Die Erinnerung ans Glück
Wissen-ist-Macht.TV - Für ein glückliches und erfülltes Leben

Die Erinnerung ans Glück

[easy-social-share buttons="facebook,twitter,google,pinterest,linkedin,stumbleupon,reddit,xing,whatsapp" counters=1 counter_pos="inside" hide_names="force" fullwidth="yes"]

Dostojewski lässt eine seiner Figuren in dem Stück "Die Dämonen" sagen: "Alles ist gut - ALLES. Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, dass er glücklich ist. Das ist alles. Wer das erkennt, der wird gleich glücklich sein, sofort im selben Augenblick." Scheinbar wird hier angedeutet, dass Glück nicht eine Lösung ist, die man suchen muss, sondern eine Entscheidung, oder besser gesagt, eine Erkenntnis.

In diesem Blickpunkt widmen wir uns der Glückssuche - oder besser gesagt - der häufig erfolglosen Glückssuche, der wir Menschen uns immer wieder hingeben.

 

Wer das Glück sucht, dem bleibt es verwehrt

 

Der Versuch Glück herzustellen, indem wir es mit einem bestimmten äußeren Zustand, Ereignis oder Ding in Verbindung bringen, führt fast unweigerlich ins Unglück, weil es entweder unerreichbar scheint, oder weil der gewünschte Zustand erreicht wird und nicht annähernd die Erwartungen erfüllt.

Dabei ist die Erfüllung des Angestrebten oft schlimmer, als das vergebliche Streben danach. Beim Streben nach dem persönlichen Glück hat man wenigstens noch Hoffnung auf Erfüllung, während man bei den enttäuschten Erwartungen selbige verliert.

Paul Watzlawick hat sich, in seinen Werken, diesem Thema sehr ausführlich gewidmet und in seinen Vorträgen und Schriften auf die zahlreichen Denkfallen hingewiesen, in die wir Menschen immer wieder tappen, wenn es um größere Zusammenhänge geht, oder um die großen Fragen nach dem Glück und wie man es erreichen kann. Die Kernbotschaft ist, dass persönliches Glück nicht erreicht werden kann, weil man nichts erreichen kann, das schon da ist.

Ich weiß, diese philosophischen Gedanken stellen die eigenen Denkgewohnheiten gewaltig auf die Probe und nicht selten ist man geneigt, das alles als Unsinn abzutun, weil diese Gedanken zu abstrakt und fern der Realität scheinen. Aber lassen Sie uns das Ganze doch mal unter praktischen Gesichtspunkten betrachten und prüfen, ob da was dran sein könnte. Immerhin stehen Watzlawick und Dostojewski nicht gerade im Verdacht, abgedrehte Spinner zu sein, oder Probleme mit dem strukturierten Denken zu haben.

 

Ein kleines Gedankenexperiment der Gefühle

 

Machen Sie bitte mit mir die Probe aufs Exempel und schicken Sie Ihre Gedanken auf die Reise. Kommen Sie zur Ruhe, konzentrieren Sie sich darauf Ihren Kopf frei zu machen. Denken Sie dann an einen Moment in Ihrem Leben, in dem Sie sich richtig glücklich gefühlt haben. Versetzen Sie sich in eine Zeit, oder an einen Punkt in Ihrem Leben, an dem Sie die ganze Welt umarmen wollten und an dem alles, aber auch wirklich alles um Sie herum in Freude versank. Was war das für ein Moment? Was war geschehen? Wie hat sich das angefühlt? Genießen Sie es für einen Augenblick noch mal.

Depositphotos_1417797_originalSuchen Sie sich dann ein Ereignis oder eine Zeit in Ihrem Leben, in der dieses Gefühl der Freude vielleicht nicht ganz so überschwänglich war, aber dafür verbunden mit einem tiefen Gefühl der Erfüllung, des Friedens und der Harmonie mit Gott, der Welt und sich selbst. Eine Zeit in der Sie sich verlieren konnten, losgelöst von Zeit und Raum, versunken in dem was Sie gerade taten. Tauchen Sie ein in dieses Gefühl und verweilen Sie ein wenig dabei.

