Die Schule des Lebens
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Die Schule des Lebens unterrichtet lebenslang und durchgehend – 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Die Schule der Menschen dagegen hat nur begrenzte Zeit und begrenzte Möglichkeiten ihren Schülern etwas beizubringen. Glaubt man den vielen Kritikern unseres Schulsystems, dann unterrichten sie nicht nur auf die falsche Art und Weise, sondern auch die falschen Inhalte.
Der Finanz-Guru fordert den Umgang mit Geld als Schulfach. Die Freunde der Mentalkräfte wollen den Kindern das richtige Denken beibringen. Der Unternehmer beklagt, dass die Vorteile der Selbständigkeit nicht richtig vermittelt werden. Der Rhetoriktrainer fordert mehr Aufmerksamkeit für die Macht der Sprache und der Fachmann für Stil & Etikette findet, dass Umgangsformen schon in der Schule vermittelt werden sollten.
Ich bin mir sicher, die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen mit Ideen, was die Schule den Kindern denn nun beibringen sollte. Vermutlich würde das aber sowohl die Schule, als auch die Kinder maßlos überfordern. Wie gesagt, sowohl Zeit, als auch Möglichkeiten sind begrenzt, und jedem gerecht zu werden ist schlichtweg unmöglich. Das heißt nicht, dass das Schulsystem perfekt ist, so wie es ist. Ganz im Gegenteil. Da gibt es sicher einiges zu optimieren. Es heißt nur, dass die Schule eben nicht alle wichtigen Werte und Ansätze vermitteln kann.
Die Schule ist, wenn man es einmal genau betrachtet, primär Lieferant der Wirtschaft. Die Schüler müssen die nötigen Qualifikationen erlangen können, damit sie nachher in den Unternehmen eingesetzt werden können, oder im Einzelfall selbst welche gründen und führen können. Dazu müssen die Grundwerkzeuge vermittelt werden. Je nach Schulart und Anforderung an diese, eben in komplexerer oder in einfacherer Form. Die Schüler müssen nachher einfache bis hochkomplexe Berechnungen durchführen können, oder Maschinen programmieren, die das für sie übernehmen. Sie müssen sich, möglichst in mehreren Sprachen artikulieren können um sich in der Arbeit mit anderen einbringen und durchsetzen zu können. Und sie sollten über ein gutes Maß an Allgemeinbildung, also Kenntnisse in Geschichte, Erdkunde, Physik, Chemie usw. aufweisen können, um Zusammenhänge zu verstehen und beim Small Talk nicht als Voll-Hirni dazustehen. Je nach Berufswahl variieren die Wichtigkeiten der Bereiche natürlich.
Nicht zu vergessen, dass die Schule mittlerweile auch mehr Sport anbieten muss, da die Schüler das heute, im Gegensatz zu früher, in der Freizeit nicht mehr alleine hinkriegen. Alles in allem – ziemlich viel Stoff, der da vermittelt werden muss. Schwierigkeiten, welche die Kinder von zu Hause mit in die Schule mitbringen tauchen da in den offiziellen Statistiken gar nicht auf.
Die Gesellschaft, und damit ist jeder Einzelne von uns gemeint, macht es sich hier ziemlich leicht. Die Schule soll alles richten, was das Elternhaus nicht hinkriegt. Und das Elternhaus soll richten, was die Gemeinschaft nicht hinkriegt. Verantwortung wird einfach wegdelegiert. Aber leider funktioniert der Plan nicht wirklich.
Ob ein Schüler einen erfolgreichen Weg einschlägt oder das Gegenteil hängt schließlich zu einem guten Stück auch davon ab wer seine Eltern sind, was sie tun, wie sie denken und auch ein Stück weit, wie vermögend sie sind. Deshalb ist es scheinheilig Veränderungen an den Schulen zu fordern und die Eltern nicht mit einzubeziehen. Wenn Eltern wollen, dass ihre Kinder später mal bestimmte Eigenschaften aufweisen, dann müssen sie diese Vorleben. Sie vererben schließlich nicht nur Häuser, Bankkonten und Autos, sondern vor allem Denkweisen, Einstellungen und Überzeugungen.
