Aufhelfen statt runterziehen
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hilf ihm hoch
Man kann niemand zu sich hinunter ziehen, mit dem man auf derselben Stufe steht. Diese einfache Weisheit ist der Schlüssel zu mehreren Möglichkeiten unseren Umgang mit anderen Menschen zu verbessern. Vor allem aber ist es der Schlüssel, zu einem besseren Umgang mit uns selbst.
In diesem Blickpunkt widmen wir uns der Eigenart mancher Menschen, die Sandburg der anderen zu zerstören, weil sie größer und schöner ist als ihre eigene.
Die Sandburg ist hier natürlich nur ein Platzhalter für alle Arten von Besitz, Lebensstil oder Positionen im Leben. Trotzdem zeigt es uns ein Verhalten, dass wir Menschen oft schon als Kind an den Tag legen, und bis ins hohe Rentenalter nicht mehr verlieren.
Haben Sie das schon mal beobachtet, wenn Kinder miteinander spielen. Irgendwie scheint das andere Kind immer das schönere und interessantere Spielzeug zu haben. Das hat schon manche Eltern an den Rand des Wahnsinns gebracht. Egal welche Verteilung man vorgenommen hat – sobald sich auch nur die Farbe des Spielzeugs unterscheidet, will zumindest ein Kind immer das Spielzeug haben, mit dem gerade das andere Kind spielt. Es scheint auf magische Weise interessant zu werden, was kurze Augenblicke vorher noch unbeachtet auf dem Boden lag.
Ein paar Jahre später können wir natürlich nicht mehr einfach losrennen und anderen Kindern – äh, Entschuldigung – Kollegen, die Sandburg kaputt treten. Schließlich sind wir nun erwachsen und wissen, wie man sich zu benehmen hat, oder?
Nein, wir wissen was sich gehört und erkennen den Erfolg der anderen an und freuen uns mit ihnen über ihre gelungenen Aktionen. Obwohl es natürlich doch hin und wieder vorkommen kann, dass wir zufällig einen kleinen Makel an dem gelungenen Kunstwerk der anderen finden. Eine Unzulänglichkeit, ein Fehler – irgendetwas, das beweist, dass der oder die andere doch nicht sooo perfekt ist, wie alle denken.
Und dann – in seltenen Ausnahmen natürlich – lässt sich so ein kleiner Makel zur Not auch aufblasen, als wäre der Weltfrieden in Gefahr. Nicht dass es einem selbst etwas ausmachen würde, aber man ist ja schließlich in der Pflicht und muss die anderen Menschen darauf hinweisen, damit sie die Gefahr erkennen.
Jeder kreativ und schöpferisch arbeitende Mensch, jeder der sich aufmacht etwas zu bewegen und zu verändern, kennt dieses Phänomen, und manchen trifft es gänzlich unvorbereitet und mit voller Härte. Wir wünschen uns immer, dass sich alle für uns und mit uns freuen, wenn wir Erfolg haben bei dem was wir uns vornehmen, aber so sind wir Menschen mehrheitlich nicht. Die meisten von uns wollen, dass die eigene Unfähigkeit sich zu verändern als Standard erhalten bleibt.
Solange man Dinge sagen kann, wie: “Das geht allen so. Wie hätte ich es da schaffen können? Leute wie wir schaffen das nicht”, oder “das ist nichts für Leute wie uns.” Denn wenn das für Leute wie uns nichts ist, dann ist es ja auch kein Wunder, dass ich es auch nicht erreiche. Ein wunderbar, bequemes Polster, auf dem man herrlich sein Leben absitzen kann und von wo aus man astrein argumentieren kann, warum mehr einfach nicht drin ist.
Sobald aber so einer von uns es schafft ist es auch mit dieser Illusion vorbei und jeder kann sehen, dass es einfach nur Ausreden waren. Jetzt gilt es schnell zu handeln – wie war das noch mal mit der Sandburg? – Genau – sie ist gar nicht schön und sie hat auf der Seite schon Risse … etc.
