Anstand und Moral – die Begriffe sind etwas aus der Mode gekommen. Trotzdem gibt es natürlich noch Regeln und Markierungen, was wir moralisch für vertretbar halten und was nicht. Neben den ganz individuellen, die da jeder für sich selbst festlegt, gibt es diese auch auf gesellschaftlicher Ebene.

Viele ersetzen diese Begriffe heute durch den Begriff Ethik und reden von ethischem Verhalten. Im Prinzip meint man aber dasselbe und auch die Dehnbarkeit des Begriffs stimmt mit der altmodischen Bezeichnung überein. Ein paar Beispiele gefällig, wie aktuell das Zitat von Fellini auch heute noch ist?

Ist es ethisch vertretbar, andere Lebewesen zu quälen, wenn es Menschenleben rettet? Gilt das Gleiche auch noch, wenn es nicht um Leben, sondern um Schönheit geht? Ist es ethisch vertretbar unser Konsumverhalten unverändert zu lassen, auch wenn in anderen Regionen Menschen dafür in unwürdigen Umständen leben, oder sogar deshalb verhungern? Ist es ethisch vertretbar Waffen in Kriegsgebiete zu liefern, wenn dadurch unsere Exportzahlen stimmen und Arbeitsplätze gesichert werden? Ist es moralisch verwerflich seinen freien Willen und seine Überzeugungen gegen die Sicherheit eines monatlichen Gehaltsschecks einzutauschen, oder ist das auch eine Art der Prostitution?

Ich könnte diese Liste mit Fragen noch lange fortsetzen. Bei der Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen wird man schnell merken wie weit dieser Begriff Ethik und Moral gedehnt werden kann, vor allem wenn man konkreter fragt: “Würden Sie Ihren Arbeitsplatz, Ihr Einkommen riskieren, oder wenigsten Verluste hinnehmen, wenn sich dadurch Verbesserungen erzielen lassen?” Die Masse der Verbraucher gibt da eine eindeutige Antwort an der Ladenkasse.

Wenn Sie aber nach den eigenen Vorstellungen und auch nach den eigenen Werten leben wollen, dann müssen Sie mit sich ins Reine kommen, auch wenn das bedeutet, ein Stück scheinbare Sicherheit aufzugeben. Lernen Sie sich zu vertrauen und mutig zu sein.