Non-Profit-Organisation verwandeln in All-Profit-Organisationen
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Non-Profit-Organisation verwandeln in All-Profit-Organisationen

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die Macht des Einzelnen

Organisationen die keinen Gewinn anstreben oder Vereine die das Siegel der Gemeinnützigkeit ihr eigen nennen, stehen hoch im Kurs bei den Menschen. Und das zu Recht. Die Arbeit, die dort teils ehrenamtlich, teils gegen geringe Bezahlung geleistet wird, kann gar nicht genug Wertschätzung erfahren. Die Frage, die man sich trotzdem stellen sollte ist, ob dieses System so sein muss, dass sich einige für andere aufopfern.

die-macht-des-einzelnen-2Das Ganze hat, neben der absolut ehrwürdigen Absicht, nämlich auch ein paar Nachteile. Sowohl die Helfer, als auch die Hilfesuchenden geraten oft in eine Art ungesunde Abhängigkeit. Wer das Geschehen in den Hungerländern Afrikas, aber auch Südamerikas ein wenig genauer verfolgt, wird festgestellt haben, dass viele Probleme dort strukturell angelegt sind. Sie sind systemintern eine zwangsläufige Folge der dortigen Politik und nur sehr selten der äußeren Witterungseinflüsse.

Und damit ist nicht nur die Politik vor Ort gemeint, sondern auch die Politik der Europäischen Union, der USA, Russlands, China und anderer Wirtschaftsgroßmächte. Hilfsorganisationen spielen hier eine abmildernde Rolle, die mittlerweile als selbstverständlich hingenommen wird. Korruption und Machterhalt einiger Weniger in den Hungerländern auf der einen Seite, Bereicherung an Bodenschätzen, billigen Arbeitskräften, Entsorgungstourismus und Nahrungsmittelimport aus diesen Ländern auf der anderen Seite. Böse Zungen nennen es auch die Ausbeutung dieser Länder durch wirtschaftlich mächtigere Staaten. Die Hilfsorganisationen mildern die Folgen, was ein ehrenhaftes Vorgehen ist, aber die Betroffenen auch in der Abhängigkeit belässt und die Chancen auf Veränderung verringert.

Wem das Schicksal der hungernden Kinder, oder der verarmten Menschen, die auf den Müllhalden leben, die aus der westlichen Welt dort aufgetürmt werden, wirklich nahe geht, der müsste normalerweise schon längst die eigene Lebensweise hinterfragen. Er oder sie müsste fragen, was die eigenen Essgewohnheiten und Konsumgewohnheiten damit zu tun haben. Würden sich diese Menschen ernsthaft danach erkundigen und ernsthaft recherchieren, dann würden sie schnell auf eine mögliche Lösung des Problems stoßen. Und Recherche heißt hier nicht, den Marketing- und Werbeaussagen der Industrie zu glauben, oder irgendwelchen Studien, die diese bei korrupten Wissenschaftlern in Auftrag gegeben haben, sondern sich die Abläufe bewusst zu machen. Denn die sind einfacher, als viele glauben.

Ich erspare mir hier die genaue Verteilung des täglichen Kalorienbedarfs eines Menschen und begnüge mich mit der Information, dass wesentlich mehr pflanzliche Kalorien verbraucht werden um unsere tierische Nahrung “herzustellen” – vom Wasserverbrauch und den Umweltschäden mal gar nicht zu reden – als nachher daraus verwertbare Kalorien entstehen. Im Klartext, würden wir weniger Fleisch essen und Tiermilch trinken, würde der Bedarf an Soja etc, das verfüttert wird, zurück gehen. Es müsste nicht, oder zumindest nicht mehr soviel aus Ländern importiert werden, die sowieso nicht genug haben.

Massive Subventionen sorgen aber im Gegenteil dafür, dass der Fleisch- und Milchverbrauch weiter steigt, weil die Produkte durch diese Zuschüsse und immer unerträglichere Umstände der industriellen Tierhaltung, künstlich billig gemacht werden. So billig, dass mittlerweile europäisches Rindfleisch nach Afrika exportiert wird und dort als Billigware den heimischen Fleischmarkt kaputt macht. Wenn es nicht so traurig wäre und nicht so verheerende Auswirkungen hätte, könnte man da fast schon komische Züge in diesen Vorgängen entdecken.

Aber die Menschen, vor allem hier im deutschsprachigen Raum, spenden lieber großzügig jede Weihnachten für Brot für die Welt oder die Welthungerhilfe. Was für eine Ironie. Natürlich handeln diese Menschen in bester Absicht, aber sie mildern damit für einige wenige Kinder, für kurze Zeit, ein Leiden ab, das sie selbst mit ihrem täglichen Verhalten mit verursacht haben. Das ist so, als würden Sie auf einen Menschen schießen, ihn schwer verletzen, ihn anschließend medizinisch versorgen, um sich schlussendlich als sein Retter aufzuspielen.

Wissen ist Macht, aber Wissen ist auch Verpflichtung.

