“Ein Junge weint nicht und ein Mann schon gar nicht.” Vielleicht wurden Ihnen in Ihrer Jugend ja auch solche oder ähnliche Sätze mit auf den Weg gegeben. Und auch wenn Sie als Mädchen aufgewachsen sind, bekamen Sie vielleicht zu hören: “Du bist doch schon ein großes Mädchen, da weint man nicht mehr …”

Ich möchte nicht wissen, für wie viele seelische und psychische Probleme solche schwachsinnigen Sätze verantwortlich sind. Genau wie die irrige Meinung, positives Denken würde bedeuten, man müsse immer gut drauf sein und müsste negative Gefühle verscheuchen.

Das Leben ist nicht immer eitel Sonnenschein. Es gibt zahlreiche Ereignisse und Umstände, die sind alles andere als erheiternd. Und dann brauchen wir ein Ventil und dann haben wir nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, diesen Gefühlen von Trauer, Wut und Verzweiflung Raum zu geben. Nur wer dies zulässt, für den geht es, nach der Verarbeitungsphase auch wieder unbeschwert, oder zumindest leichter weiter. Tränen reinigen das Herz und die Seele.

Sie müssen nur darauf achten, nicht darin zu versinken und hängen zu bleiben. Es macht einen großen Unterschied, ob Sie negative Gefühle zulassen, oder ob Sie darin versinken und sich darin verstricken. Nehmen Sie sich also die Trauerzeit, die Sie brauchen und schauen Sie dann wieder nach vorne. Diese Phasen sind, in unterschiedlicher Ausprägung, Teil des Lebens aller Menschen.