Lizzie Velasquez ist von einer seltenen Krankheit belastet. Sie kann nicht zunehmen und diese Krankheit hat ihr sichtlich zugesetzt. Sie erlangte traurige Berühmtheit, als jemand ein Video mit einem Standbild von ihr auf YouTube hochlud, mit dem Titel “Die hässlichste Frau der Welt”. Über 4 Millionen Clicks erhielt das Video damals und es folgten jede Menge hämische Kommentare mit einem traurigen Höhepunkt, auf dem ein Nutzer ihr empfahl Selbstmord zu begehen und alle von ihrem Anblick zu erlösen.

In diesem Blogbeitrag geht es darum, was uns als Menschen ausmacht, worüber wir uns definieren und welche Ausblühungen es haben kann, wenn wir uns dabei zu stark auf das Außen konzentrieren.

Die Erlebnisse von Lizzie Velasquez können Sie googlen. Es gibt zahlreiche Berichte über ihre Geschichte. Die meisten Menschen wären nach solchen Schicksalsschlägen und Hasstiraden, als ein weiteres Mobbing-Opfer in der Statistik verschwunden, und wer hätte es ihr verdenken können, hätte sie sich einfach versteckt um weiteren Angriffen aus dem Weg zu gehen.

Lizzie Velasquez entschied sich anders. Sie hat sich nicht nur geweigert klein beizugeben, Sie sagt, sie habe all die negativen Emotionen, die ihr entgegen schlugen, genutzt um auf ihnen noch schneller ihren Zielen entgegen zu steigen. Diese Frau, die sich als Monster beschimpfen lassen musste, hatte sich nämlich in den Kopf gesetzt ein Buch zu schreiben und Motivationsrednerin zu werden.

Unmöglich. Völlig ausgeschlossen. Nicht machbar. Das Urteil ihres Umfelds war eindeutig. Und wenn Sie mal ehrlich darüber nachdenken, hätten Sie ihr zugeraten, wenn Sie gefragt worden wären? Hätten Sie ihr empfohlen sich dieser öffentlichen Hatz noch mehr auszusetzen?

Lizzie Velasquez leidet an einem sehr seltenen und seltsamen Syndrom, das es ihr unmöglich macht, Gewicht zuzulegen. Sie muss jede Viertelstunde kleine Mahlzeiten zu sich nehmen, kann aber selbst bei bis zu 8000 Kalorien am Tag 29 kg Körpergewicht nicht überschreiten. Ein weiteres Symptom der bisher unerforschten Krankheit ist die beschleunigte Alterung der Haut. Auf dem rechten Auge ist Lizzie zudem blind.

All diese Auswirkungen auf ihr äußeres Erscheinungsbild, verbunden mit den öffentlichen Demütigungen, die ihr Menschen im Schutz der Anonymität des Internet zuteil werden lassen, hätte den Selbstwert der meisten Menschen schlichtweg pulverisiert. Woher nahm die junge Frau also die Kraft, sich trotzdem solche ehrgeizigen Ziele zu setzen, vor denen körperlich weniger Benachteiligte oft kapitulieren? Woher nahm sie das Selbstvertrauen, das ihr die Zuversicht verlieh es zu schaffen?

“Alle die mich beleidigten und mich als Monster beschimpften”, erzählt sie, “habe ich aufgefordert sich auf meine rechte Seite neben mich zu stellen. Da kann ich sie wegen meinem blinden Auge sowieso nicht sehen.”

Mit viel Humor und einer gesunden Portion Selbstironie fesselt sie heute ihr Publikum und sie erhält nach ihren Vorträgen Standing-Ovations. Und nicht etwa aus Mitleid, sondern weil die Menschen nicht mehr das entstellte Äußere auf der Bühne gesehen haben, sondern einen Blick in das scheinende Innere erwischen konnten.

Diese Frage habe sie sich immer wieder gestellt und diese Frage reicht sie heute an ihre Zuhörer weiter. Sie habe lange darüber nachgedacht, wie sie auf das Hass-Video damals reagieren soll, sagt sie. Aber schließlich wollte sie es nicht den hasserfüllten Internet-Mobbern überlassen, ihre Persönlichkeit zu definieren.

Natürlich hat sie sich damals die Augen ausgeweint, erzählt sie weiter, aber sie fragte sich auch, ob sie den Leuten, die sie ein Monster nannten, darüber entscheiden lassen wollte, was und wer sie ist.

“Ich habe ein wirklich schweres Leben gehabt, aber das ist okay”, erzählt sie in ihrem Vortrag. “Mein Leben ist aber in meinen Händen. Ich kann wählen, ob ich daraus ein sehr Gutes oder ein sehr schlechtes mache. Also sorge ich dafür, dass meine Ziele, meine Erfolge und Leistungen die Dinge sind, die mich definieren.”

Und diese Leistungen können sich sehen lassen. Unter anderem ist das ein abgeschlossenes Studium der Kommunikationswissenschaften. Sie hat mittlerweile mehrere Bücher geschrieben und mit ihren Motivationsreden macht sie Tausenden von Menschen Mut. Durch die Unterstützung ihrer Eltern fand sie die Kraft, den Hass und die Grausamkeit zu kanalisieren und tatsächlich in Motivation umzuwandeln.

In ihrem Vortrag fragt Lizzie Velasquez ihr Publikum: “Was definiert Sie? Ist es Ihre Herkunft, Ihr Beruf, Ihr Aussehen? Sind es Ihre Freunde oder Ihre Familie?”

Ich möchte die Frage gerne an Sie weiterreichen: “Was definiert Sie?”

Lizzie hat sich diese Frage beantwortet und sie teilt ihre Erkenntnis mit dem Publikum. Man kann sein Glück nur in sich selbst finden, sagt sie, indem man der Pilot seines eigenen Lebens wird und die Richtung selbst vorgibt. Auf diese Weise verlieren die Hasser immer, sagt sie und wer sollte das beurteilen können, wenn nicht sie.

Beantworten Sie sich also diese Frage und prüfen Sie für sich, wo Sie sich zu stark an Äußerlichkeiten und der Wahrnehmung Ihrer Umgebung orientieren. Finden Sie stattdessen Ihren wirklichen, inneren Antrieb und gestalten Sie Ihr Leben nach dem, was Sie dort vorfinden. Das mag sich im Einzelfall schwierig gestalten – aber hey – Lizzie hat es auch geschafft. Es scheint also machbar zu sein ;-)

Gehen Sie es an. Ich wünsche Ihnen maximalen Erfolg und die nötige Weisheit dafür.

Bis bald
Ihr
Gerd Ziegler