Als nächstes möchte ich Sie bitten, sich an eine Zeit oder eine Gelegenheit zu erinnern, bei der Sie traurig oder wütend waren. Erinnern Sie sich an die Menschen, die damit zu tun hatten und daran, was Sie so traurig oder wütend gemacht hat. Was war der Auslöser? Mit wem hatte es zu tun? Was haben Sie empfunden? Wie hat sich das für Sie angefühlt?

 

Gefühle bestimmen unser Leben, aber wir die Gefühle

 

Wenn Sie diese kleine Gedankenreise auch nur halbwegs ernsthaft mitgemacht haben, dann dürften die Gefühle von damals wieder aufgetaucht sein. Sie haben die Freude empfunden, das Glück und die Erfüllung, den Frieden, aber auch die Trauer und den Ärger - und das alles innerhalb weniger Sekunden - praktisch auf Befehl, wenn Sie so wollen.

Gefühle bestimmen unser Leben, aber wir bestimmen über die Gefühle, jedenfalls wenn wir uns dazu entschließen.

So einfach kann das ja nicht sein, mag der ein oder andere jetzt sagen. Schließlich kann ich nicht einfach vor Glück tanzen, wenn ich meinen Job verliere, mein Partner oder meine Partnerin sich von mir trennt, oder wenn jemand stirbt, oder?

Doch - theoretisch ginge das wirklich. Aber höchstwahrscheinlich würde das niemand wollen. Wir wollen nicht feiern, wenn etwas Schlechtes passiert und eine Trauerphase gehört zu einem persönlichen Verlust dazu. Alles andere wäre eine Vergewaltigung der Seele. Aber wichtig ist es, zu erkennen, dass es sich trotzdem um eine Entscheidung handelt. Ich entscheide mich, dem inneren Drang der Gefühle nachzugeben.

Oft geschieht dies unbewusst und geleitet von einer individuell unterschiedlichen Verarbeitungsstrategie, manchmal auch ganz bewusst, indem man sich eben Zeit nimmt zu trauern oder sich zu ärgern. Schließlich wollen Gefühle auch ausgelebt werden.

Außerdem steht uns unser Ego oft im Weg. Wir denken, dass wir angemessen auf eine Situation reagieren müssen. Zum Beispiel, wenn uns jemand beleidigt oder angreift, oder wenn es einen Trauerfall in unserer Familie gibt. Aber wer bestimmt denn eigentlich, was das heißt - angemessen zu reagieren? Die gesellschaftlichen Gepflogenheiten, die religiösen Erwartungen? Wer legt denn zum Beispiel fest, was eine angemessene Trauerzeit ist, oder dass man sich nichts gefallen lassen darf? Wer sagt denn, dass Sie erbarmungslos zurück schlagen müssen, oder eben die andere Wange hinhalten müssen, wenn Sie jemand angreift?

 

Glück ist eine Entscheidung

 

Die Entscheidung wie Sie sich fühlen, liegt bei Ihnen. Es bleibt Ihnen überlassen, ob Sie den äußeren Einflüssen nachgeben, oder Ihren Gefühlsregungen die Führung überlassen, oder in welche Stimmung Sie sich stattdessen versetzen wollen.

Ich weiß, das klingt in vielen Ohren etwas provokativ, vor allem wenn Sie vielleicht gerade so eine Leidenszeit durchlaufen, oder sich sonstwie schlecht fühlen - warum auch immer. Es wird da unterschwellig auch oft der Vorwurf herausgelesen, man sei selbst schuld, wenn man schlecht drauf sei oder leidet. Aber das ist hier gar nicht gemeint. Es gibt ja schließlich auch keine Pflicht, immer gut drauf zu sein und ständig vor Glück zu strahlen.