Der oder die Erfolgreiche hat also nur Glück gehabt und soviel man gehört hat, soll auch ein Vetter der Schwester nachgeholfen haben, und überhaupt ist das ja kein Wunder, bei dem Geld, das die Familie besitzt haben die sicher nachgeholfen … usw.
Genauso verhält es sich, wenn andere schlauer sind als wir, oder mehr Power haben, oder uns sonst in irgendeinem Bereich, der uns wichtig ist, überlegen sind. Geschwister wurden so zu Gegnern, Freunde zu erbitterten Feinden. Und nicht Wenige haben dem Druck nachgegeben und haben angefangen sich klein zu machen, um nicht mehr aufzufallen. Das Ende aller großen Möglichkeiten.
Unterm Strich verlieren bei diesem Spiel alle.
Derjenige der andere zu sich nach unten zieht, bleibt dadurch trotzdem unten. Er oder sie hat nur das Niveau gesenkt, und erscheint nun wieder mehr der Norm entsprechend. Der oder die Talentierte hat sich runterziehen lassen und lässt den Rohdiamanten des eigenen Traumlebens ungeschliffen im See der Normalität untergehen. Und der ganze Rest unseres schönen Planeten muss auf die positive Vielfalt verzichten, die wir erleben könnten, wenn jeder – oder zumindest die meisten Menschen, ihr ganzes Potential ausleben würden.
Da versucht die junge Frau weniger intelligent und ideenreich zu wirken, um ihrem Lebenspartner keine Minderwertigkeitsgefühle zu vermitteln. Sie will ihn ja schließlich nicht verlieren. Oder da ist der aufstrebende, junge Mitarbeiter, der mit seinen tollen Ideen die Firma im Sturm erobert hat. Als er den ersten Fehler macht, schlägt die Summe der aufgestauten Frustration über ihm zusammen, weil er die anderen, deren Wahrnehmung nach, wie Idioten hat dastehen lassen.
Dieser Mechanismus, dass man Menschen, die man in einem Feld, das einem wichtig ist, nicht mehr erreichen kann, versucht zu sich herunter zu ziehen, scheint fast schon ein Reflex zu sein. Lediglich wer die Konkurrenz gänzlich abhängt, der wird auf einen Sockel gestellt und zur Lichtgestalt oder zum Glückskind erklärt. Dass solche Leistungen im Normalfall mit Glück herzlich wenig zu tun haben, interessiert dabei nur am Rande. Der Enteilte stellt auf jeden Fall keine Gefahr mehr für die anderen dar, denn er oder sie gilt jetzt als Ausnahmeerscheinung, an der man sich nicht messen kann. Damit sind alle wieder fein raus – eine Superlösung.
Wer diesen letzten Sprung nicht schafft, taucht nicht selten wieder ab in die Geborgenheit des Durchschnitts. Aus Angst vor Angriffen bleibt er oder sie nun einfach unten – wer den Kopf nicht zeigt, dem wird er auch nicht abgeschlagen. Wer weiß wie viel Potential auf diese Weise ungenutzt auf der Strecke bleibt.
Dabei gibt es, wie fast immer, mehrere Lösungen – so auch für dieses Problem. Der gewünschte Zustand ist Harmonie, der Wunsch Teil des Ganzen zu sein, anerkannt und letztendlich auch geliebt zu werden. All diese Wünsche sind nachhaltig in Gefahr, wenn wir uns von der Norm entfernen. Um mit den Menschen, mit denen man zu tun hat, auf einem ähnlichen Level zu bleiben, oder zu kommen, muss der Betroffene also sein Licht unter den Scheffel stellen, oder er kann den anderen dabei helfen ihr Potential besser auszuschöpfen – er kann sie also zu sich hoch holen.
Wer sich selbst weiterentwickelt, wächst und sein Leben selbst bestimmen kann, braucht diese Attacken auf andere nicht, um sich zu schützen.
Er braucht nicht neidisch sein, er hat alles was ein glückliches und erfülltes Leben ausmacht. Solche Menschen können akzeptieren, dass es unterschiedlich begabte, unterschiedlich gesunde und unterschiedlich reiche Menschen gibt.
