Positives Denken gleich positives Leben?
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Laut Murphys Gesetz geht das, was schief gehen kann auch schief. Und tatsächlich bewahrheitet sich das immer wieder. Ist das mit dem positiven Denken also Schwachsinn? Reden sich die Positivdenker alles immer nur in rosaroten Farben schön? Was ist dran am Mythos Positives Denken? Versuchen wir uns der Frage systematisch zu nähern.
Was ist eigentlich positives Denken?
Wenn wir diese Frage hundert Menschen stellen, erhalten wir wahrscheinlich einhundertfünfzig Definitionen. Für die einen ist positives Denken die Fähigkeit das Schöne und Gute in allen Dingen zu erkennen. Für andere heißt es, voller Zuversicht und Selbstvertrauen der Zukunft entgegen zu sehen. Und für wieder andere ist es der Versuch, alle Ereignisse mit Gleichmut und einem glücklichen Lächeln hinzunehmen.
Ich persönlich glaube weder an rosarote Wölkchen, noch daran, dass alles toll ist, was uns so im Lauf unseres Lebens zustößt oder begegnet. Meine Erfahrung lässt mich aber vermuten, dass Menschen, die eine positive Grundeinstellung haben, leichter, fröhlicher und dadurch auch glücklicher durchs Leben gehen. Das heißt nicht, dass man alles super finden muss und bei jedem Schicksalsschlag sofort nach dem Positiven darin suchen muss.
Vielmehr ist eine positive Grundhaltung für mich, die Ereignisse im Leben zu unterteilen und:
- das auch wirklich zu ändern, was ich ändern will und auch kann
- das vorläufig anzunehmen, was ich nicht ändern kann und
- die daraus resultierenden,neuen Ausgangssituationen, als Basis für das künftige Leben zu betrachten, auf dem dieses gestaltet werden kann.
Positiv zu denken heißt also, sein Leben soweit wie möglich selbst zu gestalten und die Ereignisse, auf die wir wenig, bis keinen Einfluss haben, in diese Gestaltung einzuarbeiten. Rückschläge, Fehlversuche und andere unangenehme Dinge sind genauso ärgerlich wie unvermeidbar und manchmal treffen sie uns so hart, dass wir am liebsten alles hinwerfen und aufgeben möchten. Das ist normal und das geht jedem so.
Manchmal will und muss man trauern. Ab und zu muss man sich auch mal ein bisschen selbst leid tun und manchmal braucht man einfach Trost, statt motivierende Worte. Das sind Phasen, ohne die man die Erfolgs- und Glücksmomente gar nicht erkennen und auskosten könnte. Sie gehören zu unserem Leben dazu und sind – in der Gesamtheit gesehen und auf ihre Weise – ebenso wertvoll, wie die positiv empfundenen Augenblicke.
Positiv denken heißt also auch, diesen Umstand zu erkennen und sich dessen bewusst zu sein, in Zeiten der Trauer und des Misserfolgs, genauso wie in Zeiten von Glück und Erfolg.
Funktioniert positives Denken?
Die Tschakka-Rufer dieser Welt haben uns über Jahre weis gemacht, dass man nur das Positive denken und das Positive erwarten soll, dann wird es auch eintreten. Und wenn es nicht eintritt, muss man sich einfach mehr anstrengen.
Da ist dann wohl irgendwas noch nicht in Ordnung mit mir, wenn es nicht so funktioniert, oder?
Leider funktioniert das nur bei den Motivationsgurus selbst. Es füllt ihnen regelmäßig die Vortragshallen und verkauft deren Bücher und DVDs. Wie bei einem Junkie braucht man immer wieder neue Impulse von außen, ein neues Training, eine neue Dosis positiver Energie.
Nicht dass Sie mich falsch verstehen. Ich habe nichts gegen eine gut aufgebaute Veranstaltung bei der den Menschen Werkzeuge für eine Verbesserung ihrer Lebensumstände an die Hand gegeben werden, und die Batterien mal wieder ordentlich aufgeladen werden. Mir widerstrebt nur die Illussion, die dabei aufgebaut wird. Die Illussion jeder könne alles erreichen, wenn er nur fest genug daran glaube. Die Illussion, das eigene Denken wäre falsch, sobald sich kritisches Hinterfragen einschleicht und last but not least die Illussion, die eigenen Veranlagungen, Prägungen und Überzeugungen ließen sich mal eben über Bord werfen und ein neuer Mensch würde aus den Überresten entsteigen.
