Die Stille um das Versagen
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Die Stille um das Versagen

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952879_64710256Es gibt Myriaden von Büchern, Hörbüchern und DVDs von und über erfolgreiche Unternehmer und Businessmenschen. Die Geschichte von einigen wenigen lieferte sogar den Stoff für einen Kinostreifen, oder wurde sonst wie künstlerisch verarbeitet. Diese Helden der Eigenständigkeit werden teilweise gefeiert wie Popstars. Leute wie Bill Gates, Mark Zuckerberg, die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin, Apple-Gründer Steve Jobs und viele mehr sind mittlerweile zu Kultfiguren geworden. Selbst Unternehmer, die zu ihrer Zeit noch heftig umstritten waren, wegen ihrer Geschäftsphilosophie, wie Henry Ford, werden heute als Helden des Erfolgs verehrt. Oft wird über diese Erfolgsgeschichten ein so großer Bohei gemacht, dass darüber die Schattenseiten und Risiken ganz vergessen werden.

In diesem Blickpunkt wollen wir uns mit der Stille um das Versagen beschäftigen. Ein Thema über das die Menschen gar nicht gerne sprechen und von dem sie auch am liebsten gar nicht viel wissen wollen. Was ich persönlich für einen Fehler halte – aber dazu später mehr.

Auch gute Geschäftsmodelle können scheitern

Unabhängig davon, was wir gerne hätten, gibt es sie nunmal, die Ansätze, die zum Scheitern verurteilt sind, die guten Geschäftsmodelle, die pleite gehen, die verzweifelten Versuche auf eigenen Beinen zu stehen, die allesamt über den Jordan gehen. Seltsam, dass man so wenig darüber erfährt, finden Sie nicht? Das ist vor allem deshalb merkwürdig, weil es satte 75 bis 90 % aller Start-Ups sind, die scheitern. Oder anders ausgedrückt, nur 10 bis 25 Prozent aller Neugründungen kommen aus dem Quark.

Genau wie bei den Erfolgsgeschichten, steckt auch hinter den gescheiterten Vorhaben, jedes Mal ein Einzelschicksal. Ein Mensch, oder mehrere Menschen, die Blut, Schweiß, Tränen und vor allem Zeit und Geld in etwas investiert haben, das sich dann irgendwann – oft nach einer langen, quälenden Leidenszeit – pulverisiert hat. Nicht selten zusammen mit der Aussicht auf eine halbwegs angenehme Existenz in der Zukunft. Wer neben seinem eingesetzten Kapital auch noch persönlich haftet, der hat danach Schwierigkeiten überhaupt wieder auf die Beine zu kommen.

Wer hier die Risiken und Gefahren richtig abwägt, könnte zu dem Schluss kommen, einfach mal die Finger von solchen Abenteuern zu lassen, oder? Und wahrscheinlich würde mancher Gründer, im Nachhinein, auch die Finger davon lassen, wenn er im Vorfeld wüsste, was alles auf ihn oder sie zukommt. Lange Arbeitsstunden, schlechte bis gar keine Bezahlung, kein Urlaub, kaum noch Freizeit, keine Zeit für Freunde und Hobbies und das alles für eine Chance von maximal 1:4 schlechtestensfalls 1:10, auf ein besseres Leben in der Zukunft.

Mut zum Risiko - aber in Kenntnis des Preises

Ich will mit diesem Beitrag auf keinen Fall jemand von seiner Geschäftsidee abbringen – ganz im Gegenteil. Ich möchte Sie ermutigen, es trotzdem zu wagen, wenn Sie sicher sind, was Sie wollen. Sie sollen nur den Preis richtig einschätzen, den Sie bezahlen müssen. Die vielen Erfolgsgeschichten spiegeln Ihnen sonst ein völlig verzerrtes Bild wider, das so einfach nicht stimmt.