Solange jeder nach seiner Fasson glücklich und erfüllt leben kann, machen diese Unterschiede überhaupt nichts aus. Im Gegenteil, wer selbst nach seinen Maßstäben erfolgreich ist, kann dies auch allen anderen gönnen. Den Menschen sind nicht alle Bereiche ihres Lebens gleich wichtig und dementsprechend setzen sie ihre Prioritäten. Mehr Spaß und Bequemlichkeit für die einen, mehr Ranklotzen und voran kommen für die anderen und Familie, Freizeit und/oder Gesundheit für die Dritten und wieder anderen ist es wichtig, dass sie im Einklang mit ihrer Religion leben können.
Wer andere dabei unterstützt ihr Leben nach deren eigenen Vorstellungen zu gestalten, der hilft auch sich selbst. Wer sein Licht unter den Scheffel stellt, der nutzt niemandem, sagte schon Nelson Mandela in seiner berühmten Rede. Bring Dein Licht zum Leuchten, damit sich andere daran entzünden können. Jeder darf seine Großartigkeit ausleben, egal wo die bei dem Einzelnen liegt.
Achtung – ich spreche nicht davon jedem zu erzählen wie großartig man ist, sondern es durch vorleben zu zeigen. Schwallbacken aller Couleur, die in Wirklichkeit nur Fassadenbauer sind, haben wir schon genug. Ich spreche davon seine ganz persönlichen Talente und Neigungen zu leben und mit Freude daran zu arbeiten, diese zur Meisterschaft zu verfeinern. Wer dabei anderen noch hilft – und wenn es nur durch sein Beispiel ist – es ihm oder ihr nachzutun, der wird auch die Neidattacken verringern, und mit den wenigen, die übrig bleiben, besser umgehen können.
Folgende drei Regeln wären hilfreich, wenn Sie diese in Zukunft in Ihr Leben fest verankern, falls Sie dies nicht ohnehin schon tun:
1.) Ziehen Sie niemand runter, der Ihnen auf einem Gebiet überlegen ist, das Ihnen wichtig ist – eifern Sie ihm oder ihr stattdessen nach und nutzen Sie dessen Erfolge um davon zu lernen und daran zu wachsen
2.) Der beste Weg Angriffe von unten abzuwehren ist, den Angreifern nach oben zu helfen – Wer selbst wächst und sich entwickelt muss seinen Selbstwert nicht angstvoll vor dem Besseren schützen
3.) Bleiben Sie niemals absichtlich oder unbewusst unter Ihren Möglichkeiten, nur um andere zu schonen oder die Harmonie zu erhalten. Das bedeutet nicht, dass Sie überall den großen Macker raushängen lassen, sondern dass Sie Ihr Licht zum Leuchten bringen und dieses Licht positiv zum Nutzen aller einsetzen und so als Leitstern für andere dienen.
Wie ist das bei Ihnen? Haben Sie sich schon manchmal dabei erwischt, wie Sie andere kritisieren, nur um ihnen eins auszuwischen, oder um sie zurecht zu stutzen? Sahen Sie sich vielleicht schon mal solchen Angriffen ausgesetzt? Oder haben Sie schon mal Ihr Licht unter den Scheffel gestellt, um anderen zu gefallen, oder die Harmonie zu erhalten?
Ich bin gespannt auf Ihre Erlebnisse – schreiben Sie uns Ihre Meinung in die Kommentare, oder schreiben Sie uns auf der Facebook-Fanpage unter den Beitrag.
Übrigens – bevor hier ein falscher Eindruck entsteht – Ich bin selbst ebenfalls nicht frei von den oben beschriebenen Anwandlungen. Ich nehme sie heute nur bewusster wahr. Manchmal schon während ich nach so einem Muster handle, manchmal danach, aber mit ein bisschen bewusstem Training, wird man immer sensibler für solche internen Vorgänge. Probieren Sie es aus.
Ich wünsche Ihnen maximalen Erfolg dabei und alles Gute auf Ihrem Weg.
Bis bald
Ihr
Gerd Ziegler