Wir können nicht ewig wegsehen und uns unserer Verantwortung mit großzügigen Spenden an Weihnachten oder Patenschaften für Kinder in Entwicklungsländern entziehen. Wir müssen uns entscheiden, ob alle Lebewesen einen Anspruch auf ein würdiges Leben haben, oder nur wir. Diese Frage allein, bzw. Ihre Antwort darauf, entscheidet wie es mit dieser Welt und uns Menschen weitergeht. Wollen wir weiter im Du-oder-Ich-Modus weiter marschieren, dann werden wir weiter fleißig mit dem Sägen am Ast beschäftigt sein, auf dem wir sitzen. Oder wir fangen an umzudenken.

die-macht-des-einzelnenWer für sich entscheidet, dass alle Menschen und insgesamt alle Lebewesen ein Recht auf ein Leben haben, das einem fühlenden, leidensfähigen Lebewesen gerecht wird, der kann nicht mehr die üblichen Ausreden benutzen.

“Jeder soll selbst entscheiden, was er isst, was er kauft, wo er kauft und wie er es anwendet. Das ist seine persönliche Freiheit.”

Das ist doch ein vernünftiger Satz, den ich gern unterschreiben würde, weil ich ein großer Fan von persönlicher Freiheit bin. Allerdings endet diese persönliche Freiheit meiner Meinung nach dort, wo sie in die existenziellen Rechte anderer eingreift. Und dazu gehören bei mir alle Lebewesen.

Ich bin gern und oft in Spanien und hatte dort oft schon Diskussionen über die scheinbar ach so wichtige Tradition des Stierkampfs, die immer als fairer Kampf Mensch gegen Tier dargestellt wird. Dass der Stier vorher bis aufs Blut gequält wird, damit er den Torrero überhaupt angreift, indem dem wehrlosen Tier die Picaderos vorher dauernd Messer und Nadeln in den Rücken rammen bis er beginnt auszubluten – das wird gern verschwiegen. Der Stier hat nur in Ausnahmefällen eine Chance und auch die nicht auf Dauer. Wer das nicht will, braucht ja nicht hingehen, sagen meine Bekannten dann immer. Nun, ich kenne zumindest einen der da nicht hin will, aber dazu gezwungen wird – nämlich der Stier.

Wer den Wert des Lebens allgemein erkennt, kann bei der Argumentation doch nicht die Belustigung einiger Idioten über das Recht eines Lebewesens auf ein Leben ohne Quälerei stellen, oder?

“Die Politiker oder die Industrie sind schuld”, sagen die Meisten, wenn es um die Zustände in dieser Welt geht. “Was geht mich das an? Ich kann da sowieso nichts ändern? Was bringt das schon, wenn ich mich ändere? Das hat doch kaum eine Auswirkung.”

Und auch diese Art zu denken erscheint logisch und sie ist so schön bequem. Aber tatsächlich ist Industrie und zumindest bei uns auch die Politiker, von uns abhängig. Wenn ein Einzelner oder eine Einzelne etwas verändert passiert tatsächlich nicht allzu viel. Aber die Summe der Einzelnen in einem Land entscheidet alles.

Niemand verlangt von uns, dass wir Heilige werden, die alles richtig machen und immer im Interesse anderer handeln. Wahrscheinlich ist das auch gar nicht möglich. Ein selbstbestimmtes Leben nach den eigenen Vorstellungen erfordert meiner Meinung nach aber auch, dass man mit sich und den Dingen um einen herum im Reinen ist. Dass man als Mensch dem nahe kommt, der man sein könnte, ein Mensch der sich entwickelt und erkennt, dass er alleine nicht überleben kann. Ich persönlich glaube nicht, dass man auf Dauer ein wirklich glückliches und erfülltes Leben führen kann, auf Kosten und zum Schaden anderer Menschen und indem man unwürdige Lebensumstände bei anderen Lebewesen verursacht, oder zumindest duldet.

Es ist Zeit für den All-Profit-Gedanken. Es ist Zeit für eine Grundeinstellung, die danach fragt, wie wir unser Leben so organisieren können, dass alle profitieren. Ich spreche nicht davon, dass keiner mehr Geld verdienen darf, oder dass kein Wettbewerb mehr herrschen soll – das alles sorgt dafür, dass sich die Dinge weiterentwickeln. Aber mit unserem Kauf- und Konsumverhalten bestimmen wir wohin sich dieser Wettbewerb und diese Dinge entwickeln. Stellen Sie sich Ihrer Verantwortung, wenn Sie wirklich etwas verändern wollen, oder lassen Sie konsequenterweise auch die Alibihilfe für die Schäden weg. Die Entscheidung liegt bei jedem selbst – jedenfalls jetzt noch.

  • Was denken Sie?

  • Ist Ihnen das Thema unangenehm, oder haben Sie sich schon Gegenargumente zurecht gelegt, warum es wichtig ist, alles so zu belassen wie es ist?

  • Keine Angst - das ist eine ganz normale Reaktion. Teilen Sie uns Ihre Meinung mit. Würden Sie alles so belassen wie es ist, wenn Sie es zu entscheiden hätten?

  • Ist unser Anspruch auf ein Leben im Überfluss wichtiger als das Elend der Anderen?

  • Wären Sie oder sind Sie vielleicht schon bereit etwas zu verändern?

  • Wie könnte es gehen, ohne dass wir selbst uns gleich in Armut stürzen müssen?

  • Es geht schließlich nicht um Umverteilung, sondern um Neugestaltung zum Vorteil aller. Geht das überhaupt?

Zeit darüber nachzudenken, auch wenn es nicht immer angenehm ist. Was man sich vorstellen kann, kann man auch realisieren.

Bis bald
Ihr
Gerd Ziegler

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