Die Botschaft ist vielmehr, Sie können es, wenn Sie es wollen. Wäre diese Aussage nicht wahr, dann könnten die Ärmsten der Armen nicht glücklich sein und feiern und die Menschen, denen es eigentlich an kaum etwas fehlt, nicht unglücklich sein. Beide haben sich entschieden ihren Fokus auf das zu legen, was ihre Gefühle verursacht - auf die schlimmen Dinge in ihrem Leben, oder eben auf die guten, oder sie beschließen einfach glücklich zu sein - ohne Grund, einfach so.

Sie müssen mir nicht glauben. Prüfen Sie es einfach für sich selbst. Beobachten Sie Menschen, denen es gerade wirklich nicht gut geht. Totkranke, arme Menschen, Menschen, die so gut wie alles verloren haben, oder eben auch Menschen, denen es an fast nichts mangelt - die eine tolle Familie, ein schönes Haus, viel Geld und einen schicken Wagen haben. Sind letzere immer glücklich? Und sind die vorgenannten immer unglücklich?

Beobachten Sie sich auch selbst. Machen Sie eine Liste mit Dingen für die Sie dankbar sind in Ihrem Leben. Beschäftigen Sie sich ein paar Minuten mit allem, was Sie dankbar macht und versuchen Sie sich zur selben Zeit unglücklich zu fühlen - es geht nicht. Indem Sie Ihren Fokus verschieben, entscheiden Sie sich Glück zu empfinden. Indem Sie den Fokus auf den Problemen belassen, entscheiden Sie sich Sorgen zu wälzen und unglücklich zu sein.

Kann es so einfach sein? Ja - so einfach ist das - aber nicht leicht. Unsere Verhaltensmuster und Denkmuster sind oft tief in uns verankert. Sie lassen sich nicht so einfach, mit einer einzigen Entscheidung, in einem einzigen Fall, außer Kraft setzen. Bei der nächsten Situation versuchen sie wieder von uns Besitz zu ergreifen. Die Macht der Gewohnheit arbeitet zunächst gegen die Veränderung.

Sie müssen deshalb so oft wie möglich bewusst bleiben. Sie müssen sich diese automatisierten Vorgänge bewusst machen und auch bewusst gegensteuern, so lange, bis eine neue - für Sie nützlichere - Gewohnheit entsteht und diese Automatismen nun für Sie arbeiten statt gegen Sie.
Entscheiden Sie sich fürs glücklich sein - oder wie Dostojewski und Watzlawick es ausgedrückt haben - erinnern Sie sich daran, dass Sie glücklich sind. ;-)

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim täglichen Training, sofern Sie schon zu den Fortgeschrittenen gehören, und viel Glück bei den ersten Gehversuchen, wenn Sie erst damit beginnen, die Herrschaft über Ihre Gedanken und Gefühle zurück zu erobern.

Alles Gute und
bis bald
Ihr
Gerd Ziegler

Comments

  • November 18, 2015

    Hallo Gerd Ziegler,
    danke für den tollen Artikel. Den werde ich meinen Lesern morgen bei Facebook mal vorstellen: https://www.facebook.com/WegeinsGlueck/
    Ich bin Bloggerin und Autorin von eBook Ratgerin und teile Tipps für das alltägliche Glück: http://www.wegeinsglueck.de
    Wünsche Ihnen noch einen glücklichen Tag.
    Jenny Krapohl

    • November 18, 2015

      Hallo Frau Krapohl,

      vielen Dank fürs Feedback. Eine schöne und ebenfalls erwähnenswerte Seite haben Sie da. Und ein Thema, das uns alle – bewusst oder unbewusst – ständig beschäftigt. Auch wenn unser Handeln oft eher zum Gegenteil führt.

      Alles Gute
      Gerd Ziegler

Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert