Traumdiebe
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Wir alle haben Träume. Manche von uns glauben fest an deren Erfüllung, andere haben den Glauben daran bereits verloren und bei einigen glimmt wenigstens noch ein Fünkchen Hoffnung, dass sich irgenwann eine Chance bieten wird, sich seine Träume doch noch zu erfüllen. Allerdings ist es dazu oft nötig, sich mit einer ganz besonderen Variante der Gattung Mensch zu beschäftigen - dem Traumdieb.
In diesem Blickpunkt wollen wir uns mit dieser Spezies näher beschäftigen und auch über den Erhalt der eigenen Träume und den Schutz vor den Tücken und der Selbstverständlichkeit des Scheiterns sprechen.
Traumdiebe kommen eher als Beschützer, denn als Angreifer daher
Traumdiebe sind oft keine böswilligen Monster, sondern meistens wohlmeinende, äußerst vernünftige Wesen, die uns lediglich vor Fehlern bewahren wollen. Allerdings sind Fehler nun mal extrem wichtig, wenn man Außergewöhnliches erreichen will. Fehler sind lebensnotwendig, wenn man neues Land erforschen will. Fehler sind die wichtigste Quelle für neue Erkenntnisse, für Wachstum und Entwicklung.
Vielleicht kennen Sie das ja. Sie haben eine coole Idee, haben etwas entwickelt, das die Welt voran bringen könnte, oder auch nur einen kleinen Teil dieser Welt verbessern könnte. Sie haben eine tolle Geschäftsidee, wie Sie meinen, oder Sie haben einen Weg gefunden, sich selbst und andere besser zu organisieren - oder was auch immer. Sie träumen davon, ihre Talente und Fähigkeiten auszuleben, Ihr volles Potential auszuschöpfen, kreativ und effektiv die Dinge anzupacken und umzusetzen.
Doch dann kommt da dieser gute Freund, oder die gute Freundin daher, die sowas schon zur Genüge kennt und so viele Menschen kennengelernt hat, die damit schon mal gescheitert sind. "Überleg Dir das gut. Das ist nicht einfach", bekommt man dann zu hören.
Peng - schon ist der schöne Traum beschädigt und der Zweifel hat eine Ecke des leckeren Traumkuchens weggeknabbert. Dann kommt noch ein Onkel oder eine Tante, die solcher Art Geschäfte für unseriös hält und erzählt Ihnen dass dabei die Leute doch nur über den Tisch gezogen werden, und das nächste Stückchen Ihres Traums ist weg. Der gesamte Kuchen sieht nun schon nicht mehr ganz so appetitlich aus.
Irgendwann kommt dann der Experte, oder die Expertin, die so einen ähnlichen Traum auch schon mal umsetzen wollten, aber gnadenlos gescheitert sind. Er oder sie kann fast immer bis ins Detail erklären, warum es nicht funktionieren kann. Unausgesprochen bleibt die Behauptung - sonst hätte ich es ja wohl auch geschafft.
Jeder Erfolg eines anderen scheint das eigene Versagen zu verstärken
Ich weiß nicht, woher dieses seltsame Verhalten stammt, aber kaum einer von uns ist frei davon. Wenn uns irgendetwas nicht gelingt, dann ist jeder, der es schafft, ein weiterer Beweis für unsere eigene Unfähigkeit. Jeder Mensch, der in einem Geschäftsbereich erfolgreich ist, in dem ich gescheitert bin, beweist, dass es an mir gelegen hat. Ich bin ein Versager. Es kann nicht anders sein.
Tatsächlich sind derlei Überlegungen natürlich Unsinn. Dass es manche in einer Branche, oder einem Geschäftsmodell schaffen und andere nicht, beweist lediglich, dass der Erfolgreiche seine Ressourcen besser genutzt hat. Er oder sie hatte die bessere Einstellung, die entschlossenere Tatkraft, das bessere Gespür für andere Menschen, war fleißiger oder hat sonst etwas einfach besser gemacht als ich. Vielleicht kam auch noch etwas Glück oder die richtigen Beziehungen dazu und vielleicht war und ist es auch einfach nicht mein Bereich gewesen, der für mich und meine Fähigkeiten bestimmt war. Wer weiß?
