Warum Schreiben Ihnen dabei helfen kann, sich selbst auf die Schliche zu kommen
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Gedanken sind etwas Flüchtiges. Sie kommen, flackern kurz in unserem Bewusstsein auf und verschwinden wieder. Ab und zu bekommen wir einen zu fassen und es gelingt uns ihn für eine Weile festzuhalten. Aber schon bald gelingt ihm die Flucht in die Vergessenheit. Lediglich hartnäckige Gedanken, die nicht so schnell aufgeben und sich immer wieder in Erinnerung rufen, neigen dazu sich bei uns einzunisten. Leider sind das aber nicht immer die angenehmsten Untermieter, die über eine solche Ausdauer verfügen.
Vorzugsweise Gedanken, die mit negativen Überzeugungen und Glaubensmustern harmonieren, also unser zweifelhaftes Selbstbild, bestehend aus Selbstzweifeln und Kleinmacherei bestätigen, neigen dazu haften zu bleiben. Unser bewusster Blick auf uns und unsere Umgebung ist ein sehr begrenzter. Für ein vollkommenes Erfassen unserer Möglichkeiten und der tatsächlichen Vorgänge um uns herum reicht unsere geistige Kapazität bei Weitem nicht aus. Vielleicht versuchen wir es auch mit dem falschen Instrument zu erfassen und der Verstand ist dafür gar nicht vorgesehen. Wer weiß.
Wie dem auch sei – seine flüchtigen Gedanken auf Papier, oder auch in Bits und Bytes zu bannen, kann einem wertvolle Hinweise über sich selbst liefern. Wer seine Gedanken regelmäßig aufschreibt, kennt vielleicht das Phänomen, dass einem Texte aus früheren Zeiten fremd vorkommen. Thesen, die darin enthalten sind, entsprechen nicht mehr der heutigen Meinung und die Informationen zwischen den Zeilen, geben Aufschluss über den Menschen, der man einmal war. Die Weiterentwicklung macht es möglich.
Wenn ich heute lese, was ich vor zehn Jahren geschrieben habe, wundere ich mich oft. Manchmal darüber, was ich damals schon wusste und heute immer noch nicht umgesetzt habe und manchmal darüber, wie deutlich manches heute aus diesen Zeilen herauszulesen ist, was ich damals noch nicht erkannt hatte.
Regelmäßiges Schreiben hilft Ihnen sich besser kennenzulernen
und Gedanken für einen längeren Zeitraum sichtbar und erkennbar zu machen. Nach und nach kann so eine Karte Ihrer Innenwelt entstehen und nicht selten ist es eine Schatzkarte, wenn Sie gelernt haben sie zu lesen.
Schreiben befreit Ihre wahren Gedanken aus dem Schattenreich in das sie oft verbannt werden, wenn sie nicht gesellschaftskonform oder unserem gewünschten Selbstbild nicht entsprechen. Solange Sie für sich schreiben können Sie die Gedanken wirklich frei fließen lassen – unzensiert und ohne Angst vor Kritik von außen. Hier können Sie Ihre Wut, Ihre Aggression, Ihren Frust aber auch Ihre tiefsten Sehnsüchte zur Geltung kommen lassen. Sie können sich vieles buchstäblich von der Seele schreiben.
Aber Vorsicht – wenn Sie Ihren Gedanken wirklich freien Lauf lassen wird dort nicht immer reine Poesie entstehen. Tatsächlich wird Sie einiges erschrecken oder Sie werden es ablehnen, weil es nicht zu dem Menschen passt, der Sie gerne sein möchten. Aber wenn Sie sich unvoreingenommen mit dem Geschriebenen beschäftigen und es so analysieren, als hätte es ein/e Andere/r geschrieben, dann werden Sie daraus mehr lernen, als in manchem Seminar.
Unsere Gedanken sind Spuren. Kleine Hinweise, was wir wirklich denken und fühlen, was wir wirklich wollen, wovor wir wirklich Angst haben, was uns umtreibt, antreibt und vieles mehr. Gewöhnen Sie sich an, so viel wie möglich aufzuschreiben und immer wieder (möglichst täglich) die Gedanken frei und unreflektiert aufs Papier oder in den Computer fließen zu lassen. Manche machen das in Form eines Tagebuchs indem sie den vergangenen Tag noch einmal reflektieren, andere machen daraus einen meditativen Vorgang und erwarten während des Schreibens die Gedanken, die sich einstellen werden. Probieren Sie doch einfach aus, was Ihnen am besten liegt.
Haben Sie den Mut sich dem zu stellen, was da in Ihnen alles vor sich geht? Ich bin immer wieder überrascht, was dabei an hilfreichen Erkenntnissen, aber auch unerwarteten Abgründen zu Tage treten können. Aber es lohnt sich auf alle Fälle und hilft sich so anzunehmen wie man ist. Das ist immer noch die sicherste Ausgangsbasis für jede positive Veränderung.
Was meinen Sie? Wie sind Ihre Erfahrungen?
Schreiben Sie es uns in die Kommentare.
Bis bald
Ihr
Gerd Ziegler