Gerade in Zeiten, in denen die angestelltengeführten Konzerne alles dominieren, fehlt es hinten und vorne an wirklichen Unternehmern, die auch mal abseits des optimierten Profits entscheiden können. Es fehlen Unternehmer, die Entscheidungen abseits des kurzfristigen Gewinns, zu Gunsten von mehr Nachhaltigkeit treffen können. Deshalb ist jede Vision, jeder Traum eines zukünftigen Unternehmers es wert aufgegriffen und umgesetzt zu werden.

Die Chancen damit erfolgreich zu sein und auch als Mensch zu überleben, steigen dramatisch, wenn man im Vorfeld weiß, was einen erwartet und es entsprechend einplanen kann. Risiken können unmöglich ganz ausgeschlossen werden, aber sie können auf ein gesundes Maß minimiert werden. Und der größten Gefahr, nämlich der von seinem eigenen Traum aufgefressen zu werden, kann ebenfalls besser vorgebeugt werden, und das sollten Sie auch tun.

Über das eigene Versagen spricht niemand gerne

963386_52326955Niemand spricht gerne über das eigene Versagen und es bringt niemandem Jubelstürme ein, wenn er oder sie bekennt, mit einem Vorhaben richtig auf die Schnauze gefallen zu sein. Deshalb hört man so wenig, liest so wenig und sieht so wenig von dem großen Heer der Gescheiterten. Sie hüllen sich in Schweigen und hoffen, möglichst wenige Menschen mögen etwas von ihrem Makel mitbekommen. Und das ist schade. Denn es gäbe viel zu lernen. Viel mehr als von den Top-Erfolgreichen.

Selbstverständlich macht es Spaß, die Erfolgsgeschichten von Steve Jobs & Co. zu lesen und von ihren Weisheiten zu lernen. Allerdings sind das erstens deren Wege, von denen sie da erzählen, was nicht zwangsweise auch Ihre sein müssen, und zweitens bilden diese Menschen die absolute Ausnahme. Die Null-Komma-Null-Null-Nochwas-Prozent, die es nicht nur geschafft haben, sondern exorbitant erfolgreich wurden.

Ohne jemand nahe treten zu wollen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie oder ich der nächste Steve Jobs sind, ist weniger hoch, als dass Sie oder ich zu denen gehören, die sich halbwegs über Wasser halten, oder irgendwann abtauchen. Deshalb wären Informationen von und über die Gescheiterten so wertvoll.

“Heute würde ich einiges anders machen.” Das ist ein Satz, den man oft von Unternehmern hört, die mit ihrem Vorhaben gescheitert sind. Das Resümee des Versagens, wenn Sie so wollen. “Wenn ich jetzt noch mal starten würde, wüßte ich einiges besser.” Na super – dann gib doch genau das weiter – möchte man diesen Menschen zurufen. Diese Informationen sind unendlich wertvoller, als die üblichen Business-Weisheiten der Gurus, weil sie alltagstauglich sind und somit eine exzellente Ergänzung zu den Orientierungshilfen, die einem die Super-Erfolgreichen an die Hand geben können.

Der Makel des Gescheiterten

Damit hier aber eine wirkliche Weiterentwicklung stattfinden kann, müssen wir dem Scheitern auch endlich den Makel nehmen. In den USA sind sie uns da weit voraus. Jeder weiß, dass jede Unternehmung mit Risiken verbunden ist und es somit auch normal ist, dass ein gewisser Teil der startet, auch auf der Strecke bleibt. So what – na und? Manche haben Fehler gemacht, andere wurden von der Konkurrenz platt gemacht und die nächsten hatten unter sich ständig ändernden, äußeren Einflüssen zu leiden. Es ist nun mal nicht alles planbar. Schon gar nicht für ein Start-Up.

Lassen Sie sich also von Risiken und Gefahren nicht abschrecken. Haben Sie keine Angst vor Fehlern, aber vergessen Sie auch nicht, dass Sie schnell aus diesen Fehlern lernen müssen. Unterschätzen Sie nicht die Gefahr, die darin lauert, dass Sie nach der Gründung plötzlich immer einen erfolgreichen und positiven Eindruck machen müssen. Weder Ihre Mitarbeiter, noch Ihre Bank, noch Ihre Investoren oder Lieferanten werden sonderlich erpicht darauf sein, mit jemandem zu arbeiten, der voller Angst und Sorgen in die Zukunft blickt.