In einzelnen Bereichen unseres Lebens zu scheitern ist etwas völlig normales. Es zeigt uns, dass wir auf dem falschen Weg waren, oder den falschen Ansatz gewählt haben, um diesen Weg erfolgreich zu gehen. Deshalb muss sich niemand gleich zum Versager abstempeln, oder noch schlimmer, aus Angst vor der Verschlimmerung des Misserfolgs, noch andere daran hindern, selbst dort erfolgreich zu werden. Dabei macht es die Sache auch nicht besser, wenn diese Automatismen bei uns häufig eher unbewusst ablaufen. Sozusagen, als Reflex. Wenn ich das nicht kann, darf es auch kein anderer können. Wie stehe ich denn sonst da?
Die Auswirkungen sind für alle Beteiligten genauso verheerend, ob der Erfolg des Anderen nun bewusst oder unbewusst torpediert wird. Denn nicht nur dem Betroffenen werden die Träume gestohlen, nein, auch der Ratgeber überzeugt sich immer mehr selbst, dass es einfach keine wirklichen Chancen auf Traumverwirklichung gibt - jedenfalls keine ohne Haken, an denen sich das Ganze immer wieder aufhängt. Bis er oder sie schließlich zu der Erkenntnis gelangt, dass Träumer nur noch nicht oft genug auf die Schnauze gefallen sind, wenn sie sich immer noch der Illusion der Traumerfüllung hingeben.
Traumdiebe erzeugen Traumdiebe
Das zu wissen und vor allem auch zu verstehen, ist unheimlich wichtig für Sie und Ihre Vorhaben. Denn sobald Sie sich entschließen, etwas in Ihrem Leben zu verändern, anderen zu helfen oder gar die Welt zu verbessern, werden die Traumdiebe nicht weit sein. Und dieses Wissen ist auch deshalb so wichtig, weil Sie keineswegs immer nur Opfer dieser Verhaltensweise sind. Oft genug werden Sie selbst zum Traumdieb. Nicht selten in bester Absicht.
Die Absicht ehrt jeden, der beispielsweise versucht seine Familie und Freunde davor zu bewahren, blindlings in eine aufgestellte Falle und damit ins Verderben zu laufen. Diese Gefahr ist ja schließlich durchaus real vorhanden. Es gibt da draußen genug Scharlatane, die hoffnungssuchenden Menschen, bereitwillig einen Weg aufzeigen, der allerdings nur am Profitdenken dieser Gaukler und Betrüger ausgerichtet ist. Ein warnendes Wort eines Freundes kann einen da durchaus auch mal vor größerem Schaden bewahren.
Allerdings gibt es eine feine Grenze, zwischen berechtigter Vorsicht, und dem Schlechtreden jedes Veränderungswillens.
Nehmen wir an Sie entschließen sich Ihre Gewichtsprobleme endlich in den Griff zu bekommen und erzählen Ihren Freunden davon: "Ich werde jetzt endlich mein Traumgewicht erreichen und 40 kg abnehmen." Wie hilfreich sind dann Hinweise auf die Gefahren von Diäten und darauf, dass man das ja ohnehin nachher nicht halten kann und dass das gar nicht so gesund sein soll, wenn man dauerhaft zu wenig isst etc. pp. Wie würden sich solche hilfreichen Hinweise auf Ihre Motivation auswirken? Vielleicht schaffen Sie am Anfang noch, sie zu ignorieren, aber spätestens wenn Sie selbst eine Schwächephase durchmachen, werden diese Worte auf fruchtbaren Boden fallen, wenn Sie das zulassen.
