Trügerische Hoffnung
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Hoffnung ist oft das Letzte, was einem Menschen bleibt. Sie hält einen am Leben, wenn alle Umstände sich gegen einen gewandt haben und scheinbar keine Aussicht auf Besserung mehr besteht. Sie lässt uns wieder aufstehen, wenn das Schicksal uns niederschlägt. Hoffnung ist also der Strohhalm, an den wir uns klammern, als letzte Rettung vor dem Ertrinken und nicht selten rettet uns dieser Strohhalm, entgegen allen Erwartungen und Chancen, weil wir daran glauben, dass er das kann. Zumindest hält er uns so lange über Wasser, bis wieder Land in Sicht kommt.
Hoffnung hat aber auch Schattenseiten, wenn sie an falscher Stelle eingesetzt wird. Es ist nämlich diese trügerische Hoffnung, alles würde doch irgendwie von alleine gut werden, die uns unnötig lange - manchmal sogar für immer - in einer ansich unerträglichen Situation verharren lässt.
In diesem Blickpunkt werden wir uns mit diesen Schattenseiten der Hoffnung beschäftigen, aber auch mit deren segensreicher Wirkung in unserem Leben. Und natürlich werden wir uns auch der Frage widmen, wie Sie diese Gefühlsregung, die dem Menschen vorbehalten ist, für sich nutzen können.
Hoffnung ist, wie alles, zunächst mal weder gut noch schlecht
Lassen Sie uns zunächst bei dem Gedanken der Schädlichkeit von Hoffnung bleiben, die an der falschen Stelle zum Einsatz kommt. Hoffnung ist natürlich, wie alle anderen Gefühle auch, weder gut noch schlecht, sondern je nach Situation hilfreich oder hinderlich. Das ist ein wichtiger Punkt, der oft übersehen wird. Schließlich sind wir es gewohnt, alles in unserem Leben in Kategorien einzuordnen.
Die Kategorie Hoffnungsschimmer ist da bei den meisten Menschen durchaus zurecht positiv belegt. Ein Mensch der keine Hoffnung mehr hat ist schließlich buchstäblich am Ende. Die Hoffnung stirbt zuletzt, oder besser gesagt, kurz vor dem Menschen selbst. Aber dieselbe Hoffnung kann sich auch schädlich auf unser mögliches Leben auswirken, wenn sie uns in Situationen und Umständen verharren lässt, die zwar unangenehm sind, aber durchaus änderbar wären.
Da ist der Angestellte, der sich jeden Tag von seinem Chef und seinen Kollegen schikanieren lässt, in der Hoffnung, das würde schon irgendwann besser werden, oder er würde es zumindest bis zur Rente durchhalten - sind ja nur noch ein paar Jahre ...
Da ist die selbständige Unternehmerin, die sich schon lange selbst verloren hat im Alltagsstress. Sie sollte sich schon längst mehr um sich selbst kümmern. Stattdessen dreht sich das Firmenrad immer schneller für sie und die Aufgaben werden immer umfangreicher. Nur noch selten hat sie wirklich Spaß an der Arbeit, von Freizeit ganz zu schweigen, aber die Hoffnung, es käme da ein Punkt, wo wieder alles besser wird, lässt sie durchhalten.
Auch die großen Räder werden oft von Hoffnungen angetrieben
Gerade jetzt, als ich das hier schreibe, jährt sich der Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki. Mittlerweile steht fest, dass die Abwürfe militärisch unnötig waren, weil der Krieg längst entschieden war. Es ging, zumindest bei der Nagasaki-Bombe, nur noch darum, diese Waffen im Einsatz zu testen. Unzählige Menschen sind buchstäblich verglüht und andere in jahrelangem Leiden zu Schaden gekommen - für einen Waffentest. Warum haben die Amerikaner das getan? Ganz einfach - weil sie es konnten. Weil Menschen, denen Macht über andere gegeben wird, diese zwangsläufig irgendwann missbrauchen, wenn man sie nicht mit allen Mitteln daran hindert.
