Die Wahrheit über Enten und Adler
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Sei wie ein Adler und quak nicht rum, wie eine Ente. Sicher haben Sie die Story über Enten und Adler in der ein oder anderen Variante schon einmal gehört. Diese Art von Bullshit wird mittlerweile von Hinz und Kunz nachgebetet und spiegelt so die Macht der schlüssigen Geschichte wider, weil sie uns von unserem eigentlichen Weg, als Menschen, abbringt.
In diesem Blickpunkt wollen wir einen Blick auf die Wahrheit über Adler werfen und auf die Frage, warum Enten langfristig das bessere Ende für sich haben.
Geschichten spiegeln den Zeitgeist
Aber der Reihe nach. Solche Geschichten, wie die von der Ente und dem Adler sind immer nur im Zusammenhang mit der Zeit zu verstehen, in der sie entstehen. Ursprünglich wurde diese Analogie gewählt um die Botschaft zu vermitteln, man solle fokussiert auf sein Ziel sein und entschlossen zupacken, wenn sich die Gelegenheit bietet, sprich - wenn sich die Beute am Boden zeigt.
Der Adler zieht stolz und mächtig seine Runden, hoch über den anderen Tieren. Er behält den Überblick und schlägt im entscheidenden Moment zu, während die Ente einfach nur auf dem Teich schwimmt und mit den anderen Enten schnattert. Mal abgesehen davon, dass dieser Vergleich völliger Blödsinn ist, weil Enten und Adler völlig unterschiedliche Überlebensstrategien haben und schließlich beide erfolgreich damit sind. Wenn, dann ist der Adler vom Aussterben bedroht, nicht die Ente. Aber das ist ein anderes Thema.
Der Adler kennt weder Stolz noch Macht - er kämpft um sein Überleben
In Wirklichkeit geht es in der Geschichte ja gar nicht um die Tiere, sondern um Menschen mit diesen bestimmten Eigenschaften, die wir auf die Enten und die Adler projizieren. Tatsächlich kennt der Adler weder Stolz nach hat er wirklich Macht. Er verfolgt einfach seine Überlebensstrategie und ob er dies erfolgreich tut, hängt von seiner Leistungsfähigkeit ab. Kann er sein volles Leistungspotential abrufen, wird er überleben, sobald er nachlässt, wird er sterben. Punkt.
Enten sind da sozialer organisiert. Die leistungsstärkste Ente, mit dem größten Potential, wird vielleicht in ihrer besten Phase etwas ausgebremst, weil sie sich um die anderen Enten im Schwarm kümmern muss, aber dafür kann sie in Zukunft auch die Kraft der Gruppe mitnutzen, wenn sie selbst nicht mehr so leistungsfähig ist. Diese Intelligenz der Kooperation und der Nutzung aller Potentiale, hat auf Dauer wesentlich bessere Überlebenschancen, als ein einsamer Adler, finden Sie nicht?
Seine Individualität in der Gemeinschaft auszuleben liegt in der Natur des Menschen
Ein Grundübel unserer Zeit ist, dass dem Herdentier Mensch, immer wieder eingeredet wird, er müsse wie ein Adler sein. Ein einsamer Jäger, der es zur Spitze schafft, ein Siegertyp, der alle anderen hinter sich lässt. Keine Ahnung wer diesen Mythos mit welcher Absicht mal geschaffen hat, ich vermute, er ist im Zuge der Leistungs- und Konkurrenzgesellschaft, als nützliche Metapher gefördert worden. Seither findet der einsame Held, der alles alleine schafft und alle besiegt, immer wieder unsere Bewunderung.
In Wirklichkeit haben solche einsamen Kämpfer nur sehr selten eine Chance. Das Erfolgsmodell der Natur ist die Symbiose. Die völlig unspektakuläre Absicht, Nutzen für andere zu schaffen, deren Interessen und Wünsche zu berücksichtigen und gegenseitig voneinander zu profitieren. Deshalb müssen wir Menschen ja nicht gleich zu schnatternden Enten werden, die nur herumquaken, statt etwas zu tun - wahrscheinlich tun wir den Enten mit dieser Analogie sowieso unrecht.
Wir Menschen haben die Wahl, welche Eigenschaften wir in welcher Situation anwenden wollen. Das ist unser Riesenvorteil in der Evolution. Wir können wählen, wie wir, in bestimmten Situationen sein wollen. Es sei denn, wir haben es uns abtrainieren lassen, weil uns jemand eingebläut hat, wir müssten ein Sieger werden und ganz oben stehen.