Dennoch werden Sie solche Gefühle hin und wieder haben. Sie werden keineswegs immer sicher und zuversichtlich sein. Gerade dann ist es hilfreich zu wissen, dass man nicht der Einzige ist, der so weit von den Idealbildern weg ist, die in den Medien laufend gezeichnet werden. Von den Menschen, die immer Herr der Lage zu sein scheinen und alles immer im Griff haben.

Tatsächlich halte ich das in allen Fällen, für eine gut gestrickte Marketing-Legende. Wer ein bisschen tiefer gräbt findet bei allen Erfolgsgeschichten auch kritische Momente, in denen der Protagonist alles andere als auf sicheren Beinen stand und einige emotionale Achterbahnfahrten durchstehen musste.

Wachstum und Entwicklung entsteht aus Fehlschlägen

1182878_17384268Nikki Durkin, eine junge australische Unternehmerin hat in einem Bericht, den ich neulich gelesen habe, ein ungeschminkteres Bild von ihrem Gründerleben gezeichnet und beschrieben, wie es ihr erging, als ihr Start-Up 99dresses.com nach vier Jahren harter Arbeit vor dem Aus stand.

“Ich wusste, dass die meisten Neugründungen scheitern, aber ich hätte nie gedacht, dass es auch mich treffen würde”, sagt sie. “Ich hätte aber auch nie gedacht, dass ich so widerstandfähig bin, das alles durchzustehen.”

Damit spricht sie einen wichtigen Punkt an, den man nicht übersehen sollte. Wir messen den Erfolg eines Vorhabens meist nur an dessen Ausgang. Kommt man finanziell in die Puschen, schafft man etwas sichtbar Bedeutendes, dann gilt man als erfolgreich und man hat scheinbar alles richtig gemacht. Schafft man dies nicht, ist man gescheitert und hat versagt.

Dabei wird einer der größten Gewinne jeder Unternehmung oft völlig übersehen – das persönliche Wachstum und die Entwicklung, die wir während des Prozesses nehmen. Das gilt nicht nur für ein neu gegründetes Business, sondern für jeglichen Traum, den wir realisieren wollen. Der Erfolg liegt nicht nur im tatsächlichen Gelingen, der tatsächlichen Umsetzung unserer Vorstellungen, sondern maßgeblich auch in der Person, die wir auf dem Weg werden müssen, oder besser gesagt werden dürfen.

Kein Grund also, sich zu verstecken, oder sich verschämt in Schweigen zu hüllen, wenn einzelne Ansätze mal schief gehen, oder Sie sogar mal richtig auf die Schnauze fallen. Lassen Sie sich davon nicht zerbrechen. Das ist ein Teil des großen Ganzen und Ihre Erfahrungen und Erkenntnisse daraus sind wertvoll. Wer weiß, wozu es gut war und was Sie aus diesen Erkenntnissen und Erfahrungen machen können, das Ihnen sonst gar nicht möglich gewesen wäre?

Gehen Sie Ihre Träume also an. Lassen Sie sich von den Risiken und Gefahren nicht abhalten, aber seien Sie sich ihrer bewusst und suchen Sie gezielt, neben den Erfolgsstories, auch Menschen, die beim Versuch denselben oder einen ähnlichen Traum zu verwirklichen, gescheitert sind. Die Erfolgreichen sind die Leitsterne, die Gescheiterten haben aber oft die alltagstauglicheren Informationen, die Sie vorwärts bringen und Ihnen helfen, die ein oder andere Klippe zu umschiffen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei und lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn es hin wieder hakt und holpert. Das ist normaler, als es gemeinhin dargestellt wird.

Bis bald
Ihr
Gerd Ziegler

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