Sie werden scheitern und feststellen, dass die anderen doch Recht gehabt haben. Es geht einfach nicht. Nicht bei Ihnen. Und nicht selten werden Sie selbst zum Warner werden, wenn Sie jemanden treffen, der es auch versuchen will. "Glaub mir, ich hab auch schon alles versucht. Es hat keinen Sinn." Auf diese Weise wächst das Heer der Desillusionierten immer weiter an. Ein verheerender Kreislauf.
Traumdiebe wirken auf Ihre Ziele, wie Termiten auf ein Holzhaus
Sorgen Sie dafür, dass Sie sich vor solchen Traumdieben schützen, wenn Sie etwas Neues beginnen, oder etwas Bestehendes verändern wollen. Sie werden sich sonst auf Dauer auf Ihre Träume auswirken, wie Termiten auf ein Holzhaus. Es wird am Ende nichts davon übrig bleiben und Sie müssen höllisch aufpassen, dadurch nicht selbst anzufangen, an den Traumhäusern anderer Menschen zu knabbern.
Auch wenn es nicht immer einfach ist, wirklich hilfreiche Warnungen von Traumdiebstählen zu unterscheiden, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als es für sich richtig einzuschätzen, wenn Ihnen jemand einen wohlmeinenden Rat gibt. Entscheiden Sie sich im Zweifelsfall dafür, der Sache selbst auf den Grund zu gehen. Was für den anderen nicht gepasst hat, kann sehr gut für sie passen und umgekehrt. Teilen Sie den Menschen, die Ihnen ihre Erfahrungen mitteilen wollen, freundlich aber bestimmt mit, dass Sie Ihre Entscheidung getroffen haben und das jetzt durchziehen. Sagen Sie zum Beispiel: "Vielen Dank, ich weiß deine Sorge und Hilfsbereitschaft zu schätzen. Für mich kann sich das aber ganz anders auswirken und ich werde es entsprechend austesten." Fertig. Keine weitere Diskussion darüber.
Weigern Sie sich auch hartnäckig, anderen die Träume zu zerstören, wenn Sie dazu keine handfesten, unmissverständlichen Gründe haben. Sie dürfen andere Menschen nicht sehenden Auges in eine gefährliche Situation hinein rennen lassen, die offensichtlich zu deren Schaden führen wird. Aber prüfen Sie extrem gründlich Ihre Sichtweise und Ihre Motivation, dies zu tun und natürlich ob diese Gefahr tatsächlich eine reale ist. Ansonsten ermutigen Sie Ihre Mitmenschen dazu, gewünschte Veränderungen mutig anzugehen und die richtigen Entscheidungen für sich zu treffen. Wohlgemerkt für sich - nicht für Sie.
Jeder Mensch braucht eher Beistand und Mut von anderen, als deren einschränkende Glaubenssätze, die diese sich mit jedem eigenen Misserfolg zugelegt haben. Motivieren Sie andere Neues zu erschaffen, statt an Altem festzuhalten, Träume zu leben, statt Hoffnungen zu beerdigen. Und Sie selbst werden am meisten davon profitieren, denn Ihre ganze Einstellung und Ihre Sichtweise auf ein Leben voller Möglichkeiten wird sich zum Positiven hin verändern. Ihr ganz persönlicher Schutzschirm vor Traumdieben ist dadurch aktiviert.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei und nur das Beste für Ihre Vorhaben, egal in welchem Bereich. Passen Sie gut auf Ihre Träume auf und lassen Sie sich diese von niemandem stehlen.
Alles Gute und
bis bald
Ihr
Gerd Ziegler
Vielen Dank Gerd,
wieder mal ein sehr guter Beitrag.
Gerne – und danke zurück fürs Feedback 😉
Alles Gute
Gerd
Ganz toller Artikel, Gerd! Du hast diese unseligen psychologischen Mechanismen sehr gut durchschaut und dargestellt und regst die Bewusstwerdung darüber und neue konstruktive Verhaltensweisen an, absolut richtig und sehr hilfreich! Vielen Dank!!
Christina
Ja, das ist oft gar nicht so einfach zu erkennen und noch schwerer danach zu handeln.
Danke für die Rückmeldung und
alles Gute
Gerd