Ich gehöre nicht zu der Gruppe von Menschen, die zur Zeit Amerika als die Wurzel alles Bösen ansieht. Ich denke, die ganzen anderen Machtstaaten, allen voran Deutschland zu dieser Zeit, haben selbst zu viel Dreck am Stecken, um Anschuldigungen glaubhaft vorbringen zu können. Ich vermute, das Einzige, was solche Menschen von der gewissenlosen Zerstörung von Leben abhält, ist die Angst selbst etwas abzubekommen. Aber das ist ein anderes Thema.
Was bringt uns also dazu, diesen Menschen immer wieder zu vertrauen und ihnen zu folgen? Was bringt Menschen, die eigentlich mal voller Träume und Pläne waren dazu, für irgendeine neue Lüge in einen nicht zu gewinnenden Krieg zu ziehen? Sind wir Menschen so dumm und lernresistent?
Ich glaube, es ist die Hoffnung und auch ein Stück Bequemlichkeit. Die Hoffnung, die da oben würden schon alles zu unserem Besten richten - schließlich leben wir ja hier in den Industriestaaten nicht schlecht. Zumindest gibt es einen Großteil der Menschheit, dem es wesentlich schlechter geht. Vielleicht regeln die Politiker und Mächtigen dieser Welt doch alles zu unseren Gunsten? Vielleicht nicht unbedingt mit dieser Absicht, aber wenn es denen gut geht, bekommen wir auch was davon ab? Wer weiß?
Die Schafherde hofft, der Schäfer führt sie auf die Weide und nicht ins Schlachthaus
So zu denken und zu hoffen, alles würde von alleine gut, ist ein Stück weit einfach nur bequem. Wer die anderen agieren lässt, überträgt denen die Verantwortung. Eine ganze Nation hat sich 1945 zum Beispiel darauf berufen, nur Befehle ausgeführt zu haben und ihre Pflicht erfüllt zu haben. Was konnte man da schon tun? So waren die Zeiten.
Heute wird auf Facebook & Co. wieder ganz offen gejubelt wenn Flüchtlinge im Meer ertrinken und es wird gegen Juden, Moslems, Schwule und Lesben und sonstige Gruppierungen gehetzt und fleißig an neuen Dolchstoßlegenden gebastelt. Alle Politiker werden pauschal irgendwann an die Bäume gehängt, so wird da propagiert und wieder schaut die große Mehrheit einfach nur zu, oder gleich weg.
Die Hoffnung, alles würde sich schon irgendwie wieder einrenken, oder irgendjemand würde das schon irgendwie regeln, sorgt dafür, dass sich die meisten Menschen wegducken und hoffen, das alles würde an ihnen vorbeigehen, ohne dass sie davon wirklich tangiert werden.
Ein wenig reflektiertes Denken und entsprechendes Handeln könnte alles zum Guten wenden, denn ich glaube zutiefst, dass die Mehrheit der Menschen keinen Hass, keine Gewalt und kein Gegeneinander will - sich aber trotzdem von allen möglichen und unmöglichen Protagonisten dazu aufstacheln lässt. Wie eine Schafherde, die hofft, dass der Schäfer sie zur Weide und nicht in den Schlachthof führt.
An den Ursachen ansetzen, statt an den Symptomen herumzudoktern
Die Lösung wäre im Prinzip einfach, wenn die Verhärtung der Fronten aufgeweicht und das Schwarz-Weiß-Denken abgelegt würden. In aller Sachlichkeit könnte man dann feststellen, dass es nicht damit getan ist, z. B. Flüchtlinge aufzunehmen, in der Hoffnung, das würde schon irgendwie klappen, egal wie viele kommen. Man könnte erkennen, dass sich die damit verbundenen Ängste und die Anfeindungen gegen die Falschen richtet, wenn man Asylbewerberheime anzündet, oder hohe Zäune baut und das Militär einschaltet, wie in England.