Positiv Denken funktioniert, genau wie negatives Denken dadurch, dass ich meine Wahrnehmung auf die positiven oder negativen Aspekte meines Lebens oder der Ereignisse in meinem Leben, lenke. Dadurch empfinde ich mein Leben als freudiger, glücklicher oder eben als langen Leidensweg, je nachdem. Der positiv denkende Mensch nimmt die schönen Seiten seines Lebens auch schon wahr, bevor sie ihm fehlen und freut sich über Gesundheit nicht erst, wenn er krank geworden ist. Er erkennt auch in Rückschlägen, die Lektion und was man daraus lernen kann. Er versteht sie als Feedback und Zeichen, dass er es auf andere Weise versuchen muss. Er konzentriert sich auf die Möglichkeiten, nicht auf die Hindernisse, ohne zu vergessen, dass welche da sind und auftauchen werden. Das Leben hat für positiv denkende Menschen zu viele wunderbare Aspekte, als dass man es mit Streit, Hass und gegenseitigen Versuchen sich zu rächen oder sonstwie zu schaden, verschwenden sollte.
So verstanden, funktioniert positives Denken hervorragend. Der einzige Vorteil des negativen Denkers ist die Befriedigung, es ja gewusst zu haben, wenn etwas schief geht. Er wird weniger ENT-Täuscht. Aber er zahlt dafür einen hohen Preis.
Wie also denkt man positiv?
Nun, ich erhebe keinen Anspruch auf Allwissenheit, deshalb kann ich diese Frage nur aus meiner Sicht beantworten. Unser Leben besteht aus allen Facetten. Es ist nie nur positiv und niemals nur negativ. Und ergänzend kann man zum Zeitpunkt eines Ereignisses meist noch gar nicht schlussendlich sagen, ob sich dieses Ereignis positiv oder negativ auf unser künftiges Leben auswirken wird. Oft genug hat uns ein schmerzliches Ereignis, wie zum Beispiel eine Entlassung, erst auf den Erfolgsweg in einem anderen Unternehmen oder in der Selbständigkeit gebracht, die wir sonst nie gewagt hätten. Oder eine wundervolle Beziehung wäre gar nicht zustande gekommen, hätte uns ein früherer Partner oder eine Partnerin nicht verlassen.
Positiv denken heißt also zuallererst, aufhören zu bewerten. Uns fehlt allen der Gesamtüberblick und wir erkennen nicht die Rolle, die ein bestimmtes Ereignis in Verlauf unseres Lebens wirklich spielen wird. Deshalb muss man sich nicht über traurige Anlässe freuen oder gute Miene zu irgendeinem bösen Spiel machen. Vielmehr hilft uns das Bewusstsein, dass das Leben aus Situationen besteht und sich diese laufend verändern. Wir haben nicht die Macht über die Ereignisse, die diese Situationen verändern, aber sehr wohl die Macht, wie wir darauf reagieren und wie wir mit den jeweils neuen Situationen umgehen.
Wer weiß, was er oder sie will und wie das eigene Leben aussehen soll, kann sich in jeder erdenklichen Situation neu ausrichten und das bestmögliche aus der neuen Situation machen. Dabei kann es sein, dass dies in bestimmten Momenten mal das Trauern ist, in anderen muss man seinem Ärger mal Luft machen um sich und seine Vorstellungen durchzusetzen. Aber dauerhaft liegt der Fokus auf der Umsetzung eines Lebens nach den eigenen Vorstellungen. Das erzeugt einen starken inneren Antrieb und kontinuierliches Wachstum. Positives Denken ist dann fast ein Nebenprodukt, das sich daraus ergibt.
Wir wünschen Ihnen maximalen Erfolg auf Ihrem Weg dorthin.
Bis bald
Ihr
Gerd Ziegler
Seit ich das Gesetz verstanden habe, stelle ich mich im Supermarkt immer gleich an die vollere Kasse. Klappt überraschend oft dass ich eher raus bin als meine Mitstreiter an den Nachbarkassen …
😀
Mit ein bißchen kindlicher Spielerei kommt man dem Geheimnis irgendwann auf die Spur. Happy Bergfest!
Sehr guter Artikel !!