Arbeit-bleibt-Arbeit
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Dieser Satz ist mir heute, an einem Montag morgen, aus einem Newsletter entgegen gekommen. Ja, er hat mich förmlich angesprungen. Gefolgt von der Frage: “Was würden Sie jetzt eigentlich viel lieber tun?” Vielleicht sind mir diese Fragen besonders aufgefallen, weil ich noch müde und alles andere als freudig in diesen Tag gegangen bin.
In diesem Blickpunkt wollen wir uns über falsche Hoffnungen unterhalten, welche die Vorstellung von einem Traumleben bei uns Menschen wecken kann.
“Wie jetzt?”, werden Sie jetzt vielleicht sagen, “Sie schreiben von einem Traumleben und versuchen andere zu inspirieren, während Sie selbst gar nicht immer gut drauf sind?”
Eine naheliegende Frage und eine berechtigte dazu. Nein, tut mir leid wenn ich Sie enttäuschen muss, aber obwohl es mir überwiegend gut geht und ich mich ebenfalls überwiegend mit Dingen beschäftigen darf, die ich gerne tue, ist das Leben nicht die ganze Zeit ein steter Quell der Freude.
Vielleicht hat mich diese Frage aus dem Newsletter deshalb so geärgert. Weil ich selbst auch immer wieder auf diese Illusion hereinfalle, dass das Leben durchgängig aus glücklichen Momenten bestehen kann und ein erfülltes Leben keine negativen Aspekte hat.
Tue das, was Du gerne tust und Du wirst nie wieder in Deinem Leben arbeiten müssen.
Sicher ist Ihnen dieser Spruch auch schon öfter begegnet und er trägt, wie so oft, natürlich eine gewisse Wahrheit in sich. Vieles von dem, was man tut, wenn man sich mit Dingen beschäftigt, die man gerne tut, empfindet man nicht als Arbeit, so wie man einen Job empfindet, den man nur des Geldes wegen ausübt.
Aber unterm Strich bleibt es Arbeit, wenn der eigene Lebensunterhalt vom Erfolg dieser Tätigkeit abhängt. Selbst wenn Sie von Ihren Geldanlagen leben können, müssen Sie sich um diese kümmern und dafür Zeit investieren, die Sie vielleicht gerade jetzt lieber woanders mit jemand anderem verbringen würden. Selbst wenn Sie beim Multi-Level-Marketing eine große Struktur aufgebaut haben und von den Einnahmen leben können, müssen Sie sich um diese Struktur kümmern, neue Leute aufbauen, Vorträge halten, Informationssysteme aufbauen u.v.m. Wer nicht gerade so reich ist, dass sich andere Menschen um alles kümmern, der hat auch Pflichten zu erfüllen, egal wie er es alternativ nennt.
Ich darf an diesem Montag ein Interview vorbereiten, diesen Podcast-Beitrag aufnehmen, selbst ein Interview geben, weiter an meinem Onlineseminar arbeiten und mich mit weiteren Aufgaben beschäftigen, die ich gerne tue. Wenn ich die Frage aus dem Newsletter allerdings ehrlich beantworten müsste, dann wäre ich heute morgen lieber noch eine Weile im Bett geblieben und würde jetzt lieber in dem spannenden Buch weiterlesen, das ich am Wochenende begonnen habe.
Wenn ich es recht bedenke, kommt das gar nicht so selten vor, dass ich gerne etwas anderes tun würde, wenn ich arbeite. Ich vermute mal, davon ist auch der größte Eigenmotivationskünstler nicht frei. Unser Interviewpartner, der Bestseller-Autor Titus Müller sagte mal: “Ich schreibe für mein Leben gern und bin dankbar, dass ich davon leben kann. Es ist mein Traumberuf, aber es ist jeden Tag von neuem wieder Arbeit und ich muss mich immer wieder zwingen an dem aktuellen Buch strukturiert weiter zu arbeiten.”
Ich denke, das trifft es ganz gut. Wer behauptet er habe sein Traumleben, seine Traumtätigkeit gefunden und müsse nun nicht mehr arbeiten, der sollte vielleicht mal genauer prüfen, ob er sich nicht belügt und andere damit nicht in die Irre führt. Viele falsche Erwartungen werden so geweckt und die Enttäuschung ist vorprogrammiert.
"Was würden Sie jetzt eigentlich viel lieber tun?"
Vielleicht ist das einfach eine völlig ungeeignete Frage für Menschen, die etwas gestalten oder schaffen wollen. Denn wenn Sie auch nur annähernd so veranlagt sind, wie die meisten Menschen, dann ist das, was man gerade nicht haben kann, immer verlockender als das, was man gerade tut. In seltenen Fällen fange ich z. B. schon mal damit an mein Büro aufzuräumen und Staub zu saugen, wenn ich eigentlich an einem Beitrag schreiben sollte oder etwas anderes fertig stellen müsste. Keine Ahnung woher dieses Phänomen kommt, aber es scheint weit verbreitet zu sein.