Wer also den Ehrgeiz hat, seine Kinder zu fördern und “etwas Besseres” aus ihnen zu machen (ob das geht wäre ein neues Thema), der muss zunächst an sich arbeiten. Wie schon erwähnt – die Schule des Lebens hat durchgehend geöffnet, ob wir das Lehrprogramm annehmen oder einfach weiter ignorieren ist aber unsere eigene Entscheidung. Wir sind mit der Fähigkeit ausgestattet zu lernen und zu wachsen. Es gibt kein Limit. Nur das Limit, das wir uns selbst auferlegen. Die Schule für alles Unwissen verantwortlich zu machen, während wir selbst uns weigern uns weiter zu entwickeln wird nicht funktionieren.
Die letztendliche Entscheidung, was aus einem Menschen wird, trifft er aber, bei allem Einfluss von außen, immer noch selbst. Einen von vielen Beweisen dafür lieferte ein amerikanischer Reporter, der einen Todeskandidaten kurz vor seiner Hinrichtung interviewte. Er war wegen mehrfachem Raubmord zum Tod durch die Giftspritze verurteilt worden und antwortete auf die Frage, wie es soweit habe kommen können:
“Was hätte aus mir schon werden sollen. Mein Vater hat uns missbraucht und verprügelt, wie ihm gerade danach war. Er war Alkoholiker und immer wenn er sein Quantum erreicht hatte, schnappte er sich einen von uns und prügelte ihn durch. Essen gab es nur, wenn er bei seinen Raubzügen erfolgreich war. Wie hätte aus mir etwas anderes werden können, als auch ein Verbrecher.”
Auf Nachfrage erfuhr der Reporter, dass der Mann einen Zwillingsbruder hatte, von dem er nicht wusste wo er abgeblieben war. Interessehalber forschte er nach und fand ihn tatsächlich. Er betrieb eine erfolgreiche Anwaltskanzlei in Boston und war ein angesehenes Mitglied der dortigen Gesellschaft. Der Reporter bat um ein Interview und fuhr nach Boston. Er stellte dem Zwillingsbruder zunächst Fragen ohne von seinem inzwischen hingerichteten Bruder zu erzählen.
“Wie sind Sie so erfolgreich geworden?”
Der Zwillingsbruder antwortete: “Mein Vater war Alkoholiker, wir lebten von den Einnahmen aus seinen Diebstählen und Überfällen, er verprügelte und missbrauchte uns willkürlich – wie hätte ich etwas anderes werden können, als das Gegenteil von diesem Ungeheuer?”
Die Schule des Lebens erteilt uns Lektionen. Was wir daraus lernen ist unsere Entscheidung. Und wenn wir einen Stoff oder ein Thema gar nicht begreifen, bekommen wir auch Nachhilfe in Form von neuen Lektionen. Wie gesagt, die Schlüsse, die wir daraus ziehen sind unsere Sache. Fakt ist – mit jeder Entscheidung beeinflussen wir unsere Welt und die unserer Umgebung. Indem wir uns weiterentwickeln, geben wir auch den Kindern einen Impuls zu wachsen.
Indem wir mit der “richtigen” Einstellung an die Dinge herangehen, zeigen wir auch unserer Umgebung eine Möglichkeit. Der Impuls in jede Richtung, geht von uns aus.
Hallo!
Ja, genau – wenn wir unsere Kinder ihr Wissen aus der Schule des Lebens lernen lassen, ja dann wird sich vieles auf diesem Planeten verändern. In diesem Sinne viele Impulse aus der Schule des Lebens:-) Gottfried Rath
Wohl wahr. Wir machen es uns viel zu einfach, wenn wir alle Aufgaben von uns wegschieben. Immer wenn etwas nicht so läuft wie es sein soll schreien die Menschen nach der Regierung oder in dem Fall eben nach der Schule. Die Lehrer sollen dann das richten, was Eltern und die Gesellschaft selbst nicht hinkriegen. Der Ausgangspunkt liegt bei jedem selbst, da kann ich nur zustimmen.
Richtig gesagt, es ist viel einfacher, jemanden anderen für eigenen Misserfolg verantwortlich zu machen, als sich Mühe zu geben, nach der Lösung selber zu suchen. Lehrer, Gemeinde, Eltern können uns nur zeigen, was es da Gutes und Böses in dieser Welt gibt. Was wir werden wollen, sollen wir selber entscheiden.