Wer Sieger sein will braucht Verlierer
Das Dilemma ist nur - wer Sieger sein will, braucht Verlierer. Es gibt nur eine Nummer eins und der Kampf um diese exklusive Position ist verantwortlich für zahllose Missstände auf dieser Welt. Du oder ich. Mein Land oder Dein Land. Meine Religion oder Deine Religion. Wer hat die beste Lösung? Wer hat Recht? Wer ist die Nummer Eins?
Und wenn es nicht sofort zum Erfolg reicht, dann muss man kämpfen. Immer wieder aufstehen und noch einen Schlag setzen. Es gewinnt der, der am meisten einstecken kann und immer noch steht. Was für eine Philosophie? Diese Art von Heldengeschichte hat unsere ganze Gesellschaft durchzogen und lässt das Rad in dem wir laufen, immer schneller rotieren. Wer will schon zu den Verlierern gehören? Ich sag es Ihnen - keiner will das, aber wenn man genau hinsieht, gibt es fast nur Verlierer und selbst die scheinbaren Gewinner haben sich nach ihrem Sieg so weit von ihrer eigentlichen Natur entfernt, dass sie mit unterschiedlichsten psychischen Problemen zu kämpfen haben. Wie konnte es soweit kommen?
Wir sind keine Adler. Wir sind Herdentiere und wir fühlen uns am wohlsten und geborgendsten, wenn wir uns in die Gemeinschaft einbringen können, wenn wir Teil dieser Gemeinschaft sind, wenn wir lieben und geliebt werden. Wenn wir uns selbst verwirklichen können zum Nutzen dieser Gemeinschaft und im Schutz dieser Gemeinschaft. Das ist unsere Natur. Deshalb muss niemand seine Individualität verlieren - ganz im Gegenteil - jeder hat bestimmte Talente, Neigungen und Fähigkeiten, die er ausleben soll, aber eben nicht um irgendwo Sieger zu werden, sondern um glücklich und erfüllt zu leben, und dabei, fast nebenher, größtmöglichen Nutzen für andere zu schaffen.
Die Symbiose als Erfolgsmodell
Wenn wir in Frieden und Harmonie mit anderen zusammenarbeiten, uns gegenseitig mit unseren Ideen inspirieren und unsere Kräfte bündeln, dann können wir millionenfach mehr erreichen, als mit der heutigen Du-oder-ich-Mentalität. Wenn wir uns wieder am Vorbild der Natur, und vor allem am Vorbild unserer Natur ausrichten, dann sind wir auch nicht mehr darauf angewiesen, andere auszubeuten und zu besiegen oder sonstwie runter zu ziehen, um selbst hoch zu kommen. Wir müssen nicht erst zerstören, um wieder aufzubauen. wir müssen nicht einem System oder einem Heldenbild dienen, sondern können endlich die Technik so einsetzen, wie sie gedacht war - um uns zu dienen und uns die Freiräume zu verschaffen uns selbst zu verwirklichen - oder zumindest die nächste Stufe der Entwicklung zu erreichen.
Lösen Sie sich von diesem altmodischen Denken in Ente- und Adler-Kategorien. Entscheiden Sie sich bewusst Ihren Ehrgeiz und das Streben nach dem Sieg, zumindest in die richtigen Bahnen zu lenken - er wird sich mit der Zeit dann sowieso relativieren. Wer sich seiner selbst bewusst ist, braucht derlei äußere Symbole immer seltener. Sie brauchen sich dann nicht mehr so stark über das Außen definieren. Seien Sie weder Ente noch Adler - seien Sie ein Mensch - oder noch besser - seien Sie der Mensch, als der Sie gedacht sind. Leben Sie Ihre Talente, Wünsche und Träume aus, im Einklang mit dem großen Ganzen. Da wird es dann eine Zeit zum fokussierten Leistungshoch geben und es wird Zeiten zum gemeinsamen Quaken geben. Genießen Sie beides - und lassen Sie sich nicht mehr weiter zu etwas machen, was Sie nicht sind - auch zu keinem Adler.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg auf Ihrem Weg.
Bis bald
Ihr
Gerd Ziegler
PS: Ein gutes Beispiel dafür, was man mit Symbiose und dem Einklang mit der Natur schaffen kann ist auch Gradido - die natürliche Ökonomie des Lebens. Auf diesen Entwurf für ein Geld- und Wirtschaftssystem, das sich am Vorbild der Natur orientiert, lohnt sich definitiv ein genauerer Blick - hier finden Sie weitere Infos dazu ...