Wer also selbst noch etwas tun muss, um die Geldströme in seine Richtung zu leiten, der muss auch arbeiten, im Sinne von tun, was getan werden muss. Es kann sein, dass dies etwas ist, das häufiger und mehr Spaß oder Freude bereitet, als bei anderen, aber es kann mir keiner erzählen, dass es nicht Momente gibt, in denen man gerne etwas anderes tun würde.
Für mich hat der Montag keinen besonderen Stellenwert, weil ich meist auch am Wochenende an meinen Projekten arbeite und meistens auch an den Wochentagen etwas Privates unternehmen kann. Und wie gesagt, auch in der sogenannten Arbeitszeit, empfinde ich das, was ich tue nicht als Last, jedenfalls selten. Trotzdem hätte ich gerne mehr Zeit für Freunde und Familie, würde gerne öfter einfach mal faulenzen, hätte gerne mehr Zeit um auszugehen, ins Kino zu gehen, Sport zu treiben, neue Dinge kennenzulernen, eine Kunstausstellung zu besuchen, Seminare zu besuchen, zu lesen, zu spielen und tausend Dinge mehr.
Auch wenn von diversen Gurus und Menschen, die Sie zu etwas bewegen wollen, behauptet wird, ein Traumleben wäre zu jedem Zeitpunkt perfekt, oder man könnte das zumindest so erreichen – das ist eine Illusion und entspricht nicht dem Gesetz der Polarität. Und so liebt man eine bestimmte Tätigkeit, kann sich aber manchmal kaum überwinden damit anzufangen, oder bestimmte Teile dieser Arbeit auszuführen. Arbeit ist Arbeit, auch wenn es sich um Aufgaben handelt, die wir ansich gerne tun. Manchmal hat man einfach keine Lust, oder wäre gerne woanders mit jemand anderem zusammen. Manchmal muss man zur Realisierung des Traumlebens auch Aufgaben übernehmen, die einen nicht so begeistern können. Zum Beispiel ist der Traum vom eigenen Unternehmen mit vielfältigen Aufgaben verbunden, die man nicht alle im gleichen Maße lieben wird. Auch das gehört zum Traumleben dazu.
Manchmal hat man die Freiheit, diesem Wunsch nachzugeben und einfach mal blau zu machen. In der Mehrheit der Fälle muss man aber einfach tun, was getan werden muss.
"Heißt das nun, dass ich auch gleich in meinem ungeliebten Job bleiben kann, wenn ich auch im Traumberuf sowieso nur meine Pflicht erfüllen muss?",
wird der ein oder andere jetzt vielleicht fragen.
Nein, das heißt es nicht. Im Gegenteil. Eine Tätigkeit oder einen Beruf zu finden, in dem man seine Talente und Neigungen ausleben und einbringen kann ist ein wesentlicher Bestandteil eines glücklichen und erfüllten Lebens. Es ist also keine Frage, genau danach müssen Sie streben.
Es geht lediglich darum, nicht in die Falle falscher Erwartungen und Idealbilder zu tappen, die immer wieder gezeichnet werden. Zu tun, was man gerne tut wird Ihnen Glück und Zufriedenheit bringen. Nur erwarten Sie bitte nicht, dass es das rund um die Uhr tut. Auch in einem Traumleben gibt es Aufs und Abs, Niederlagen und Siege, Krisen und Glückssträhnen, geliebte und ungeliebte Tätigkeiten. Und eben auch Tage oder Momente, in denen Sie einfach lieber etwas anderes tun würden. So what? Na und?
Sie haben immer zwei Möglichkeiten: Sie können das tun, was Sie lieben, oder das lieben was Sie tun. Gerade wenn die Lust an der Tätigkeit nachlässt, oder Aufgaben anstehen, die nicht so viel Begeisterung bei Ihnen auslösen, ist es wichtig sich daran zu erinnern. Lernen Sie etwas zu finden, das Sie gerne tun und von dem Sie leben können, aber lernen Sie auch, die notwendigen Dinge, die getan werden müssen, ebenfalls zu lieben, anstatt darüber zu grübeln, was jetzt gerade noch schöner wäre. Klarheit verschafft Ihnen die Macht zu handeln und das Glücksgefühl stellt sich spätestens dann wieder ein, wenn Sie die Aufgabe bewältigt haben.
Viel Erfolg dabei und alles Gute bei der Bewältigung Ihrer Aufgaben.
Bis bald
Ihr
Gerd Ziegler
Sehr wichtiges und spannendes Thema! Ich für mich bin zu der Einstellung gekommen, dass das Ziel meiner Arbeit viel wichtiger geworden ist, als die Arbeit an sich. Wenn ich weiß, dass ich auf ein erstrebenswertes Ziel hinarbeite, fühle ich mich erfüllt. Auch wenn mir die Tätigkeiten, die dazu zu erledigen sind, selbst nicht so viel Spass machen. Beispiel: Trainieren für ein Spiel am Wochenende oder Üben für einen Live-Auftritt.