Ein intelligenter Kopf könnte dann, in aller Sachlichkeit mal nach den Ursachen fragen, statt sich immer wieder mit den Symptomen herumzuschlagen. Und er würde noch schneller feststellen, dass man einfach die Grundvoraussetzungen schaffen muss, dass die Menschen in ihren Heimatländern ordentlich leben können, dann wäre das Problem für alle Beteiligten gelöst. Dazu müsste man aber aufhören Menschen gegeneinander aufzuhetzen um davon zu profitieren. Oder damit aufhören, das mit sich machen zu lassen. An Ideen, wie man das organisieren könnte, mangelt es nicht. Ich habe an anderer Stelle schon des Öfteren die entsprechenden Möglichkeiten angesprochen. Was hindert uns also daran, uns ernsthaft damit zu beschäftigen?
Egal ob in den großen Zusammenhängen dieser Welt, oder in Ihrem Alltagsleben - warten Sie nicht darauf, dass sich etwas verändert - gehen Sie los und sorgen Sie dafür. Hoffnung ist gut und wichtig, aber sorgen Sie dafür, dass sie nicht dazu führt, dass Sie Umstände in Ihrem Leben akzeptieren, die eigentlich zu ändern wären. Es ist Ihr Leben. Lassen Sie nicht zu, dass andere es nach deren Vorstellungen gestalten, nur weil Sie hoffen, die würden das schon richten. Übernehmen Sie selbst das Steuer.
Geben Sie die Hoffnung nicht auf, dass Sie Ihr Leben und die Welt um Sie herum, nach den eigenen Vorstellungen, zumindest mitgestalten können. Geben Sie sich aber nicht der Hoffnung hin, das würde irgendwie automatisch oder von alleine geschehen. Veränderung bringt zunächst mal Unannehmlichkeiten mit sich und die Grenzen der eigenen Komfortzone müssen durchbrochen werden. Das ist nicht immer einfach und schon gar nicht bequem, aber auf der anderen Seite warten Ihre Träume und ein selbstbestimmtes Leben auf Sie. Lohnt sich der Aufwand dafür? Entscheiden Sie selbst.
Alles Gute und
bis bald
Ihr
Gerd Ziegler
Hoffnung ist immer ein zweiseitiges Schwert, einerseits setzt sie durch das „nicht-aufgeben“ enorme Kräfte frei, andererseits ist aber auch das Enttäuschungspotential sehr hoch.
Doch ganz ohne Hoffnung geht es auch nicht, denn dann wäre die Welt echt sehr trist und dunkel.
Hallo David,
das stimmt – Hoffnung ist oft das einzige, was in scheinbar aussichtsloser Lage hilft. So lange Hoffnung in tatkräftige Gestaltung mündet und nicht in blinde Hingabe, ist das auch absolut in Ordnung.
Alles Gute
Gerd Ziegler
In der Hoffnung steckt die SOG-Kraft des Lebens. Sie zieht uns dahin, wo wir spüren, dass wir zu Hause sind.
Zu Hause wird unserer Seele ein Fest bereitet und es gibt Nahrung und alles, dessen sie bedarf, in Fülle für sie.
Wir spüren das und wir können es sehen – wenn man uns das SEHEN nicht abdressiert hätte.
SEHEN bedeutet WISSEN.
Bei den alten Römern hieß das noch “videre” (die Vision).
Bei den alten Griechen hieß es “idein” (die Idee).
Die Worthülsen haben wir übernommen, den GEIST, der sie stark macht, nicht.
Man hat uns auf unseren beschränkten bewussten Verstand reduziert, der damit hoffnungsvoll überfordert ist.
Bis wir das Nötigste gelernt haben, werden unsere Lebensfunktionen ohne ihn im UNBEWUSSTEN gesteuert.
Émile Coué – man sollte ihn kennen – hat der Welt vorgemacht, welch große Möglichkeiten sich uns auftun, wenn wir unsere Hoffnungen in Aufträge für unseren GEIST umzuwandeln lernen.
In der ganzen Welt war man begeistert von dem, was man mit Coué schafft.
Hallo Herr Neffe,
danke für den Beitrag und den Hinweis. Hoffnungen in Aufträge für den Geist umwandeln, damit sie von dort zu Taten werden, nehme ich an? Ohne diese Übersetzung in die Realität durch Handlung wird es eine Hoffnung – oder ein Traum – bleiben.
Alles Gute
Gerd Ziegler