vorurteile so leicht in unseren Köpfen. Da spreche ich nicht nur von dem andauernden Zustrom von Asylsuchenden, aus aller Welt, sondern auch von ganz praktischen Situationen, wie der Einschätzung unserer Kollegen, Freunde und der eigenen Familie.

Wie oft ertappe ich mich dabei, wenn ich denke, der oder diejenige sei so oder so und dass ich dann völlig überrascht bin, wenn ich neue Facetten an dieser Person entdecke, die so gar nicht in mein bisheriges Bild passen wollen. Zum Beispiel hatte ich früher einen Kollegen, der allgemein als unzugänglich und misstrauisch galt. Immer wenn es darum ging, wer wohl dem Chef alles zutragen würde und gegen die Kollegen arbeiten würde, stand er ganz oben auf der Verdächtigenliste.

Die Lage zwischen uns war geklärt. Wir konnten uns nicht leiden und beschränkten uns im Umgang miteinander auf das Nötigste. Die Stimmung sank merklich, wenn wir beide an einem Projekt beteiligt waren. Mein Urteil über diesen Miesepeter stand fest und es war mehr als offensichtlich, dass ich richtig lag mit meiner Einschätzung. Ich war so viel besser als er, dass es fast schon weh tat. Ja - ich gebe es zu - zu solchen Wahrnehmungen kann es kommen, wenn man vergisst sich selbst zu hinterfragen, und die akkurate Arbeit unseres Gehirns.

Erst als ich ihn mal zufällig bei einem Spaziergang traf, als er mit seiner behinderten Tochter auf einem Spielplatz in völliger Hingabe spielte und sie umsorgte, kam ich ins Zweifeln. Das passte so gar nicht zu meinem Feindbild, dass ich aufgebaut und so sorgsam gepflegt hatte. Plötzlich erschlossen sich mir Zusammenhänge. Als ich ein bisschen weiter nachforschte, erfuhr ich, dass sich mein Kollege große Sorgen machte, weil nicht sicher war, ob seine Tochter je erwachsen werden dürfte. Ich erkannte, dass er jeden Cent, oder damals noch Pfennig, in die teuren Behandlungen steckte, was wahrscheinlich mit ein Grund war, warum er nicht auf ein Feierabendbier mit kam, oder zum Geburtstag einen ausgab.

Ich schämte mich in Grund und Boden. Wie überheblich und arrogant ich doch war. Und wie überzeugt davon, dass ich im Recht war. Wir wurden auch danach keine Freunde fürs Leben - viel zu viele Gegensätze haben das verhindert. Aber mein Bild von ihm hat sich dramatisch gewandelt und nachdem ich ihm mit mehr Respekt und Verständnis begegnete, veränderte sich auch unser Verhältnis und wir kamen gut miteinander aus.

Wo sind Ihre nicht vorhandenen Quadrate verborgen?

Prüfen Sie also, vor allem wenn Sie von einer Sache zu hundert Prozent überzeugt sind, umso genauer, ob Sie nicht Quadrate sehen, wo keine sind. Die Suche Ihres Gehirns nach Form und Struktur könnte Sie ein Bild wahrnehmen lassen, das so, in dieser Form, gar nicht existiert.

Meiner Erfahrung nach ist nichts, so wie es auf den ersten Blick scheint. Wir sehen immer nur einen Teil, des tatsächlichen Bildes und den Rest vervollständigt unser Gehirn, um uns das Leben zu erleichtern. Daraus leiten sich zahlreiche Möglichkeiten für Sie ab, um Ihr Leben und das Ihrer Umwelt zu verbessern.

Erstens sollte bei genauerer Betrachtung klar werden, welche Bedeutung unseren Vorannahmen zukommt. Es macht einen großen Unterschied, ob Sie positive Vorannahmen haben, oder von vornherein davon ausgehen, dass die Welt ganz erbärmlich schlecht und jeder Mensch ein Bösewicht ist. Denken Sie daran - Sie werden immer Beweise für beide Annahmen finden.

Zweitens wird aus diesen Zusammenhängen ersichtlich, wie leicht wir uns doch tagtäglich aufs Glatteis führen lassen, wenn es darum geht einzuschätzen, wie die Welt im allgemeinen und bestimmte Menschen oder Menschengruppen im Speziellen so sind. Und nicht zu vergessen, wenn es darum geht, was uns in unserem Leben alles möglich ist und was nicht. Auch hier spielt unsere Wahrnehmung und unsere Vorannahme eine große Rolle.

Sorgen Sie dafür, dass Ihr Gehirn positive Quadrate zaubert, wenn Sie schon welche sehen müssen, die nicht da sind. Hinterfragen Sie die Dinge vor allem dann, wenn Sie Ihre tiefsten Überzeugungen zu bestätigen scheinen. Vielleicht entspricht Ihre Wahrnehmung den Tatsachen - vielleicht vervollständigt Ihr Gehirn aber auch gerade wieder unvollständige Bilder, die so gar nicht existieren.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Klarwerdung und beim Reflektieren und freue mich auf Ihre Erfahrungen. Wie sehen Sie das? Haben Sie auch schon Situationen erlebt, wo Sie Quadrate gesehen haben, wo keine sind? Oder halten Sie das alles für Quatsch? Schreiben Sie mir doch in die Kommentare unterhalb dieses Beitrags. Ich freue mich auf Ihre Meinung.

Alles Gute und
bis bald
ihr
Gerd Ziegler

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